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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0015
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VORWORT
. ins der am häufigsten aufgesuchten Kunstwerke Neapels ist das wunderliche
E Marmorwerk des Queirolo, das sich in der kleinen Kapelle der Beweinung
der Sangro befindet Es stellt einen nackten Mann dar, der sich mit
.:.-I großer Aufwendung von Muskelkraft aus den zahllosen Maschen eines starken
Netzes zu befreien sucht. Der Mann ist das Sinnbild der um Wahrheit ringenden
Menschheit, das Marmornetz das der gewollten und ungewollten Täuschung, mit der
jene zu kämpfen hat
Es ist auch das Sinnbild dieser Arbeit Denn wenn auch jedes ernste Buch einen
Versuch bedeutet, die Wahrheit aus den Maschen des Irrtums zu befreien, so trifft
dies in ganz besonderem Maße für eine Untersuchung über die Malerei Neapels zu.
Als der Verfasser an den Band der »Berühmten Kunststätten« herantrat, der von
diesem Gegenstände handeln sollte, war er sich zwar bewußt, daß für den älteren
Teil neue Vorarbeiten zu machen sein würden; nicht aber, daß so ziemlich das
gesamte Gebiet der Malerei Neapels bis ins 18. Jahrhundert hinein und in allen ihren
Einzelheiten von neuem untersucht werden müßte, wenn die Forschung sich aus den
Maschen einer endlos fortwuchernden Geschichtsfälschung befreien wollte. Weder die
einzige brauchbare Zusammenstellung der älteren Werke der Malerei in Neapel von
Schulz, noch die Angaben der verschiedenen Handbücher sind, und zwar bis in die
neuste Zeit herab, in ihren Einzelheiten zuverlässig: sie beruhen samt und sonders,
von den wenigen kurzen monografischen Arbeiten abgesehen, die Benedetto Croce
in der Napoli Nobilissima erscheinen ließ, oder die Societä Napoletana di Storia
Patria im Archivio Storico per le Province Napoletane veröffentlichte, auf
den Angaben eines der gefährlichsten Fälscher, der je die Menschheit (insbesondere
die gelehrte) an der Nase herumgeführt hat, auf Bernardo de Dominici.
Dieser Mann hatte den Ehrgeiz, der Vasari Neapels zu sein. Er war Maler, einer
jener zahllosen mittelmäßigen Meister, die halb Künstler, halb Tüncher im 18. Jahr-
hundert die großen Flächen der modernisierten zahllosen Kirchen von Neapel mit ihren
Machwerken bedeckten. Allein, das befriedigte seinen Ehrgeiz nicht. Auch mochte
der Wettbewerb mit den zahlreichen Genossen nicht sehr ertragreich sein. Jedenfalls
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels 1
 
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