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Alfons von Aragon setzte, als er endlich Neapel gewonnen und König Renat
von Anjou das Feld geräumt hatte, nur die Übung der Anjoinen fort, wie diese
in die Fußstapfen Friedrichs von Hohenstaufen getreten waren. Eine große Schar
von Künstlern und Handwerkern, zu denen die Lieferanten von Stoffen aller Art
kamen, dauernd zu beschäftigen und eine Unzahl von Gewerbetreibenden materiell
vom Hofe abhängig zu machen, mit ihrer Hilfe den Glanz des Herrscherhauses
namentlich auch durch die an Klöster und Kirchen geschenkten Kunstwerke so ein-
dringlich wie möglich zu gestalten, entsprach nicht nur einer allgemeinen »Kunst-
freudigkeit«, sondern in mindestens gleichem Maße kluger politischer Berechnung.
Es ist der Ausfluß des sozialen Empfindens jener Tage, wie es die herrschenden
Geister auffaßten, und so steht das Bestreben des »großmütigen« Alfons von Neapel
nicht nur mit seiner künstlerischen Sinnesart im Einklang, sondern vor allem auch
mit der Überlegung, auf diese Weise am sichersten im Neapeler Boden Wurzel zu
schlagen. Wetteifernd mit dem Herrscher folgen naturgemäß der ganze Hof,
die hohe Geistlichkeit, der reiche Adel und die Ritterschaft. Tatsächlich wird so
Neapel unter seiner Regierung ein glänzender Mittelpunkt des Wirkens von Bild-
hauern, Baukünstlern und Malern, deren Namen einen guten Klang im ganzen Italien
der Zeit haben. Pisanello schafft hier einige seiner besten Schaumünzen. An
einem der glänzendsten Bau- und Bildwerke dieser Zeit, dem Triumfbogen, arbeiten
römische, florentinische, lombardische Meister, Schüler des Donatello und Brunellesko
von glänzendem Rufe. Die Neue Burg wird von hervorragenden spanischen Bau-
künstlern mit großer Pracht hergestellt, und ein französischer Mechaniker und Erzgießer
wird im mannigfaltigen Dienste des neuen Herrschergeschlechtes alt. Für des Königs
Bibliotek arbeiten emsige Schreiber und Verliebter aus Deutschland. Auch auf dem
Gebiete der Malerei herrscht eine rege Tätigkeit. Nicht nur sind die Maler dieser
Zeit gesucht als Vergolder und Färber der Werke ihrer Genossen, der Bildhauer;
nicht nur fährt man fort, die uralte, echt italienische Kunst der Freskenmalerei zu
pflegen: vom Norden her ist eine neue glänzende Technik ins Land gedrungen, und
mit ihr verbreitet sich auch eine neue Auffassung der malerischen Vorwürfe, die sich
von ihrem Mittelpunkte Flandern aus über ganz Europa ausbreiten. Ungezählte Auf-
träge ergehen vom Hofe: von der Ausmalung von Prunksälen, Kirchen, Kapellen
und Klosterhallen, der Anfertigung von frommen Tafelbildern, bis zur Wappenmalerei,
Bannern und Schabracken, Ausstattung prunkhafter Feste, zur Buchmalerei und zum
Entwerfen von Teppichen.
