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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 11
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Schwedenkrieg um Weißenau, [1]: zweite Flucht der Weißenauer im Juli 1632
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Marquart, ...: Das Ellwanger Kirchenvermögen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0188

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172

vom Leibe und werfen den Leichnam in
die Schüssen, auf daß die Flut die gräu-
lichen Verbrechen abwaschen möge.
Die Sehnsucht nach der lieben Heimat
war bei allen fortgeflohenen Schwaben
um so heftiger, als eine außergewöhnlich
gute Ernle in diesem Sommer in Aus-
sicht stand. Sollte diese auch noch eine
Beute der Schweden werden, oder in an-
derer Leute Scheune wandern, oder durch
feindliche Streifzüge verwüstet werden,
während so viele, die sonst alles verloren,
durch reichlichen Ertrag ihrer Acker und
Wiesen doch wieder in etwa aufkommen
könnten! So kam wie ein heiterer Sonnen-
strahl die Künde, daß die Schweden am
8. Tage nach ihrer Ankunft in Ravens-
burg (13. Juli) mit allen Truppen und
mit all ihrer Beute wieder abgezogen seien.
Oberschwaben war eben vollständig aus-
geplündert und dem Vordringen der Kaiser-
lichen unter Erzherzog Ferdinand am Lech
mußte baldmöglichst Einhalt geboten wer-
den. Alsogleich machten sich die Flüch-
tigen auf den Heimweg.
In Müusterlingen wurde den Weißenauer
Gästen ein Schiff bereitgestellt, auf dem
sie gegen Abend bei Manzell landeten.
Unverweilt zogen sie von dort nach Appen-
weiler zur Nachtruhe und am andern Tage
nach Weißenau. Die Freude der Heim-
kehr dämpfte leider der Greuel der Ver-
wüstung, der ihnen jetzt in allen Räumen
des Klosters vor Augen trat. Nur die
Kirche war glücklicherweise — vermutlich
weil die Zeit nicht mehr langte — noch
nicht ausgeraubt und verwüstet worden.
Auch 'die Viehherden, die man in den
Waldungen bei Appenweiler in Sicher-
heit gebracht, konnte man wieder herbei-
holen. Trotzdem der Gesamtschaden des
Klosters sich auf mehr als 15000 Gulden
belief, hoffte man doch durch angestrengte
Arbeit und verdoppelte Sorgfalt dem Stifte
allmählich wieder aufzuhelfen — hätte
nur nicht der unselige Krieg immer neues
Elend gebracht.
Das Lllwanger Air«chenvermögen.
Von Rechnungsrat Marquart in Ludwigsburg,
^b^er Oberlandeskommissär Regierungs-
rat v. Reischach zu Ellwangen
erhielt ck. ck. Stuttgart, den 12. Jan. 1803

den Auftrag, ohne Unterschied alles, was
Württemberg aus den aufgehobenen Stif-
tern und Klöstern, sowie auch von dem
Fideikommiß des Fürstentums Ellwangen
an Gold und Silber, sei es nun an
Servicen, Kirchengeschirr, Gerätschaften,
Ornaten, Meßgewändern usw. als Eigen-
tum zugefalleu war, sogleich einzupacken
und in das Schloß in Ludwigsburg ab-
zuführen, da man an Höchster Stelle
alles, was unter die erwähnten Rubriken
gehörte, in sicherer Verwahrung wissen
wollte.
Gegen diese Anordnung wurde von
zwei Seiten der Versuch gemacht, be-
scheidene Vorstellungen und schüchterne
Einwendungen zu erheben. Von einer
Seite wurde ausgeführt, mau finde sich
veranlaßt, über die Meinung, die man
von der Anordnung habe, eine Erläuterung
abzugeben, die nach der Sache Verhältnis
und nach den katholischen Grundsätzen an-
wendbar sein dürften.
Die Kirchengerätschaften, vasa saera,
Silber und andere Ornate und Para-
mente, von deren Eigentum die Frage
sein wolle, haben sowohl bei der Jesuiten-
als bei der Stiftskirche die nämliche und
gleiche Bestimmung gehabt; sie rühren
aber aus ungleichen Stiftungen her, wie
dies aus folgendem kurzem geschichtlichen
Hergänge erhellen dürfte.
Die ehemaligen Jesuiten, die sich an-
fänglich in Ellwangen nur vereinzelt auf-
hielten und zum Teil als fürstliche Beicht-
väter, zum Teil auf dem Schönenberg
beim Predigen und im Beichtstühle sich
nützlich machten, hatten ihre Hauptabsicht
dahin gerichtet, durch Unterstützung der
Fürstpröpste in der Stadt Ellwangen ein
Lyzeum zu errichten, worin die Jugend
nicht nur in den unteren lateinischen
Schulen, sondern auch in der Philosophie,
dem kanonischen Rechte und der Moral-
theologie unterrichtet werden sollte.
Lange konnten sie dieses Vorhaben nicht
bewerkstelligen, weil die Zuflüsse, die sie
nach und nach, wiewohl zu mehreren
tausend Gulden aus frommen Vermächt-
nissen und Schenkungen erhalten hatten,
doch nicht hinlänglich waren, ihr großes
Werk früher auszuführen, als bis der
ehemalige Stifts-Dechant v. Peutingen
 
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