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trachten. Etwas Genaueres habe er nicht feststellen können, und der Florentiner be-
zeichnet es als seltsam, daß man hier in Neapel so wenig Anteil an »si nobil virtü«
bezeuge.
Die Bemerkungen, die uns bei der großen Unsicherheit über die Lebensdaten
neapolitanischer Künstler besonders wertvoll erscheinen, sind meist in der Form gehalten:
»starb vor zwei, drei, ungefähr 10, 20 usw. Jahren«. Wir würden also, wenn auch
oft nur ungefähre, so doch einigermaßen zuverlässige Angaben gewinnen, wenn wir
das Jahr feststellen könnten, in dem die Notizen gesammelt wurden. Ceci, der daran
verzweifelt, kommt zu dem Schluß, sie fielen wohl in die ersten zwanzig Jahre der
zweiten Hälfte des 16., soll heißen des 17. Jahrhunderts, d. h. also etwa von 1650
bis 1670. Dieser Spielraum ist aber zu groß, um damit etwas anfangen zu können.
Was Ceci (und auch den Verfasser anfangs) irregeführt hat, sind besonders zwei
Angaben. Es liegt auf der Hand, daß man am sichersten von so bestimmten Be-
merkungen ausgeht, wie z. B. derjenigen zu Micko Spadaro: »Er starb vordreiJahren«.
Nun ist sein Todesjahr nach De D., der einzigen Quelle, die wir haben, aber scheuen
sollten wie das heilige Feuer, 1679, und die Notizen müßten daher aus dem Jahre
1682 stammen. Das kann aber nicht richtig sein, denn Fansaga, der 1678 starb,
wird darin noch als lebend bezeichnet! Ferner: von Josef Ribera, dessen Tod
auf den 2. September 1652 fällt, heißt es nun wieder, er sei »vor ungefähr dreißig
Jahren« gestorben, so daß wir merkwürdigerweise wieder auf das Jahr 1682 verwiesen
werden!
De Dominici hat ohne weiteres auszuscheiden, da seine Angaben durchaus
unzuverlässig sind. Eigentümlich verhält es sich aber auch mit den Angaben über
Ribera. Baldinucci hat der Hs. folgende wunderliche Notiz eigenhändig hinzu-
gefügt: »Josef Ribera, als Maler von jammervoller Fähigkeit, entlief seinem Vater
und ging geradenwegs nach Rom, wo er Werke der besten Künstler stach und be-
sonders Guido kopierte, von dem er die Freskenmalerei erlernte. Er verfertigte auch
irgend ein Scheusal von Figur eigenhändig, und verhandelte sie, um seinen Unter-
halt kümmerlich zu verdienen ... Da er so gut stach, wurde er mehrere Male zum
Präsidenten der Akademie ernannt. Seine Stecherkunst war aber nicht besser als seine
Malerei, die sich durch eine Menge von Figuren auszeichnete. Darum nannte man
ihn auch den ,Spanier von den vielen Figuren'.« Hierin Ribera zu erkennen, ist ganz
unmöglich. Die Angaben sind, abgesehen von ihrer offensichtlich feindseligen Färbung,
so schief, daß sie sich entweder auf einen ganz anderen Maler beziehen, oder aber,
daß wir es auch hier, und das ist das Wahrscheinliche, mit einer jener neapolitanischen
von örtlicher Vorliebe gefälschten Angaben zu tun haben, wie sie später De D. zur
höchsten Vollendung in seinem vierbändigen Werke entwickelt. Wir halten uns daher
für berechtigt, bei unserm Bemühen, das Jahr der Sammlung der Notizen Baldinuccis
rechnungsmäßig zu bestimmen, auch diese Angabe, die auf 1682 führt, ganz aus dem
Spiele zu lassen. Damit wird die Bahn frei, so daß nunmehr kein einziges Datum
mehr darin vorhanden ist, das mit dem von uns gefundenen Jahre im Widerspruche steht.