Es ist diese Vielseitigkeit der künstlerischen Tätigkeit, der von allen Seiten
hereindringende fremde Einfluß, der diese Periode der Neapeler Malerei besonders
schwierig gestaltet. Dazu kommt, daß nur wenige Werke jener Tage in gutem Zu-
stande erhalten und an Ort und Stelle geblieben sind. Schon nach einem halben
Jahrhundert zerfiel das Reich Alfons, und ebenso schnell wie sie entstanden waren,
stoben die Werke der Kunst in alle Welt auseinander, so weit sie zu transportieren
waren. Allein der französische König Karl VIII, der nur wenige Monate (1495) in
Alfons von Aragon setzte, als er endlich Neapel gewonnen und König Renat
von Anjou das Feld geräumt hatte, nur die Übung der Anjoinen fort, wie diese
in die Fußstapfen Friedrichs von Hohenstaufen getreten waren. Eine große Schar
von Künstlern und Handwerkern, zu denen die Lieferanten von Stoffen aller Art
kamen, dauernd zu beschäftigen und eine Unzahl von Gewerbetreibenden materiell
vom Hofe abhängig zu machen, mit ihrer Hilfe den Glanz des Herrscherhauses
namentlich auch durch die an Klöster und Kirchen geschenkten Kunstwerke so ein-
dringlich wie möglich zu gestalten, entsprach nicht nur einer allgemeinen »Kunst-
freudigkeit«, sondern in mindestens gleichem Maße kluger politischer Berechnung.
Es ist der Ausfluß des sozialen Empfindens jener Tage, wie es die herrschenden
Geister auffaßten, und so steht das Bestreben des »großmütigen« Alfons von Neapel
nicht nur mit seiner künstlerischen Sinnesart im Einklang, sondern vor allem auch
mit der Überlegung, auf diese Weise am sichersten im Neapeler Boden Wurzel zu
schlagen. Wetteifernd mit dem Herrscher folgen naturgemäß der ganze Hof,
die hohe Geistlichkeit, der reiche Adel und die Ritterschaft. Tatsächlich wird so
Neapel unter seiner Regierung ein glänzender Mittelpunkt des Wirkens von Bild-
hauern, Baukünstlern und Malern, deren Namen einen guten Klang im ganzen Italien
der Zeit haben. Pisanello schafft hier einige seiner besten Schaumünzen. An
einem der glänzendsten Bau- und Bildwerke dieser Zeit, dem Triumfbogen, arbeiten
römische, florentinische, lombardische Meister, Schüler des Donatello und Brunellesko
von glänzendem Rufe. Die Neue Burg wird von hervorragenden spanischen Bau-
künstlern mit großer Pracht hergestellt, und ein französischer Mechaniker und Erzgießer
wird im mannigfaltigen Dienste des neuen Herrschergeschlechtes alt. Für des Königs
Bibliotek arbeiten emsige Schreiber und Verliebter aus Deutschland. Auch auf dem
Gebiete der Malerei herrscht eine rege Tätigkeit. Nicht nur sind die Maler dieser
Zeit gesucht als Vergolder und Färber der Werke ihrer Genossen, der Bildhauer;
nicht nur fährt man fort, die uralte, echt italienische Kunst der Freskenmalerei zu
pflegen: vom Norden her ist eine neue glänzende Technik ins Land gedrungen, und
mit ihr verbreitet sich auch eine neue Auffassung der malerischen Vorwürfe, die sich
von ihrem Mittelpunkte Flandern aus über ganz Europa ausbreiten. Ungezählte Auf-
träge ergehen vom Hofe: von der Ausmalung von Prunksälen, Kirchen, Kapellen
und Klosterhallen, der Anfertigung von frommen Tafelbildern, bis zur Wappenmalerei,
Bannern und Schabracken, Ausstattung prunkhafter Feste, zur Buchmalerei und zum
Entwerfen von Teppichen.
Es ist diese Vielseitigkeit der künstlerischen Tätigkeit, der von allen Seiten
hereindringende fremde Einfluß, der diese Periode der Neapeler Malerei besonders
schwierig gestaltet. Dazu kommt, daß nur wenige Werke jener Tage in gutem Zu-
stande erhalten und an Ort und Stelle geblieben sind. Schon nach einem halben
Jahrhundert zerfiel das Reich Alfons, und ebenso schnell wie sie entstanden waren,
stoben die Werke der Kunst in alle Welt auseinander, so weit sie zu transportieren
waren. Allein der französische König Karl VIII, der nur wenige Monate (1495) in