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Beck, Paul A. [Editor]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 2 (16)
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Kleinere Mitteilungen
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82

Abt Gordian Scherrich des letztgenannte» Stifts
hatte alle diese Meisterwerke des Pinsels als ein
Zugehör von St. Johann mit in den Kauf zu
bekommen gesucht, allein Weingarten ging nickt
darauf ein (s. Weizenegger-Merkle, Vorarlberg, II,
S. 177, Innsbruck, im Verlage der Wagner'schen
Buchhandlung 1839). Die Hauptfrage ist nun
aber für uns nach dem Verbleib und Schicksal
dieser ehemals in der Kl. Kirche von Wein-
garten aufgehängten Dyck'schen „Beweinung
Christi", welche sich schon vielen aufgedrängt
hat. Bekanntlich befinden sich in der älteren
Münchner Pinakothek seit deren Gründung zwei
sog. „Beweinungen Christi" (nebst 2 Skizzen,
bezw. Vorlagen), beide aus der Düsseldorfer
Galerie stammend" Nr. 828 des Reberschen
Kataloges, auf Leinwand, 2,05 m hoch, 1,58 in
breit, der Leichnam Christi ist auf die Erde ge-
sunken, sein Haupt und linker Arm ruhen auf
dem Schoß der vor einem Felsen sitzenden
Maria; links Johannes, mit der Rechten den
Arm des Erlösers fassend, mit der Linken seine
Tränen trocknend; hinter beiden steht Hände-
ringend eine der hl. Frauen, im Vorgrunde
liegt am Boden die bilingue Kreuzinschrist nebst
Dornenkrone, Nägeln, Hammer und Zange. Das
Bild ist von C. Piloly in Lithographie ver-
vielfältigt. Nr. 830 auf Holz, 1,09 in hoch,
1,48 in breit, sog. „kleinere Beweinung Christi",
aber bedeutender wie die Vornummer und als
eines der schönsten Werke, ein Juwel des Mei-
sters, bekannt, von L. Vorstermann gestochen;
unter dem gestürzten Kreuz sitzt Maria mit
klagender Gebärde; vor ihr, mit dem Oberkörper
in ihren Schoß gelehnt, liegt der Leichnam
Christi; rechts 3 Engel in trauernder Verehrung,
links in der Luft 4 geflügelte Engelköpse. Nach
letztgenanntem Gemälde befindet sich in der
Münchener Pinakothek eine Grisaillekupferstichvor-
läge Nr. 831 auf Papier, bezw. aus Holz, 0,33 m
hoch, 0,45 in breit, aus der Mannheimer Ga-
lerie. Auch von erstgenanntem Bilde ist in
München eine skizzierte Kopie (nicht Original-
skizze) Nr. 829 vorhanden. Aber auch das
Museum in Antwerpen bewahrt eine Be-
weinung Christi Nr. 345 von van Dyck, welche
man in der Kunstliteratur die „größere" gegen-
über der vorgenannten „kleineren" in München
nennt. Ebenso die kgl. Galerie zu Berlin,
Nr. 778, von Melcher man in den im Verlag
von Wilh. Weicher in Berlin 1906 erschienenen
Kunstbüchern (Nr. 2) eine gute photographische
Abbildung von F. Hanfstängl hat; es wäre
sehr interessant, zu erfahren, wann und von wem
diese Variante nach Berlin gelangt ist.
Es kommt nun auf einmal eine überraschende
Kunde von einer fünften Dyck'schen „Beweinung
Christi" bezw. taucht in den kürzlich erschienenen
„Monatsheften für Kunstwissenschaft" auf. An
sich ist cs ja nichts so sehr Verwunderliches, wenn
ein Künstler — auch schon zu Dycks Zeiten —
ein Bild bezw. den gleichen Gegenstand mehrere
Male malt bezw. eine Duplik oder Replik schafft.
Danach hat der Kunstgelehrte Sigmund Land-
finger in der Gemäldegalerie des Museums zu
Palermo (musoo riaeioriula) ein Bild „die

Beweinung Christi", welches bisher daselbst als
Kopie des Luca Giordano nach Jordaens be-
zeichnet war, als Arbeit van Dycks erkannt.
Es ergab sich als eine Variante des Bildes in
der Münchener Pinakothek, welches den gleichen
Gegenstand behandelt; hinzugefügt sind auf dem
Palermitaner Stück die in München, Pinakothek.
Bild Nr. 830 fehlende hl. Magdalena, während
die beflügelten Engelsköpfe weggelassen sind. Das
Gemälde befand sich bis zur Klosteraufhebung
1870 in dem berühmten Benediktinerkloster San
Martino bei Palermo bezw. (nach einem Kata-
loge von 1836) nebst einem Selbstbildnis van
Dycks im Wohnraum des Abtes und kam her-
nach ins genannte Museum. Nach Landsinger
möchte das Bild bei dem Aufenthalt des Meisters
in Palermo entstanden sein. Man steht nun
vor der Frage, ob eine von diesen 5 Darstel-
lungen, fast jede in einer anderen Art lalso keine
eigentlichen Doubletten, Dupliken oder Repliken),
das früher in Weingarten befindliche Bild ist
oder ob van Dyck gar eine sechste Wiederholung
gemalt hat und wo sich dermalen letztere befindet.
Dabei dürften sich die Nachforschungen auch
nach dem Verbleib des andern von Feldkirch nach
Weingarten gekommenen, längst schon jedenfalls
seit der Klosteraushebung verschollenen van
Dyck mit der PielL erstrecken.

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von Oberlehrer M. Wilberg.
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