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Auch Vackaro gehört einer neapolitanischen Familie an, die mehrere Künstler
hervorgebracht hat, was den üblichen Verwechslungen und Zuschreibungen
Vorschub leistet. Von einiger Bedeutung ist nur Andreas Vackaro1), der bald als
der Rafael, bald als der Guido Neapels besungen wird. Immerhin hat Giannone nicht
ganz Unrecht, wenn er sagt: »Nicht wenig trug A.V. zum Ruhme unserer Maler bei:
mit unermüdlichem Fleiße verband er das Streben, es den besten seiner Landsleute
gleich zu tun; ja, es gelingt ihm, durch gute Zeichnung und richtige Verhältnisse die
Torheiten des Naturalismus [Riberas] auszugleichen.« Dagegen scheint er ihn mit dem
Bildhauer Lorenz zu verwechseln, wenn er fortfährt: »Ich habe viele schöne Modelle
mancher trefflicher Meister, besonders auch Köpfe und Engel des Flamen2) im Besitze
des Paul de Matteis gesehen, bei dem Vackaro sowohl die gute Technik als auch
die Vorliebe für die Antike erlernte.« In wessen Werkstatt er heranwuchs, ist nicht
festgestellt, und auch ziemlich gleichgültig. Der Klassizismus der Karacci und Guidos
1) Als seine Eltern bezeichnet De D. Peter Vackaro und Johanna di Clauso: in
Wirklichkeit hieß letztere Johanna di Grauso, auch Grausi. Ein Andreas Vackaro war
Karmeliter in Neapel und gründete 1577 die Marienkirche-des-Lebens. Peter Vackaro
und Johanna di Grauso taufen am 16. Juli 1606 ihren Sohn Josef; am 16. Mai 1610
(»Baccaro«) Michelangelo, am 8. März 1614 Tomas, am 16. April 1616 ihre Tochter Grazia.
Da Andreas nicht darunter ist, dürfen wir seine Geburt vielleicht vor 1604, jedenfalls aber
auch aus anderen Gründen in das erste Jahrzehnt der 1600 setzen. — Am 22. Mai 1677 taufen
Niklas Vackaro, der auch als Maler genannt wird, und Katerina Landico ihren Sohn
Mattäus-Maria; am 20. Oktober 1681 Lorenz Vackaro, den man als Maler, Bildhauer
und Baukünstler nennt, und Katerina Bottigliero ihren am 19. Oktober geborenen Niklas-
Franz; am 15. Mai 1721 Dominik-Anton Vackaro und Josefa Pierna ihren am 4. Mai
geborenen Sohn Filipp-Moriz. Lorenz Vackaro ist mehr als Bildner in Stein, Stuck und
Metall denn als Maler bekannt Sein bedeutendstes Werk war wohl der Guß des ehernen
Reiterbildes Filipps V, das die Neapolitaner zur Erinnerung an den Besuch des Königs im
Jahre 1702 vor der Neuen Jesuitenkirche zu errichten beschlossen, und für das sie 15000
Dukaten zusammenbrachten. Sein Genosse bei der Arbeit war Josef Konforto. Lorenz
wurde am 10. August 1702 von einem benachbarten Bauern, mit dem er über ein Stück Land
in Streit geraten war, erschlagen. — Sein Sohn Dominik-Anton gehört zur Schule Soli-
menas und kommt als Maler weniger in Betracht, obgleich Giannone, der ihn sehr aus-
führlich behandelt, meint, er würde als Maler weit Besseres geleistet haben, denn als Bildner
oder gar als Baukünstler, wo er ein mittelmäßiger Künstler blieb. Am besten seien seine
Arbeiten aus der Zeit, da er bei Sol im en a gearbeitet habe. Als erstes Bild führt er an in
S. Monika eine trauernde Gottesmutter mit Engeln; in S. Lorenz einen hl. Bonaventura
in dessen Kapelle; in S. Marien-der-Wahrheit eine Unbefleckte Empfängnis u. a.
Die Bilder in der Kirche der Empfängnis von Montekalvario seien gerade so verfehlt
wie die unmögliche Architektur der Kirche; auch die drei Deckenbilder der Marienkirche-
von-Montevergine (Monteverginelle) seien minderwertige Leistungen, worin wir ihm
beistimmen.
