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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0381
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wobei ihm denn die Übereinstimmung mit solchen Werken überraschend gut gelungen
sein soll. Außerdem kommen natürlich auch selbständige, mit mitologischen Dar-
stellungen reich versehene Fresken in Betracht. Bemerkenswert ist eine Notiz Gian-
nones: »Die Überlieferung will, daß Jakob Fächer malte, als die Leute von jenseits
der Alpen sie in Italien erwarben.« Auch sein Urteil sei hier angeführt: »Sein Stil
war manieriert und auf Laientäuschung berechnet. Daraus wußte er seinen Vorteil
zu ziehen. Mit wenig Geist erreichte er viel durch Fleiß und durch seine Zeich-
nungen.« —
Als Schüler Jakobs wird Kajetan Martorello erwähnt, den Giannone als
einen guten Koloristen, aber Manieristen kennzeichnet, der 1732 jung starb.

LII
Steht die Kunst des 16. Jahrhunderts noch im wesentlichen unter der Herrschaft
des gottesdienstlichen Bildes im weitesten Sinne des Wortes, so tritt im folgenden
Jahrhundert eine ungeheure Ausdehnung des Malbetriebes ein, die das gesamte Volks-
bild mit zum Vorwurf der malerischen Kunst heranzieht. Unter diesen Begriffe
fassen wir die weltliche Malerei im Gegensatz zur religiösen zusammen: sie reicht
vom Geschichtsbilde bis zur Landschaft und dem Stilleben; im engeren Sinne nimmt
sie das Volk auch außerhalb der gottesdienstlichen Beschäftigung als Vorwurf der
malerischen Darstellung, von der Freske angefangen bis zu der Radierung. So dehnt
sich das Gebiet ins Weite, und es ist nur natürlich, daß die ersten und bedeutendsten
Lorbern nun zunächst in den neuen Kunstzweigen gepflückt werden. Den Anstoß zu
dieser Entwicklung gibt der Norden, Flandern, Holland, Deutschland und auch Frank-
reich. Seitdem Italien das gelobte Land der Malkunst geworden war, ohne das die
übrige Welt nicht leben konnte, kam dort ein ununterbrochner Zufluß nordischer
Künstler zusammen, um zu lernen. Aber sie nahmen nicht nur, sondern gaben
auch, und zwar oft genug mehr, als sie empfangen hatten. Ohne sie wäre eine
Entwicklung, wie sie die italienische Kunst der 1600 zeigt, überhaupt nicht ver-
ständlich.
Wie groß der Einfluß nordischer Kunstübung auch in Neapel gewesen sein
muß, erhellt schon aus der beträchtlichen Zahl von Künstlern mit nordischen Namen,
denen wir dort begegnen.
Von Karavaggio beeinflußt arbeitete Gerhard Honthorst (1590—1657) in
Rom, wo er unter dem Namen des Gherardo delle Notti der bedeutendste Ver-
treter der Nachtstücke wurde. Hier war Mattäus Stomer sein Schüler und trug
die Kunst des Lehrers nach Neapel und Sizilien. Sein Name wird in Stom, Sto-
hom, Sthomer, auch Stoms, Storor usw. verstümmelt, seine Geschichte ist dunkel,
und die Angaben sind voller Widersprüche. Es scheint Vater und Sohn dieses Namens
gegeben zu haben. Der Sohn Mattäus sei, so berichtet Orlandi, vom Vater als
 
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