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trachten. Etwas Genaueres habe er nicht feststellen können, und der Florentiner be-
zeichnet es als seltsam, daß man hier in Neapel so wenig Anteil an »si nobil virtü«
bezeuge.
Die Bemerkungen, die uns bei der großen Unsicherheit über die Lebensdaten
neapolitanischer Künstler besonders wertvoll erscheinen, sind meist in der Form gehalten:
»starb vor zwei, drei, ungefähr 10, 20 usw. Jahren«. Wir würden also, wenn auch
oft nur ungefähre, so doch einigermaßen zuverlässige Angaben gewinnen, wenn wir
das Jahr feststellen könnten, in dem die Notizen gesammelt wurden. Ceci, der daran
verzweifelt, kommt zu dem Schluß, sie fielen wohl in die ersten zwanzig Jahre der
zweiten Hälfte des 16., soll heißen des 17. Jahrhunderts, d. h. also etwa von 1650
bis 1670. Dieser Spielraum ist aber zu groß, um damit etwas anfangen zu können.
Was Ceci (und auch den Verfasser anfangs) irregeführt hat, sind besonders zwei
Angaben. Es liegt auf der Hand, daß man am sichersten von so bestimmten Be-
merkungen ausgeht, wie z. B. derjenigen zu Micko Spadaro: »Er starb vordreiJahren«.
Nun ist sein Todesjahr nach De D., der einzigen Quelle, die wir haben, aber scheuen
sollten wie das heilige Feuer, 1679, und die Notizen müßten daher aus dem Jahre
1682 stammen. Das kann aber nicht richtig sein, denn Fansaga, der 1678 starb,
wird darin noch als lebend bezeichnet! Ferner: von Josef Ribera, dessen Tod
auf den 2. September 1652 fällt, heißt es nun wieder, er sei »vor ungefähr dreißig
Jahren« gestorben, so daß wir merkwürdigerweise wieder auf das Jahr 1682 verwiesen
werden!
De Dominici hat ohne weiteres auszuscheiden, da seine Angaben durchaus
unzuverlässig sind. Eigentümlich verhält es sich aber auch mit den Angaben über
Ribera. Baldinucci hat der Hs. folgende wunderliche Notiz eigenhändig hinzu-
gefügt: »Josef Ribera, als Maler von jammervoller Fähigkeit, entlief seinem Vater
und ging geradenwegs nach Rom, wo er Werke der besten Künstler stach und be-
sonders Guido kopierte, von dem er die Freskenmalerei erlernte. Er verfertigte auch
irgend ein Scheusal von Figur eigenhändig, und verhandelte sie, um seinen Unter-
halt kümmerlich zu verdienen ... Da er so gut stach, wurde er mehrere Male zum
Präsidenten der Akademie ernannt. Seine Stecherkunst war aber nicht besser als seine
Malerei, die sich durch eine Menge von Figuren auszeichnete. Darum nannte man
ihn auch den ,Spanier von den vielen Figuren'.« Hierin Ribera zu erkennen, ist ganz
unmöglich. Die Angaben sind, abgesehen von ihrer offensichtlich feindseligen Färbung,
so schief, daß sie sich entweder auf einen ganz anderen Maler beziehen, oder aber,
daß wir es auch hier, und das ist das Wahrscheinliche, mit einer jener neapolitanischen
von örtlicher Vorliebe gefälschten Angaben zu tun haben, wie sie später De D. zur
höchsten Vollendung in seinem vierbändigen Werke entwickelt. Wir halten uns daher
für berechtigt, bei unserm Bemühen, das Jahr der Sammlung der Notizen Baldinuccis
rechnungsmäßig zu bestimmen, auch diese Angabe, die auf 1682 führt, ganz aus dem
Spiele zu lassen. Damit wird die Bahn frei, so daß nunmehr kein einziges Datum
mehr darin vorhanden ist, das mit dem von uns gefundenen Jahre im Widerspruche steht.
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