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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0117
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Tafel aus der Verkündigung, die von 1513—36 neu erbaut wurde, und Karl
überwies sie der 1533 gegründeten Kirche der Schustergilde; wir fanden ja an dieser
Stelle unsern Ba?o beschäftigt. —
Aus dem Jahre 1470 stammt die Tafel mit dem hl. Nikolaus in der Marien-
kirche von Portanuoava (auch »in Cosmedin«, 2. Kap. 1.), die bis zur
Brusthöhe bedeckt nicht näher zu beurteilen ist. Nach der Beschreibung des Ka-
pellans Radogna ist dargestellt »der hl. Bischof von Mira auf einer rechteckigen Holz-
tafel, die ursprünglich spitz zulief, im Pontifikalgewande, die Mitra auf dem Haupte,
mit geschlossener Pianeta nach der alten Art, vorn mit einem großen gold- und edel-
steinbesetzten Kreuze, Handschuhen und Bischofsstab. Zur Linken erblickt man ver-
kleinert eine schlanke Kindergestalt in der Tracht eines Edelknaben, der in der Linken
ein Gefäß, in der Rechten einen Becher trägt. Sie stellt den Basil dar, den Sohn
eines Verehrers des Heiligen, der von den Türken gefangen wegen seiner Anmut
beim Emir als Mundschenk zu dienen hatte und durch ein Wunder des Heiligen den
Seinen zurückgegeben wurde«. Zur Rechten in halber Höhe befindet sich ein Schild-
chen mit folgender Inschrift: ANNO D • NI MCCCCLXX AI VII DE ABRILE FACTA
CHESTA FIGURA DE LEMMOSENE • A • DE C • P • S • Von einem An-
tonello di Capua weiß man, daß er am 16. Dezember 1441 von Alfons für ge-
malte Fahnen und Banner bezahlt wird. Unter Ferdinand erhält er am 14. Juli 1472
10 Dukaten auf Abschlag für einige Malereien in einem Hause des Königs »im
Parke«, ebenso 6 Dukaten am 20. August 1473 für die Ausmalung eines Betsaales
der Herzogin von Termolo. —
Das Vinzenzbild diente auch einer Altartafel des hl. Benedikt in der Kirche
des hl. Genariello am Vomero (1. Kap. r.) mit der Jahreszahl 1475 als Vorlage, wenn
auch ihr gänzlich verdorbener Zustand ein näheres Urteil nicht zuläßt. Das Werk
ist dreiteilig und hat eine Staffel. In der Mitte auf Goldgrund der Heilige, zu seinen
Füßen die Wappen der Karacciolo und Brankaccio. Wie beim Vinzenz befinden sich
oben auf den Flügeln eine Verkündigung, darunter wie dort auf größer werdenden
Rechtecken je drei Vorgänge aus dem Leben des hl. Benedikt. Die Staffel ist vier-
teilig. — Die Tafel stammt wie die übrigen dieser modernen Kirche aus S. Patrizia.
Als man 1860 die Klöster aufhob, wurden manche Kirchenschätze in Sicherheit ge-
bracht. So geschah es auch mit vier Bildern von S. Patrizia, die der Beschützer der
Neapler Klöster, Mons. Vicario Carbonelli leider »herrichten« ließ und der jetzigen
Kirche am Vomero vermachte. Es war dies nicht der erste Eingriff; denn zwischen
dem zweiten und dritten Seitenbildchen liest man RESTAURATA MDLXXXVIII.
Unter den beiden ersten Bildchen findet sich die kleine Inschrift: HOC OP • F • F •
DNÄ IÄRIA • AD ONOR • STI • BENEDICTI ANNO • DNI ■ MCCCCLXXV • Es war
die Stifterin also eine JANUARIA aus dem engverschwägerten Hause der Karacciolo-
Brankaccio. — Inhaltlich vergleiche man sie mit dem Benediktleben des Platanenhofes
(s. unten). Daß sie mit Fra Angelico, dem man die hat zuschreiben wollen, nur in-
haltlich verknüpft sind, liegt wohl auf der Hand. —
 
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