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also offenbar nur eine untergeordnete Rolle, obgleich nicht daraus zu schließen ist,
daß dies seine erste Arbeit in Neapel war. Künstlers Erdenwallen war von jeher
ein seltsames Auf und Nieder. Was ihn im übrigen zugeschrieben wird, ist teils
verschwunden, teils unrichtig, teils kaum der Mühe wert. Zwei Kirchenväter
(1,30 : 1,56), die mit der Sammlung Avellino ins NM. gekommen sein müssen,
waren 1908 dort noch nicht aufgestellt1). —
Die von De D. dem Josef Fattoruso, einem angeblichen Schüler des Benaska
zugesprochenen Fresken in S. Peter-in-Vinkoli gehören nach Celano dem Benaska
selber: »(Die Kirche) wird jetzt ganz mit vergoldetem Stuck verziert und vom Ritter
Benaska mit Frischmalerei versehen.« Auch diese sind wertlos. —
Zu den Massenmalern, die Dominikino, Guido, Lanfranko usw. nachstreben,
gehört auch der nur einmal erwähnte Franz de Benedetti. Die Neapler Schrift-
steller, die Celano folgen, nennen ihn meist Dominik; allein er bezeichnet sich
selbst auf der großen Deckenmalerei von Donna Regina als FRANCISCUS DE
BENEDICTIS PEDEMONTIS, d. h. er stammt aus Piedimonte d’Alife bei
Kaserta. Ob er ein Schüler des Santafede war, scheint zweifelhaft. Die Kirche
wurde erst 1620 angefangen und am 20. Mai 1649 vom Kardinal Innico Karac-
ciolo geweiht. Es ist ein höchst umständliches Werk, das in allen Teilen bis auf
einen hl. Franz das Lob der hl. Jungfrau singt. Die Einteilung ist nicht ungeschickt,
und man muß immerhin die Einheitlichkeit der großen Erfindung loben, wenn man
auch im einzelnen durch nichts gefesselt wird. Naturgemäß müssen die malerischen
Teile, die immer mehr in die architektonischen übergehen, zu rein dekorativer Wirkung
herabsinken, und als solche sind sie nur mehr im Ganzen genießbar.
XLIV
Von den zwei bedeutendsten Gestalten der Neapler Kunstgeschichte der 1600, Ri-
bera und Salvator Rosa, war Ribera kein Neapolitaner und Rosa hat nur
einen so geringen Bruchteil seiner Tätigkeit auf dem heimatlichen Boden entfaltet,
daß man kaum ein Recht hat, ihn für Neapel in Anspruch zu nehmen. Ribera kam
als fertiger Künstler dahin, hat dann aber sein reiches künstlerisches Leben dort
verbracht, nicht ohne von seiner Umgebung, wenn auch keineswegs ausschlaggebend
beeinflußt zu werden. Rosa verließ mit seinem jungen vielseitigen Talente, kaum
daß er die Grundlagen seiner Kunst gelegt hatte, den heimatlichen Boden und ent-
faltet es unter den mannigfachen mächtigen Einflüssen Roms, Florenz und des Nordens.
Beides ist in gewissem Sinne tipisch für Neapel, das von jeher fremde Meister bei
sich beherbergte, die eigenen aber in die Fremde schickte, anstatt sie zu behalten
und durch sie eine eigene Kunst zu entwickeln: Ribera und Rosa bezeichnen so die
1) Seine Leistungen als Zeichner und Radierer können hier nicht gewürdigt werden.
Daß er besonders Korreggio studiert habe, ist eine dem De D. nachgesprochene Behauptung.
also offenbar nur eine untergeordnete Rolle, obgleich nicht daraus zu schließen ist,
daß dies seine erste Arbeit in Neapel war. Künstlers Erdenwallen war von jeher
ein seltsames Auf und Nieder. Was ihn im übrigen zugeschrieben wird, ist teils
verschwunden, teils unrichtig, teils kaum der Mühe wert. Zwei Kirchenväter
(1,30 : 1,56), die mit der Sammlung Avellino ins NM. gekommen sein müssen,
waren 1908 dort noch nicht aufgestellt1). —
Die von De D. dem Josef Fattoruso, einem angeblichen Schüler des Benaska
zugesprochenen Fresken in S. Peter-in-Vinkoli gehören nach Celano dem Benaska
selber: »(Die Kirche) wird jetzt ganz mit vergoldetem Stuck verziert und vom Ritter
Benaska mit Frischmalerei versehen.« Auch diese sind wertlos. —
Zu den Massenmalern, die Dominikino, Guido, Lanfranko usw. nachstreben,
gehört auch der nur einmal erwähnte Franz de Benedetti. Die Neapler Schrift-
steller, die Celano folgen, nennen ihn meist Dominik; allein er bezeichnet sich
selbst auf der großen Deckenmalerei von Donna Regina als FRANCISCUS DE
BENEDICTIS PEDEMONTIS, d. h. er stammt aus Piedimonte d’Alife bei
Kaserta. Ob er ein Schüler des Santafede war, scheint zweifelhaft. Die Kirche
wurde erst 1620 angefangen und am 20. Mai 1649 vom Kardinal Innico Karac-
ciolo geweiht. Es ist ein höchst umständliches Werk, das in allen Teilen bis auf
einen hl. Franz das Lob der hl. Jungfrau singt. Die Einteilung ist nicht ungeschickt,
und man muß immerhin die Einheitlichkeit der großen Erfindung loben, wenn man
auch im einzelnen durch nichts gefesselt wird. Naturgemäß müssen die malerischen
Teile, die immer mehr in die architektonischen übergehen, zu rein dekorativer Wirkung
herabsinken, und als solche sind sie nur mehr im Ganzen genießbar.
XLIV
Von den zwei bedeutendsten Gestalten der Neapler Kunstgeschichte der 1600, Ri-
bera und Salvator Rosa, war Ribera kein Neapolitaner und Rosa hat nur
einen so geringen Bruchteil seiner Tätigkeit auf dem heimatlichen Boden entfaltet,
daß man kaum ein Recht hat, ihn für Neapel in Anspruch zu nehmen. Ribera kam
als fertiger Künstler dahin, hat dann aber sein reiches künstlerisches Leben dort
verbracht, nicht ohne von seiner Umgebung, wenn auch keineswegs ausschlaggebend
beeinflußt zu werden. Rosa verließ mit seinem jungen vielseitigen Talente, kaum
daß er die Grundlagen seiner Kunst gelegt hatte, den heimatlichen Boden und ent-
faltet es unter den mannigfachen mächtigen Einflüssen Roms, Florenz und des Nordens.
Beides ist in gewissem Sinne tipisch für Neapel, das von jeher fremde Meister bei
sich beherbergte, die eigenen aber in die Fremde schickte, anstatt sie zu behalten
und durch sie eine eigene Kunst zu entwickeln: Ribera und Rosa bezeichnen so die
1) Seine Leistungen als Zeichner und Radierer können hier nicht gewürdigt werden.
Daß er besonders Korreggio studiert habe, ist eine dem De D. nachgesprochene Behauptung.