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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0126
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112

an,

wie sie sich inzwischen

im Norden zu bedeutender Höhe entwickelt hatte;

und

unsere Betrachtung wendet sich

daher den Schulen Norditaliens im Neapel des 15.

Jahrhunderts zu.

XV
Die andere Gruppe von malerischen Kunstwerken, mit denen wir es neben der
spanisch-flandrischen in der zweiten Hälfte der 1400 zu tun haben, zeichnet
sich durch eine wunderliche Mischung der verschiedenen Bestandteile, aus denen
sie sich zusammensetzt, aus: wir finden umbrische neben toskanischen, ve-
nezianischen, lombardischen und anderen Bestandteilen, sei es, daß wir
sie Meistern verdanken, die auf ihren Wanderungen durch Italien sich selbst schon
eine Art Mischstil erworben haben, sei es, daß dieser durch die neapolitanische
Werkstatt herbeigeführt wird, die sich der fremde Meister dort heranzieht. Wenn
wir den verschiedenen Einflüssen nachgehen, die sich so auf Neapeler Boden kreuzen,
so verhehlen wir uns nicht, daß diese ohnehin schon dornige Aufgabe noch dadurch
erschwert wird, daß die in Betracht kommenden Werke meist ohne bedeutenderen
Kunstwert und fast immer in einem Zustande sind, die ein sicheres Urteil ausschließen.
Umbrische Einflüsse. Sehen wir uns zunächst nach reinen Einfuhrwerken
der umbrischen Kunst um, die sich auf Neapeler Boden finden und dort befruchtend
könnten gewirkt haben, so ist die Ausbeute spärlich und läßt nicht darauf schließen,
daß das Schweigen der Urkunden, nach denen umbrische Künstler in Neapel tätig
gewesen wären, durch die Tatsachen Lügen gestraft würde. Vasari schreibt: »Peter
Perugino malte für den Kardinal Karrafa von Neapel im Dom auf den Hauptaltar
eine Himmelfahrt Mariens mit den erstaunten Jüngern um das Grab«; Sarnelli: »Auf
der Tafel des Hauptaltars war die Heilige Jungfrau gen Himmel fahrend mit den
Jüngern um ihr Grab gemalt. Diese Tafel wurde auf Befehl des Kardinal-Erzbischofs
Vinzenz Karrafa von dem berühmten Maler Peter Perugino angefertigt, der um 1460
blühte. Und zur Zeit des Kardinals Gesualdo [Ende der 1500] wurde sie aufge-
frischt und vergoldet: und da gleichzeitig die Tribüne des Hochaltars einzustürzen
drohte [nach D’Engenio wollte er vielmehr dort sein Grab haben], so stellte er sie
her«. Das Bild scheint aber bis 1744 an seiner ursprünglichen Stelle geblieben zu
sein. Dann erst entfernte es Spinelli und steckte es in die feuchte Johanneskapelle
von S. Restituta. Seine Nachfolger mußten es daher wiederholt »ausbessern« lassen,
wobei es denn von einem Stümper arg mitgenommen wurde. Ein mitleidiger Geist-
licher hing es nun neben der Sakristei auf, und hier war es so unbeachtet, daß es
lange für verschollen galt, bis der kunstliebende Kardinal-Erzbischof Riario Sforza es
Mitte der 1800 vorsichtig reinigen und in der Seripandiokapelle (4. 1.) über dem
Altar aufstellen ließ, wo es noch heute zu sehen ist. Dies wäre das Bild, das nach
De Dominici Andreas von Salerno bestimmt hätte, Perugino aufzusuchen; auf dem
 
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