258
spielt in seiner Kunst eine bedeutende Rolle, und wenn der Einfluß Riberas nicht
genannt wird, so liegt das nicht an dem Umstande, daß er sich diesem zu entziehen
gewußt hätte, sondern an dem Streben der neapolitanischen Kunstschreiber, für ihre
Landsleute wenn irgend möglich immer nur einheimische Kräfte als Lehrer hinzu-
stellen. Tatsächlich ist Vackaro, wie Stanzione, zu dem er, ohne ihn zu erreichen, hin-
neigt, dem Ribera starke Anregung schuldig, ebenso wie er es versucht, die Bahnen
Karavaggios zu wandeln, ohne es wie sein Landsmann Karacciolo über unange-
nehme schwarze Schattengebung hinauszubringen. So stellt auch er ein mittelmäßiges
Mischprodukt der akademischen Nachahmung mit süßlicher Glätte und der männlich-
naturalistischen Art des Ribera dar, die mit den Beleuchtungseffekten Karavaggios
hantiert, ohne ihre feineren Reize zu ergründen. Daß er sich unmittelbar an diesen
angeschlossen habe, ist ein Märchen des De D., und wenn dieser, was seitdem die
Kunstgeschichte wiederholt, erzählt, er habe u. a. die Geißelung Kristi des Mo-
riggia d. h. des Michelangelo Amerigo von Karavaggio in S. Dominik nach-
gebildet, die sich jetzt in der Dreifaltigkeit-der-Spanier befindet, so ist das wie
gewöhnlich eine Erfindung des Fälschers1).
Vackaros Lebensdaten sind sehr spärlich. Daß er ein hervorragend geschätzter
Meister gewesen sein muß, geht daraus hervor, daß er 1665 zum ersten Vorsitzer der
neu erstandenen Malergilde der hh. Anna und Lukas erwählt wird2). Er zeichnet
seine Werke meist mit einem verschlungenen
1) In welcher Umgebung dieser aufwuchs zeigt seine Erzählung, sein Vater Raimund
de D. habe aus der Erbschaft des Josef Fatturoso zehn auf Leinwand gemalte »Akademien«
und Köpfe erstanden, die Andreas Vackaro gemalt habe, und sie an einen französischen
Liebhaber in Malta als Karavaggios weiter verkauft, und zwar »ohne die geringsten Ge-
wissensbisse, da Vackaros Kunst der des Karavaggio in nichts nachsteht.«
2) Die Gilde ist auch in Neapel von alter Gründung, urkundlich aber schwer zu ver-
folgen. Nach de Stefano (1560) gab es in der Augustinerkirche (der Börse) eine dem
hl. Lukas geweihte Kapelle, die der Bruderschaft der Maler gehörte, »und besagte Maler
wählten alljährlich ihre Meister, und diese erhielten gewisse Almosen von den Malern und
vergrößerten damit die Kapelle; auch verfertigten sie dort ein wunderschönes Altarbild des
hl. Lukas und lassen dort von den Augustinern die Messe lesen; auch verteilen sie die Al-
mosen unter verarmten Malern . . .« Nach D’Engenio wurde die Lukaskapelle 1573 der
Malergilde von den Augustinern abgetreten unter der Voraussetzung, daß sie sie erweitern
und mit Pfründen versehen sollte, wofür die Väter dann Messen lesen würden usw. »Zur
Verwaltung der Kirche wählen daher die Maler am Feste ihres Schutzheiligen einige Meister
[Vorsteher], die es übernehmen, von den Malern Almosen einzusammeln, mit denen sie arme
Genossen unterstützen und alljährlich eine unbemittelte Braut ihrer Gilde mit dreißig Talern
Mitgift ausstatten . . . Auf dem Altar ihrer Kirche befindet sich eine sehr schöne Tafel mit
dem hl. Lukas, die von Filipp Kriskuolo gemalt wurde . . .« Das Bild entfernte man
1762 bei der Ausschmückung der Kirche (Giannone). Die Kapelle, die als Betsaal der Bruder-
schaft zum Sitze diente, befand sich zwischen der Augustinerkirche und der Kapelle des
Allerh. Kreuzes und war von ersterer aus zugänglich. Sie war im Beginne der 1400 von
Giovanni da Nona erbaut, dann im Besitze der Familie D’Anna. Durch eine Urkunde