2) Worunter nicht einer der Maler, sondern der in Neapel vielbeschäftigte Bildner Rafael
verstanden ist.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels
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Auch Vackaro gehört einer neapolitanischen Familie an, die mehrere Künstler
hervorgebracht hat, was den üblichen Verwechslungen und Zuschreibungen
Vorschub leistet. Von einiger Bedeutung ist nur Andreas Vackaro1), der bald als
der Rafael, bald als der Guido Neapels besungen wird. Immerhin hat Giannone nicht
ganz Unrecht, wenn er sagt: »Nicht wenig trug A.V. zum Ruhme unserer Maler bei:
mit unermüdlichem Fleiße verband er das Streben, es den besten seiner Landsleute
gleich zu tun; ja, es gelingt ihm, durch gute Zeichnung und richtige Verhältnisse die
Torheiten des Naturalismus [Riberas] auszugleichen.« Dagegen scheint er ihn mit dem
Bildhauer Lorenz zu verwechseln, wenn er fortfährt: »Ich habe viele schöne Modelle
mancher trefflicher Meister, besonders auch Köpfe und Engel des Flamen2) im Besitze
des Paul de Matteis gesehen, bei dem Vackaro sowohl die gute Technik als auch
die Vorliebe für die Antike erlernte.« In wessen Werkstatt er heranwuchs, ist nicht
festgestellt, und auch ziemlich gleichgültig. Der Klassizismus der Karacci und Guidos
1) Als seine Eltern bezeichnet De D. Peter Vackaro und Johanna di Clauso: in
Wirklichkeit hieß letztere Johanna di Grauso, auch Grausi. Ein Andreas Vackaro war
Karmeliter in Neapel und gründete 1577 die Marienkirche-des-Lebens. Peter Vackaro
und Johanna di Grauso taufen am 16. Juli 1606 ihren Sohn Josef; am 16. Mai 1610
(»Baccaro«) Michelangelo, am 8. März 1614 Tomas, am 16. April 1616 ihre Tochter Grazia.
Da Andreas nicht darunter ist, dürfen wir seine Geburt vielleicht vor 1604, jedenfalls aber
auch aus anderen Gründen in das erste Jahrzehnt der 1600 setzen. — Am 22. Mai 1677 taufen
Niklas Vackaro, der auch als Maler genannt wird, und Katerina Landico ihren Sohn
Mattäus-Maria; am 20. Oktober 1681 Lorenz Vackaro, den man als Maler, Bildhauer
und Baukünstler nennt, und Katerina Bottigliero ihren am 19. Oktober geborenen Niklas-
Franz; am 15. Mai 1721 Dominik-Anton Vackaro und Josefa Pierna ihren am 4. Mai
geborenen Sohn Filipp-Moriz. Lorenz Vackaro ist mehr als Bildner in Stein, Stuck und
Metall denn als Maler bekannt Sein bedeutendstes Werk war wohl der Guß des ehernen
Reiterbildes Filipps V, das die Neapolitaner zur Erinnerung an den Besuch des Königs im
Jahre 1702 vor der Neuen Jesuitenkirche zu errichten beschlossen, und für das sie 15000
Dukaten zusammenbrachten. Sein Genosse bei der Arbeit war Josef Konforto. Lorenz
wurde am 10. August 1702 von einem benachbarten Bauern, mit dem er über ein Stück Land
in Streit geraten war, erschlagen. — Sein Sohn Dominik-Anton gehört zur Schule Soli-
menas und kommt als Maler weniger in Betracht, obgleich Giannone, der ihn sehr aus-
führlich behandelt, meint, er würde als Maler weit Besseres geleistet haben, denn als Bildner
oder gar als Baukünstler, wo er ein mittelmäßiger Künstler blieb. Am besten seien seine
Arbeiten aus der Zeit, da er bei Sol im en a gearbeitet habe. Als erstes Bild führt er an in
S. Monika eine trauernde Gottesmutter mit Engeln; in S. Lorenz einen hl. Bonaventura
in dessen Kapelle; in S. Marien-der-Wahrheit eine Unbefleckte Empfängnis u. a.
Die Bilder in der Kirche der Empfängnis von Montekalvario seien gerade so verfehlt
wie die unmögliche Architektur der Kirche; auch die drei Deckenbilder der Marienkirche-
von-Montevergine (Monteverginelle) seien minderwertige Leistungen, worin wir ihm
beistimmen.
2) Worunter nicht einer der Maler, sondern der in Neapel vielbeschäftigte Bildner Rafael
verstanden ist.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels
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