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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0157
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Erst 1487 tritt Julian Majano auf den Plan, offenbar um den Bau nach Franz’ Ent-
würfen zu vollenden, nämlich den Marstall (cavallerizza), einen neuen Gang mit
einigen anstoßenden Räumen, die auf die Terrasse gehen, ein neues Badezimmer und
eine Kapelle. Jedenfalls gab es also schon 1478 etwas zum Ausmalen1). Der
Florentiner verwendete zum Ausmalen seiner Räume den eben genannten Cal van o
und Grandillo Veticano, den wir als Schätzer eines Bildes des Richard Quar-
ta rar o kennen lernten.
Von Vasari werden für die Ausmalung von Poggioreale die beiden Florentiner
Maler Peter und Hippolit Donzello genannt (denen dann freilich mit Hilfe des
de Dominici ein ähnliches Schicksal wie dem Zigeuner zuteil wurde). Beider Vater
war Franz-Anton Jakob Donzello. Peter wurde 1452, Hippolit 1460 geboren.
Ersterer lernte bei Justus Andreas, letzter bei Neri Bicci2). Wann sie nach Neapel
kamen, ist bei dem Schweigen der Neapler Urkunden unsicher. Auch d’Engenio
mag aus der gleichen Quelle geschöpft haben wie Vasari, wenn er sagt: »Derselbe
Verrat [der Barone unter Marino Marzano] wurde auch überwältigend (divinamente)
in den Zimmern von Poggioreale dargestellt von Peter Donzello und Hippolit,
seinem Bruder, vortrefflichen Malern aus Florenz, die in den Jahren um 1440
blühten . . .« Summonte spricht nicht von ihnen, sondern nur von »Costanzo
Lombardo«, was, wie gesagt, mit der Lückenhaftigkeit seines Briefes Zusammenhängen
mag. Auch die Donzello brachte der Fälscher dadurch um alle Daseinsberechtigung, daß
er sie zu Neapolitanern machte und ihnen die verschiedenartigsten Werke zuschrieb.
Auch an sie glaubte die Kritik nicht mehr. Es besteht aber kein Grund, an Vas aris
Angaben zu zweifeln. Nach 1480 sollte Hippolit von Alfons nach Neapel berufen
worden sein. Allein er erhält unterm 26. März, 5. Juli und 26. Oktober 1485 in
Florenz von Gherardo di Stoldo Frescobaldi Geld für Farben, war also noch
für diesen tätig. Urkundlich erwähnt (als »Ippolito de Francesco«) wird er in
Neapel nur einmal, als er nämlich am 18. August 1488 mit Hieronimus Vetikano
die Malereien Calvanos von Padua in der Dukeska abzuschätzen hat. Wenn unsere
Ausführungen über das Dreiblatt im NM. (84332. S. unten) richtig sind, so malte es
Hippolit nach 1485. Auch die Gottesmutter (Abb. 79) ist bald nach 1485 ge-
malt. Sein Bruder Peter muß nach Florenz zurückgekehrt sein. Denn dort erhielt
er den Auftrag, eine (bisher dem Botticelli zugeschriebene) Verkündigung in
der Heiliggeistkirche (letzte Kapelle 1.) anzufertigen. Stoldo Lionardi Fresco-
baldi hatte seine Erben testamentarisch unterm 28. Dezember 1483 dazu angewiesen.
1) Die Geschichte des Baus gehört nicht hierher. Bekanntlich behauptet Baldi, Luzian
Lau ran a habe Poggioreale entworfen. Dieser ist aber in Neapel nicht, wohl aber von
1476 ab in Pesaro nachweisbar. Dagegen war Franz Laurana auf seiner Rückkehr aus
Sizilien von 1472—76 in Neapel, und da er am Hofe hoch angesehen war, so kann er auch
für Alfons in irgend einer Form tätig gewesen sein, woraus vielleicht Baldis Irrtum zu er-
klären wäre.
2) Die Daten beruhen für die Geburt beider auf Milanesi, für die Lehrzeit Hippolits
auf Neris eigner Angabe.
 
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