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bewundert man nur noch die Gottesmutter-des-Bogens, die halb mit Firnis über-
schmiert ist.« Die Tockokapelle (I. von der Minutulokap.) wurde um die Mitte der
1700 von einem Solimenaschüler Andreoli übermalt
XXVIII
Im ersten Drittel der 1500 treffen wir in Neapel den Namen »Pistoia«: auch mit
ihm sind Verwechslungen mannigfacher Art verknüpft
Vasari schreibt: »Ein Schüler des Johann-Franz Penni war Leonhard gen.
Pistoia, weil er von Pistoia war, der verschiedene Arbeiten in Lucka verfertigte;
und in Rom machte er viele Bildnisse nach dem Leben; in Neapel malte er für
den Bischof von Ariano, Diomed Karafa1), heute Kardinal; in der Dominikaner-
kirche eine Steinigung des hl. Stefan für eine diesem Heiligen geweihte Kapelle. In
Montoliveto malte er eine andere Tafel, die auf den Hochaltar gestellt und dann
zugunsten einer anderen mit demselben Vorwurf von Georg Vasari ausgewechselt
wurde. Leonhard verdiente bei den großen Herren Neapels viel Geld, kam aber
auf keinen grünen Zweig, weil es ihm zwischen den Fingern zerronn. Schließlich
starb er in Neapel mit dem Rufe eines guten Farbenmalers, aber weniger guten
Zeichners.«
Nach Milanesi wäre der Neapler Leonhard von Pistoia der näher als Leon-
hard Malatesta von Pistoia bezeichnete Maler gewesen, der aber nicht Schüler des
Penni hätte sein können, da von ihm bereits reife Arbeiten aus dem Jahre 1516
vorhanden sind, wo Penni selbst noch bei Rafael arbeitete.
Dagegen ergibt sich, daß in Neapel zwei Pistoiesen tätig waren, nämlich ein
Meister Leonhard de Gratia von Pistoia und ein Bartel Niklas di Guelfo von
Pistoia, die von Celano in einen Leonhard Guelfo gen. Pistoia zusammen-
geschmiedet wurden und es seitdem geblieben sind.
Über Bartel Niklas Guelfo erfahren wir Folgendes.
Unterm 31. März 1505 verspricht Bartholomeus Nicolai Guelfi de Py-
storio zusammen mit Pellegrinus de Isso dem Hieronimus Jaccheta von
Monteforte eine Altartafel (Holz, Goldgrund, 3,65 h : 2,08 b) mit Staffel für 25 Duk.,
darauf eine von zwei Engeln gekrönte Gottesmutter in blauem Mantel mit Gold-
schmuck, zur Seite der Täufer und der hl. Lorenz, die Staffel mit dem Abendmai,
im Halbrund der hl. Geist und Kristus.
Nicht unwahrscheinlich ist dieser Meister gleich mit dem folgenden: Am
4. Januar 1507 schließt der Meister Bartholomeus Guelfi de Pistoya habitator
Neapolis pictor einen Vertrag, laut dessen er für die Peterskirche von Monte-
korvino für 61 Silberkarlinen eine Altartafel (Holz, Goldgrund, im Halbrund ge-
1) f 1560 in Rom, wo er in S. Martin-zu-den-Bergen beigesetzt wurde.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels 13
bewundert man nur noch die Gottesmutter-des-Bogens, die halb mit Firnis über-
schmiert ist.« Die Tockokapelle (I. von der Minutulokap.) wurde um die Mitte der
1700 von einem Solimenaschüler Andreoli übermalt
XXVIII
Im ersten Drittel der 1500 treffen wir in Neapel den Namen »Pistoia«: auch mit
ihm sind Verwechslungen mannigfacher Art verknüpft
Vasari schreibt: »Ein Schüler des Johann-Franz Penni war Leonhard gen.
Pistoia, weil er von Pistoia war, der verschiedene Arbeiten in Lucka verfertigte;
und in Rom machte er viele Bildnisse nach dem Leben; in Neapel malte er für
den Bischof von Ariano, Diomed Karafa1), heute Kardinal; in der Dominikaner-
kirche eine Steinigung des hl. Stefan für eine diesem Heiligen geweihte Kapelle. In
Montoliveto malte er eine andere Tafel, die auf den Hochaltar gestellt und dann
zugunsten einer anderen mit demselben Vorwurf von Georg Vasari ausgewechselt
wurde. Leonhard verdiente bei den großen Herren Neapels viel Geld, kam aber
auf keinen grünen Zweig, weil es ihm zwischen den Fingern zerronn. Schließlich
starb er in Neapel mit dem Rufe eines guten Farbenmalers, aber weniger guten
Zeichners.«
Nach Milanesi wäre der Neapler Leonhard von Pistoia der näher als Leon-
hard Malatesta von Pistoia bezeichnete Maler gewesen, der aber nicht Schüler des
Penni hätte sein können, da von ihm bereits reife Arbeiten aus dem Jahre 1516
vorhanden sind, wo Penni selbst noch bei Rafael arbeitete.
Dagegen ergibt sich, daß in Neapel zwei Pistoiesen tätig waren, nämlich ein
Meister Leonhard de Gratia von Pistoia und ein Bartel Niklas di Guelfo von
Pistoia, die von Celano in einen Leonhard Guelfo gen. Pistoia zusammen-
geschmiedet wurden und es seitdem geblieben sind.
Über Bartel Niklas Guelfo erfahren wir Folgendes.
Unterm 31. März 1505 verspricht Bartholomeus Nicolai Guelfi de Py-
storio zusammen mit Pellegrinus de Isso dem Hieronimus Jaccheta von
Monteforte eine Altartafel (Holz, Goldgrund, 3,65 h : 2,08 b) mit Staffel für 25 Duk.,
darauf eine von zwei Engeln gekrönte Gottesmutter in blauem Mantel mit Gold-
schmuck, zur Seite der Täufer und der hl. Lorenz, die Staffel mit dem Abendmai,
im Halbrund der hl. Geist und Kristus.
Nicht unwahrscheinlich ist dieser Meister gleich mit dem folgenden: Am
4. Januar 1507 schließt der Meister Bartholomeus Guelfi de Pistoya habitator
Neapolis pictor einen Vertrag, laut dessen er für die Peterskirche von Monte-
korvino für 61 Silberkarlinen eine Altartafel (Holz, Goldgrund, im Halbrund ge-
1) f 1560 in Rom, wo er in S. Martin-zu-den-Bergen beigesetzt wurde.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels 13