Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

DOI Heft:
Nr. 10
DOI Artikel:
Selig, Theodor: Die Bruderschaften des Dekanats Riedlingen, [1]
DOI Artikel:
Zeller, Joseph: Zur Geschichte der Stiftskirche in Ellwangen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0168

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
152

Seele zur ewigen himmlischen Freude be-
halten", — so schrieb Benefiziat Baur
anläßlich der Erneuerung der Bruder-
schaft anno 1710; die Mitglieder wollen,
so beteuert er, als fromme und eifrige
Christen Nachfolger des hl. Johannes in
vollkommenerLiebeGottes und des Nächsten
sein und das Gebot Gottes Matth. 22, 37
erfüllen. Es war ein gewaltiger Stoß
nötig, um das rege Leben dieser Bruder-
schaft zu vernichten. Der Stoß kam, ob-
wohl der Zweck dieser Bruderschaft genau
jener war, den man in aufgeklärten
Wiener Kreisen anpries; aber es war
nicht sofort der Todesstoß.
(Fortsetzung folgt).
Zur Geschichte der Stiftskirche
in Lllwangen.
Von Repetent Or. Joseph Zeller in Tübingen.
(Schluß).
III. Verzeichnis der Ablässe und
Reliquien der Stiftskirche.
ie Handschrift, die das nachfolgende,
auf Vollständigkeit keinen Anspruch
machende Verzeichnis enthält (2 Bl. Pap.
Folio, St.-A. Repert. Ellw. Fasz. 134 unter
den Akten über die neue Beisetzung der
Reliquien der Stiftsheiligen im Jahr 1661),
stammt aus dem 18. Jahrhundert (oder
aus dem Ende des 17.), während die
Vorlage, die über den Opferstock inmitten
der Kirche aufgestellte, damals bereits
schlecht leserliche Tafel, wohl ins 16. Jahr-
hundert zurückgehen dürfte. Aus den oben
veröffentlichten Ablaßbriefen, außer denen
das Stift wohl noch manch andere be-
saß, ergibt sich freilich bei weitem nicht
die im folgenden aufgeführte Gesamtsumme
von Jndulgenzen.
Kaum eine Kirche war am Ende des
Mittelalters ohne besondere, ihr speziell
verliehene Ablässe; sie wurden alljähr-
lich vor den betreffenden Festen von der
Kanzel verkündigt, weshalb ihre Kopien
vorne im Verkündbuch standen?) Ange-
sichts der unmittelbar praktischen (finan-
ziellen) Bedeutung, welche sie für die
Kirchenfabrik hatten, lag es nahe, ein Ver-
zeichnis derselben auch über dem Opferstock
anzubringen. Eine ähnliche Bewandtnis
hatte es mit den Heiltümern (Reli-

quien), welche an den betreffenden Hei-
ligenfesteu dem Volk gezeigt wurden. Das
folgende, in kulturgeschichtlicher Beziehung
nicht uninteressante Verzeichnis beweist,
daß die Stiftskirche in Ellwangen früher
an Ablässen wie an Reliquien gleich reich
war, während heute der Kirchenschatz
außer dem spätgotischen Reliquiar mit
dem Arm des hl. Vitus nichts von Be-
deutung mehr besitzt. Daß diese Heil-
tümer ehedem den Stolz Ellwangens bil-
deten, läßt vielleicht am besten die älteste
württembergische Landesbeschreibung, die
des Ladislaus von Suntheim (Hofkaplan
des K. Maximilian) um 1500, erkennen,
welche, ohne die Stiftskirche selbst zu
erwähnen oder gar zu beschreiben, als
Hauptmerkwürdigkeit von Ellwangen be-
richtet, daß allda „XVI Heilige liegen"?)
„Verzeichnus dern InckuIZoiition
und Ablaß, welche von uralten Jahrn
hero, und wie vermuthlich, bey Einweihung
der Löblichen Stiftskürch allhie zu Ell-
wangen verlihen worden: zu was Zeit
und täg dieselbige zewünneu. Auch was
für suoruö Usliquiuo und hayl-
thumb bey gemeltem Gottshaus zufinden.
Copirt und aufgeschriben auf der
taffell, So in erstbesagter kirche
öffentlich in inoäio Lnolosiuo überm
opfferstockh auffgehengt und Jeder-
menigklich fürgestelt ist: aber wol von-
nöthen, das Solche erneuret würde.
Damit dieße gegenwärtige Löbliche
Stiffts Kirch des H. Notthölffers und
Martyres (!) Sanct Veit und anderer noch-
geschriben heyliger Märtyrer Und Mär-
tyrerin, so Löblich darin rasten Und
däglich hilff erzeigen, In hohen Ehren
geehret, an gebey, Mauren, Döchtrin,
Thürnen, Glocken, Meß- und gesang
Bücherin, Kelchen, Bcleitungen (--- vostos
') Vgl. Fr. Falk, Die pfarramtlichen Auf-
zeichnungen des Florentius Diel zu St. Chri-
stoph in Mainz (1901), S. 7 Anm. 1.
-) Württ. Vierteljahrsh. VII (1881), 126.
Schon sehr zahlreich waren die bei der Kirch-
weihe 1124 in die Altäre eingeschlossenen Rett-
quien, die Lüninm, llisrarollia. Xugu8ts.no.
Luctar. x. I. Ostdoär. (1714) p. 30 s. (nr. 63),
aufzählt. Über Reliquienverzeichnisse im allge-
meinen vgl. E. A. Stückelberg, Geschichte der
Reliquien in der Schweiz (Zürich 1902), Ein-
leitung S. XXXIV—1,111; einige deutsche Ver-
zeichnisse aus dem Ende des Mittelalters ebenda
S. 43-47.
 
Annotationen