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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0099
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Kirche wohl in Erinnerung an den hl. Peter ein Jahr nach der Öffnung der Tür der
Peterskirche in Rom im heiligen Jahre ebenfalls feierlich aufgetan werden durfte, der
letzte Rest des dann von Rom gewonnenen Wettstreites um den hl. Peter. Auch
dies Vorrecht gefiel den römischen Päpsten später so wenig, das Klemens VIII
(1592—1605) es ganz aufhob. —
Eine Arbeit des Bisuskio sehen wir auch in dem Reste einer Freske, die uns
nach S. Johann-zu-Karbonara zurückführt und sich dort an der Eingangswand
(rechts) befindet. Von dem ganzen Bilde sind nur mehr ein Engel (der Verkündigung?),
links davon ein Täufer vorhanden, und auch diese sind übermalt. Auf einem
neapolitanischen Fliesenboden zeigen die Fliesen die Lilien und Balken der Aragonen.
Um den Kopf des Engels mit flatternden blonden Haaren legt sich ein Rosenkranz.
Der Hals ist lang vorgeschoben. Er trägt eine Schriftrolle mit dem englischen Gruße.
Das hellrote Kleid mit kufischem Buchstabensaum fällt in geraden, kräftigen Falten
herab. Die Finger und Zehen sind lang und schmal wie bei den Heiligen des
Ladislausdenkmals. Auch der Heiligenschein hat kufische Lettern. Johannes hat auf-
fallend dünne, steife Arme und Beine, und die einfachen Querstriche für die Rippen
beweisen keine Kenntnis der Aktmalerei, ebenso wie auch die Perspektive noch die
mangelhafte Befangenheit der Fresken der Karacciokapelle zeigt.
Auch die beiden jetzt stark verblaßten Heiligen im Giebelfelde der äußeren
Eingangstür, der hl. Augustin und der hl. Niklas von Tolentino, der berühmte Ein-
siedel der Augustiner, scheinen hierher zu gehören.
Von größerem Interesse sind die drei Holztafeln an der Altarwand von der
benachbarten Kapelle der hl. Monika, die z. T. erweitert und verschmiert sind und
ungünstig hängen. Sie sind alle drei auf Goldgrund gemalt. Die Mitteltafel zeigt eine
Gottesmutter auf steinernem Trone in blauem Schleiermantel mit kufischem Saume.
Das rote Kleid ist mit Gold geschmückt. Ein Engel links reicht ihr ein Gefäß, dem
sie mit scharf gebogenen langen Fingern Kirschen (?) entnimmt. Der rechte Engel
spielt die Triangel. Beide haben wulstig rotblondes Haar um den Kopf. Die Falten-
gebung ist gut. Das Kristkind mit nackten Unterschenkeln ist ziemlich ausgewachsen.
Die lebendigen Augen sind noch leicht geschlitzt. Die Jungfrau blickt schüchtern
befangen, hat lange, gerade Nase und einen in den Mundwinkeln herabgezogenen
Mund. Wenngleich manches an toskanische Vorbilder erinnert, überwiegt doch
der Eindruck, daß die Tafel in den Kreis des Bisuskio gehört. Die Heiligen zur
Seite, links die hh. Filipp und Jakobus, rechts die hh. Johannes und Augustin sind
übermalt und, weil nicht erreichbar, schwer zu bestimmen.
XIII
Das Mäzenatentum der italienischen Höfe des 15. Jahrhunderts ist keine Eigentüm-
lichkeit dieser Zeit; es war vielmehr im Norden wie im Süden längst üblich und
hängt mit der politischen Auffassung des Herrscherberufs eng zusammen. Auch
 
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