spielt in seiner Kunst eine bedeutende Rolle, und wenn der Einfluß Riberas nicht
genannt wird, so liegt das nicht an dem Umstande, daß er sich diesem zu entziehen
gewußt hätte, sondern an dem Streben der neapolitanischen Kunstschreiber, für ihre
Landsleute wenn irgend möglich immer nur einheimische Kräfte als Lehrer hinzu-
stellen. Tatsächlich ist Vackaro, wie Stanzione, zu dem er, ohne ihn zu erreichen, hin-
neigt, dem Ribera starke Anregung schuldig, ebenso wie er es versucht, die Bahnen
Karavaggios zu wandeln, ohne es wie sein Landsmann Karacciolo über unange-
nehme schwarze Schattengebung hinauszubringen. So stellt auch er ein mittelmäßiges
Mischprodukt der akademischen Nachahmung mit süßlicher Glätte und der männlich-
naturalistischen Art des Ribera dar, die mit den Beleuchtungseffekten Karavaggios
hantiert, ohne ihre feineren Reize zu ergründen. Daß er sich unmittelbar an diesen
angeschlossen habe, ist ein Märchen des De D., und wenn dieser, was seitdem die
Kunstgeschichte wiederholt, erzählt, er habe u. a. die Geißelung Kristi des Mo-
riggia d. h. des Michelangelo Amerigo von Karavaggio in S. Dominik nach-
gebildet, die sich jetzt in der Dreifaltigkeit-der-Spanier befindet, so ist das wie
gewöhnlich eine Erfindung des Fälschers1).
Vackaros Lebensdaten sind sehr spärlich. Daß er ein hervorragend geschätzter
Meister gewesen sein muß, geht daraus hervor, daß er 1665 zum ersten Vorsitzer der
neu erstandenen Malergilde der hh. Anna und Lukas erwählt wird2). Er zeichnet
seine Werke meist mit einem verschlungenen
1) In welcher Umgebung dieser aufwuchs zeigt seine Erzählung, sein Vater Raimund
de D. habe aus der Erbschaft des Josef Fatturoso zehn auf Leinwand gemalte »Akademien«
und Köpfe erstanden, die Andreas Vackaro gemalt habe, und sie an einen französischen
Liebhaber in Malta als Karavaggios weiter verkauft, und zwar »ohne die geringsten Ge-
wissensbisse, da Vackaros Kunst der des Karavaggio in nichts nachsteht.«
2) Die Gilde ist auch in Neapel von alter Gründung, urkundlich aber schwer zu ver-
folgen. Nach de Stefano (1560) gab es in der Augustinerkirche (der Börse) eine dem
hl. Lukas geweihte Kapelle, die der Bruderschaft der Maler gehörte, »und besagte Maler
wählten alljährlich ihre Meister, und diese erhielten gewisse Almosen von den Malern und
vergrößerten damit die Kapelle; auch verfertigten sie dort ein wunderschönes Altarbild des
hl. Lukas und lassen dort von den Augustinern die Messe lesen; auch verteilen sie die Al-
mosen unter verarmten Malern . . .« Nach D’Engenio wurde die Lukaskapelle 1573 der
Malergilde von den Augustinern abgetreten unter der Voraussetzung, daß sie sie erweitern
und mit Pfründen versehen sollte, wofür die Väter dann Messen lesen würden usw. »Zur
Verwaltung der Kirche wählen daher die Maler am Feste ihres Schutzheiligen einige Meister
[Vorsteher], die es übernehmen, von den Malern Almosen einzusammeln, mit denen sie arme
Genossen unterstützen und alljährlich eine unbemittelte Braut ihrer Gilde mit dreißig Talern
Mitgift ausstatten . . . Auf dem Altar ihrer Kirche befindet sich eine sehr schöne Tafel mit
dem hl. Lukas, die von Filipp Kriskuolo gemalt wurde . . .« Das Bild entfernte man
1762 bei der Ausschmückung der Kirche (Giannone). Die Kapelle, die als Betsaal der Bruder-
schaft zum Sitze diente, befand sich zwischen der Augustinerkirche und der Kapelle des
Allerh. Kreuzes und war von ersterer aus zugänglich. Sie war im Beginne der 1400 von
Giovanni da Nona erbaut, dann im Besitze der Familie D’Anna. Durch eine Urkunde