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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan; Michalski, Sergiusz [Hrsg.]: Das Arnolfini-Bildnis als Deutungsgegenstand und als Deutungsansporn
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0162

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ware auch schwierig sich ein Diptychon vorzustellen, auf welchem ein Teil die nackte Braut
Arnolfinis vor der Heirat darstellen sollte.

Kępiński, der in dem Arnolfini-Bildnis das Selbstbildnis van Eycks mit seiner Frau in den
Rollen von David und Batsheba sah, hat in dem Badebild die Toilette Batshebas vermutet.
Sein Hauptargument war es, dass der auf dem Kasten liegende Gegenstand der Brief Davids
an Batsheba sei, der ja in Bildern, die Batsheba bei ihrer Toilette zeigen (so bei Memling,
Stuttgart und bei Rembrandt, Paris) immer erscheint. Da es aber in Wirklichkeit ein Kamm
und kein Brief ist, bricht die Argumentation, die sowieso an sich nicht iiberzeugend war,
zusammen. Inzwischen hat Schabacker vorgeschlagen, in dem aus Kopien bekannten
Eyckschen Werk eine Toilette der Judith zu sehen, was iiberzeugender klingt, obwohl auch
nicht ais definitive Lósung anzusehen ist.

Der 1986 veroffentlichte Aufsatz von Jan Baptist Bedaux heisst The Reality of Symbols:
the Question of Disguised Symbolism in Jan van Eyck's Arnolfini Portrait und er beinhalt die
radikalste Kritik an der von Panofsky vor mehr ais fiinfzig Jahren angewandten Methode.
Bedaux Ausfiihrungen kann man in zwei Bereiche teilen. Zum ersten Bereich gehóren seine
Bemerkungen zu den einzelnen Bedeutungen. Zum zweiten Bereich — seine allgemeine
methodische Kritik an dem Begriff der verhiillten Symbolik. Wieder was es das Arnol-
fini-Bildnis, das zu einer grundsatzlichen Auseinandersetzung und zu einer Begriffs-
diskussion den Ansporn gab. Bei der Deutung dieses Meisterwerkes hat sich wieder eine
Diskussion iiber die Grundlagen der kunstgeschichtlichen Methode entwickelt.

Der hollandische Kunsthistoriker, der sich seit zehn Jahren mit der Deutung des
Arnolfini-Bildnisses beschaftigt, bezweifelt jedoch unberechtigterweise einige allgemein
angenommene und ąuellenmassig uberlieferte symbolische Bedeutungen, wie z. B. die des
Hundes ais Symbols der Treue (in dieser Funktion ist der Hund von der Antike an, iiber das
Mittelalter bis zur Neuzeit iiberliefert); vor allem stellt er jedoch in Frage, ob es iiberhaupt
sinnvoll sei, die Idee der verhiillten Symbolik auf die profane Kunst anzuwenden. Fur wem
und wann sind die Symbole „verhullt"? — fragt er. Er akzeptiert dieses Konzept nur bei der
Deutung der religiósen Kunst, obwohl auch in diesem Fali er gewisse Zweifel formuliert.

Nach Bedaux — wie nach solchen Forschern, die in Van Eyck den Entdecker der Natur
sehen wollten — hat der niederlandische Meister ganz einfach das gemalt, was er im Zimmer
der Arnolfini sah. Die Personen, ihre Gebarden und die Gegenstiinde waren, Bedaux zufolge,
im Schlafgemach der Arnolfini wirklich prasent. Die Passionszenen, die um den Spiegel
herum erscheinen verzierten einen realen Spiegel und eine Kerze — die Brautkerze — wurde
in dem Zimmer in der Tat angeziindet.

Doch stellt das Bild eine vollkommen symbolische Komposition dar. Seine Symbolik ist
religios und wir haben kein Recht, das Bild ais ein profanes Werk anzusehen. Die Gattung
der Ehebildnisse existierte noch nicht ais das Bild gemalt wurde. Ja, das bekannte
Frauenbildnis in den Haag konnte wohl ein Element eines Paares von Yerlobtenportrats

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