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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0086
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72

Verwandtschaft mit den Fresken über dem Altar des von ihm geschaffenen Penna-
grabes in S. Klara (r. vom Eingang) vorhanden ist, soweit die arg verdorbenen
und durch Weihegeschenke fast unsichtbar gewordenen Bilder ein Urteil zulassen.
Dargestellt ist dort eine Dreifaltigkeit: Gottvater hält den Gekreuzigten, zwischen
beiden schwebt die Taube des hl. Geistes (Abb. 44). Der Gottvater ist wohl nicht
allein durch Übermalung zu dem schmunzelnden und grinsenden Alten geworden,
der nur zu sehr dem gewöhnlichen Empfinden dieses unfeinen Machers entspricht.
Der Gekreuzigte macht den Eindruck eines gewollt altertümelnden Werkes, das auf
Vorbildern der 1300 beruht. Oben tront fast unsichtbar unter einer Art Zeltdach
die Muttergottes, die rechts und links von den knieenden Anton und Onofrio Penna
verehrt wird. Wenn irgendwo, so finden wir hier den neapolitanischen Einschlag leb-
hafter und geräuschvoller Gewöhnlichkeit, der sich seit Odorisio noch um ein bedenk-
liches Maß gesteigert hat. Baboccios Kunst weist nicht vorwärts, sondern zurück, und
wiederum müssen wir mit dem neuen Jahrhundert, das uns das Ende der Anjoinen und
die Kämpfe um ein neues Herrschergeschlecht bringt, frische künstlerische Kräfte von
auswärts erwarten, die auch auf Neapler Boden die Zeit der Frühauflebung vorbereiten.

IX
Es ist wohl billig, hier den Namen eines neapolitanischen Meisters zu erwähnen, der
zwar in seiner Heimat keine Werke, dafür aber beachtenswerte Beispiele seiner
Kunst in Pisa zurückließ. Es ist dies Johannes Peter von Neapel. Im Spital
von S. Klara zu Pisa findet sich eine Gottesmutter mit Kind auf demTrone zwischen
dem Täufer und S. Augustin (rechts), dem Evangelisten Johannes und S. Klara (links),
im Mittelgiebel eine Dreifaltigkeit, in den Seitengiebeln die hh. Markus und Lukas,
an deren Stelle ursprünglich die Verkündigungsfiguren waren, während die Apostel
wohl an die Staffel gehören. Das Bild wurde am 27. April 1402 den Meistern
Martin Bartolomäus und Johann Peter in Auftrag gegeben; letzterer sollte die
Figuren, ersterer das Übrige anfertigen, das Ganze in acht Monaten. »Der Ausdruck
ist kleinlich, die Bewegung hart und trocken, die Formen mangelhaft, besonders die
Gelenke und Glieder, streng die Gewandung, eng und winklich die Falten, die Farben-
gebung des Fleisches zu rot, die Töne stark und schillernd, die Kleider mit dunkeln
Umrißlinien« — alles Eigenheiten, die den Neapler nicht verläugnen. Ein anderes
Bild Johann Peters befindet sich im Museum zu Pisa (Saal VI) und stellt eine
große Anbetung des Gekreuzigten dar. Es ist in Tempera gemalt und nicht
ohne monumentale Größe. Eine zweiteilige Inschrift teilt uns mit: FACTUM FUIT
TENPORE SORORIS CLARE PRIORISSE ISTIUS MONESTERI ANNO DOMINI
1405,. FIERI FECIT STEFANUS LAPI DOMINI LAPI. ROGHATE DEUM*PRO
EO. IOHES PETRI DENAPOLI PINSIT. In der Mitte hängt der Gekreuzigte
mit übertrieben ausgeprägten Formen in graugrünen Tönen auf blauem Grunde.
 
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