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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0252
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regen durch ihre Schönheit und die Zeichnung, durch ihre Farben und den Aufbau
zur frommen Andacht an«. Von alledem können wir uns heute leider keinen Begriff
mehr machen.

XXXVII
Wie Rafael und Michelangelo, so hatte auch Tizian1) seine Nachfolge in
Neapel. Celano sagt von Johann-Anton d’Amato: »Er war einer unserer
geschätztesten Maler und hatte sich in der Manier des Tizian und des Ko rr egg io
ausgebildet, so daß viele seiner Tafelbilder in diesem Stil für Werke dieser so großen
Meister gelten . .« In der Kunstgeschichte gehen ein Johann-Anton d’Amato der
Ältere und der Jüngere um; wir bemerkten schon, daß der Ältere eine Erfindung
De Dominicis ist und nie gelebt hat. Dagegen weiß Camera von einem Johann- Angelo
d’Amato zu erzählen, der von Majori sei und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
gelebt habe. Er sei vornehmlich bemerkenswert wegen der höchsten Feinheit der
Zeichnung und wegen der Farbe seiner Bilder. 1576 arbeitete er für den Hochaltar
der Kollegiatskirche von Atrani und malt dort in einem Goldrahmen mit vier Säulen,
zwei Pfeilern, Gesims und Leisten eine hl. Magdalena mit den hh. Andreas und
Sebastian, und darüber im Giebelfelde die Auferstehung Kristi. Da nun der
gleiche Johann-Angelo auch in Neapel vorkommt, wo er unterm 26. August 1577
mit Hieronimus Imparato zusammen dem Colantonio Dulcetto eine Altartafel
zu malen und zu vergolden verspricht, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
daß Johann-Anton und Johann-Angelo nur einer Verwechslung ihre Zwiefältig-
keit verdanken2).
Es hält schwer, sich bei dem gänzlichen Mangel an urkundlichem Material

1) Die großartigen Schätze, die das NM. von Tizian birgt, kamen größtenteils mit der
farnesischen Sammlung aus Parma. Indes berichtet Celano von einer Verkündigung,
die sich in der Dominikanerkirche befand: »In der Kapelle derFinelli, die an der Wand
der Evangelienseite liegt, ist eine Tafel, auf der die Jungfrau mit dem Engel der Verkündigung
dargestellt ist: ein Werk des Tizian Verzellio ums Jahr 1546«. In diese Zeit fällt ja auch
das Bild mit dem gleichen Vorwurf in der Schule von S. Rocco in Vene-dig. Das Neapler
Bild ist verschollen, nachdem der Fürst von Belmonte-Pignatelli es noch 1788 hatte
herstellen lassen, da es sehr mitgenommen war. Nach anderen Nachrichten wäre es schon
von Peter von Aragon nach Spanien verschleppt und durch ein Abbild des Lukas Jor-
dano ersetzt worden. — Die elf Kaiserbilder Tizians, das zwölfte von Lukas Jordano,
von denen bei Celano-Chiarini die Rede ist, und die sich im D’Avaloshause (Vasto)
befanden, sollen im Magazin des N M. liegen. Bei dem Interesse, das die Münchner Kaiser-
bilder neuerdings in Anspruch nehmen, wäre es wünschenswert, daß auch diese Bilder ans
Licht gezogen würden.
2) Auch Tutini erwähnt ihn in unmittetbarer Nähe des Imparato. Er hat außerdem
neben Micko Spadaro einen Josef d’Amato. Was über diesen wie über den älteren
Johann-Anton in Thieme-Becker steht, ist falsch.
 
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