Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Zierler, Peter Bapt.: Das Kapuzinerkloster in Ravensburg, [2]
DOI Artikel:
Schön, Theodor: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [14]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0077

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
61 —

die Katholiken werden ohne ihre Bei-
stimmung in nichts Nachteiliges ein-
willigen. — Endlich entschied sich die
Mehrheit des gesamten Rates dahin,
man wolle dem Kaiser willfahren und
einen Platz bewilligen, jedoch so, daß es
der Stadt am wenigsten nachteilig sei.
Man habe zwar gehofft, der Kaiser werde
den Beschwerden nachgeben, weil es aber
nicht sein könne, wolle man einverstanden
sein, wenn sich die Kapuziner mit einem
hinreichenden Platze begnügen, hoffe aber,
daß auch andere zum Baue helfen und
daß man sich wie in Überlingen und
Biberach reversieren könne, daß Seelhaus
und Spital unüberlaufen bleiben. Die
Stadt verspreche dafür den Baugrund,
den Garten und das Wasser zu geben,
mit der Lieferung von Materialien aber
möge man sie tunlichst verschonen, da
man daran selber Mangel habe.
(Fortsetzung folgt.)
Schwäbische Biographien.
44) Herzogin Maria Augusta von
Württemberg.
(Fortsetzung).
Von Hofrat Th. Schön in Stuttgart.
M^uf dieses Schreiben wurde vom Her-
WM zog-Administrator und dem Ge-
heimerat beschlossen, Baron v. Schwarz
mit dem Titel eines Oberhofmeisters, den
er jedoch, wenn er nach Stuttgart kommen
sollte, mit dem Titel eines Prinzen-Hof-
meisters zu vertauschen hätte, und mit
einem Gehalt von 1200 fl. usw. anzustellen
und den bisherigen Hofmeister v. Laubsky
nach Württemberg solang zurückzuberufen,
bis die Herzogin-Witwe ihm eine An-
stellung in preußischen Diensten verschafft
haben würde. Wenige Tage vor der Ab-
reise der Herzogin-Witwe von Berlin
schrieb aber ck. ck. Berlin 19. Mai 1742
Geheimerat Georgii'^) dem Herzog-
Administrator, daß der von der Her-
zogin-Witwe empfohlene und als Oberhof-
meister des Prinzen ernannte Baron von
Schwarz mit österreichisch Gesinnten und
seit geraumer Zeit suspekten Person nicht
nur in genauer Verbindung und Ver-
wandtschaft, sondern auch in wirklicher
Korrespondenz stehe. Auch hatte König
Friedrich, wie Georgii ck. ck. Berlin 6.

Juni 1742 dem Herzog-Administrator
mitteilte, erklärt, daß er nicht einsehe,
wie Schwarz nebst Beibehaltung seiner
wirklichen Kammerherrnstelle obige Stelle
annehmen könne. Demselben wurde da-
rauf der von ihm ausgestellte Revers
auf seine Bitte zurückgegeben und der
Geheimerat verfügte, daß Oberst von
Laubsky vor der Hand in Berlin als
Hofmeister bleiben sollte.
Auch schrieb die Herzogin-Mutter am
29. Februar 1742 von Berlin aus dem
Herzog-Administrator, daß auf ihren Vor-
schlag es dahin eingeleitet worden sei,
daß der Jurist b>r. Ernst Heinrich
Mylius^i) dem jungen Landesfürsten
(Karl Eugen) Reichsgeschichte und das
jus publicum, den beiden jünger« Prin-
zen hingegen die Universalgeschichte und
den Mathematiker Professor Leonhard
Euler iS-) die Fundamente der Mathe-
matik und zwar beim Anfang Arithmetik
und Geometrie dozieren sollte.
Man sieht, Maria Augusta war eifrig
besorgt, daß ihre Söhne etwas tüchtiges
lernen sollten. Das geht auch hervor
aus folgendem Schreiben der Herzogin
an Oberst v. Laubsky ck. ck. Berlin
13. Mai 1742: „Demnach ich während
meinem Aufenthalt allhier wahrnehmen
(habe) müssen, wie er sich keine sufficiente
Autorität über meine Kinder und für-
nehmlich über meinen ältesten Sohn
gibt, als solle ich ihme
1. auf das nachdrücklichste anrecom-
mandiren und anbefellen, sich dießfals
besser zu prospiciren, mithin auf alles,
was er einem oder dem andern anbe-
fehlet oder anrahtet, ferm zu seyn, daß es
genau von denenselben befolgt (werde),
widrigenfals mit ohnauß bleiblich ge-
Johann Eberhard Georgii, geboren
21. Dezember 1694 in Urach, war damals mit-
vormundschaftlicher Geheimerat und Gesandter
in Berlin und starb 20. Juni 1772 in Stuttgart.
Ernst Heinrich Mylius, geboren 14.
Oktober 1716 in Leipzig, gestorben 20. Januar
1781 zu Stuttgart als Herzog!, wttbg. Geheime-
rat und Kreisdirektorialgesandter, nachdem er
28. Juni 1768 von Kaiser Joseph II. den
Reichsritter und Edlenstand mit Edler von
Ehrengreif erhalten hatte.
"2) Leonhard Euler, geboren 15. April 1707
in Basel, seit 1741 der Professor der Mathe-
matik in Berlin, starb 7. Sept. 1783 in St.
Petersburg.
 
Annotationen