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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 2 (16)
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Müller, Karl Otto: Eine Ravensburger Wehrliste von 1338, [2]
DOI Artikel:
Turbo Suecius Monasterii Weissenaw, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0043

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27

Rande allo ckis llisvoi- Zssallribon stanck,
banck ir erst rais Mtan unä ckio naoll-
Msolrriben soirck (— sollen) äax nooll
tun, und Bl. 1435 (7): Mockis IiiovorFg-
sollriben stnenll, llnnä ir erst rais ^etnn.
Auch diese 3 Notizen, — von welchen
die erste wohl zu erklären ist: „Die vor-
genannten sind (von jetzt an) verschont,
(nämlich einen Zug ins Feld mitmachen
zu müssen), diese sind nicht zu schonen
(pnreienäi statt pnroenäi) — beziehen
sich auf die Wehrverfassung von Ravens-
burg: Wer seine erste Kais (— Feld-
zug) getan hatte, brauchte nicht mehr zu
»rmsou«, wenigstens solange noch Bürger
da waren, die ihre erste rnis noch nicht
getan hatten.
Wir haben gesehen, welch wichtige
Fundgrube für familiengeschichtliche und
generalogische Zwecke die Bürgerliste dar-
stellt. Es ist zu hoffen und zu wünschen,
daß bald einmal eine geeignete Veröffent-
lichung erfolge, damit auch weiteren Kreisen
diese Quelle oberschwäbischer Familien-
forschung zugänglich gemacht wird.
Berichtigung.
In dem Abdruck der Wehrliste in Nr. 1
dieser Zeitschrift (1909) sind nach dem ersten
Namen Hurnpis in kontv die Namen L. Og.-
und Hot Imkol einzuschieben (vgl. die
Nummern 2 und 3 dieses Aufsatzes.)
I'x. I'urdo kutzoicns Iloiiustoiii
VVbi88oiinrr. (Schluß).
^W^ie Besorgnis des guten Pfarrers war
nicht grundlos, der angekündigte Be-
such ließ nicht lange auf sich warten. In
einer mondhellen Nacht, abends gegen
halb elf kommen 60 Reiter herangesprengt,
um Thaldorf auszuplündern. Mehrere
Bauern, die das Geräusch geweckt, ent-
eilen schleunigst auf Schleichwegen zu den
längst vorgesehenen Schlupfwinkeln. Andere
werden aus tiefem Schlafe aufgeschreckt,
müssen ihr Geld herausgeben und als
Wegweiser beim Beutezug dienen. Im
Pfarrhof wird ?. Bartholomäus, auf einer
Bank schlummernd, von einem Diener
geweckt und zur Flucht gemahnt, da Sol-
daten bereits im unteren Dorf am Aus-
plündern seien. Er stürmt im Mondschein
hinaus über den nächsten Hügel hinweg
in ein enges Tal, wo er im Gebüsch am

Rande eines Baches sich mit Rasen um-
hüllt, um sich allen Blicken zu entziehen.
Unterdes sind die Freibeuter ins Pfarr-
haus eingedrungen und es hallen der Lärm
der Soldateska, ihreBeilhiebe undHammer-
schläge im Versteck des in Todesängsten
schwebenden Flüchtlings wieder. Zu seiner
Beruhigung jedoch gewahrt er beim ersten
Morgengrauen, daß die Räuber mit ihrer
reichen Beute abziehen, ohne das Dorf
oder doch das Pfarrhaus, was er be-
fürchtet hatte, einzuäschern. Schlaftrunken
will er sich nun noch einige Ruhe gönnen,
rutscht aber unvermerkt bis ans Knie in
den Bach hinein. So muß er, starr vor
Kälte, auf jeden Schlummer verzichten
und mühsam, mit Hülfe eines Baumastes,
sich wieder auf die Beine bringen. Es
ist wieder ein schöner Tag aufgegangen.
Vorsichtig steigt er den Hügel hinan. Da
gewahrt er, wie aus allen Winkeln des
Tales, aus Gras und Gebüsch Leute auf-
tauchen, die sich ebendort mit Pferden
und anderem Vieh versteckt hatten. End-
lich kommt auch der gute Pfarrer zum
Vorschein, nur halb angezogen, die Nacht-
mütze auf dem Kopfe, ohne Schuhe, die
Füße in ein Kissen gehüllt, zitternd vor
Kälte, von Furcht und Schrecken halb
entseelt, kurz in einem so kläglichen Zustand,
daß alle herzliches Mitleid empfanden,
viele zu Tränen gerührt wurden. Im
Pfarrhof, wie Schiffbrüchige im Hafen,
angekommen, haben sie dann das Ver-
gnügen, mit eigenen Augen die Greuel
der Verwüstung, alles von der zuchtlosen
Rotte zerschlagen, zertrümmert und aus-
geraubt zu schauen, daß beiden Ordens-
männern das Herz hätte brechen mögen.
Kaum hatten sie sich von all den Schrecken
erholt, so zog ein neues Gewitter heran.
Die Kunde von der Schreckensnacht und
den Räubereien in Taldorf gelangte mit
Blitzesschnelle nach Weißenau, schon vor
der Ankunft des ?. Bartholomäus. Dort
beschloß man, um weiterem Raube zuvor-
zukommen, sofort einen Fuhrmann mit
seinem Wagen hinzuschicken und demselben
einen Reiter der 8uIvoHunräia beizuge-
sellen, um die allenfalls noch vorhandenen
Vorräte von Wein und Getreide abzu-
holen und so in Sicherheit zu bringen.
Der Pfarrer zu Taldorf sitzt, von Sorge
und Kummer niedergebeugt, in seinerStube;
 
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