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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 4
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Schön, Theodor von: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0078

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ziemender Reprimande oder auch prv-
portionirter Straffe sie dazu anzuhalten
(sind). Nicht weniger
2. Dieweilen mir auch zu Ohren ge-
kommen (ist), daß der Herr Obrister zu
Zeiten in seine Verweiß etwas unge-
dultig und zu starck sich gegen sie herauß-
laßet, so gehet meine Intention dahin,
daß es hinfüro mit mehrerer Sanfstmuth
und Gelassenheit, obwohlen stricte ge-
schehe, auff daß fürnehmlich, da ich meine
Kinder zu der größten Höflichkeit und
Milde will angehalten (haben) wissen, sie
auch in solchen Fällen weder zum Un-
willen noch durch schädliche Exempel irre
gemacht werden. Und da
3. Der Informator Despars sich
öfters in Sachen zu mischen die Ge-
wohnheit hat, sich auch zuviel aus den
Hauße, folglich von meinen Kindern
absentiret, als gehet mein Befell dahin,
daß der Herr Obrister ihn eines Bes-
seren, doch mit guter Art und geziemen-
den Vorstellungen belehre. Zu solchem
allem nun ist mein Befehl und ernstliche
Wille, daß
4. Herr Obrister fleisig über alles und
jedes, wie es auch Nahmen habe, mit
dem vormundschaftlichen Geheimbden-
Rath Georgy, als in welchem ich gleich-
falls ein besonderes Vertrauen setze,
communicire, ihn mit zu Rath und zu
Hülffe ziehe, auch so viel, wie möglich,
nicht ohne desselben Beystimmung in An-
sehung der Erziehung und deren darinnen
vorkommenden Vorfallenheiten meiner
- vielgeliebten Kinder thue, mithin beyder-
seits als mit zusammen gelegten Kräften
zu diesem wichtigen Amte gearbeitet und
dadurch alles einig, ruhig und gemein-
schafftlich zu desto größerer allseitiger
Legitimation und Beruhigung nach meinem
ernstlichen Willen und ohn ermüdetem,
»achtsamen Eyffer beobachtet und voll-
zogen werde."
In Berlin beschäftigte außer der Er-
ziehung der Söhne Maria Augusta noch
eine andere Angelegenheit, die Wahl einer
passenden Gattin für ihren ältesten Sohn
Karl Eugen. Dieses war der Hauptzweck
der Reise. Den früher gefaßten Ge-
danken einer Verbindung mit der Schwe-
ster Friedrichs des Großen, Anna Ama¬

lie, gab sie auf, da diese 4 Jahre älter
war, als Karl Eugen. Es kam nun zu
vertraulichen Besprechungen zwischen ihr
und der Königin-Mutter Sophie Doro-
thea, geborenen Prinzessin von Groß-
britannien, welche den Plan einer Ver-
bindung desselben mit der Markgräfin
Sophie Friederike Wilhelmine von
Brandenburg-Bayreuth, der schon 1741
bei der Durchreise der Prinzen durch das
Bayreuthische aufgetaucht war, beförderte.
Dem König Friedrich lag dieser Heirats-
plan sehr am Herzen. Er hoffte durch
die Heirat den jungen Herzog für seine
Politik zu gewinnen.
Am 30. Januar 1742 schrieb von
Olmütz aus der König dem Grafen von
Podewils: »b'kstovW bien la ckueliosss
äs ^VürttzmbsrA, 6t kaltes tout votre
possikls pour gu'on N6 nous l'sseamote
pas«.
Von Olmütz aus schrieb der König
31. Jan. 1742 an den Oberhofmarschall
Graf Gotter: „der Herzogin von Würt-
temberg ahnvermutete Resolution, nach
Berlin zu reisen, hat mich in etwas sur-
preniret und muß ich gestehen, daß, da
solche Reise aus denen von Euch ange-
führten Gründen nicht detourniret werden
(hat) können, ich gewünschet hätte, bei
der Herzogin Ankunft gegenwärtig zu
sein. Ihr werdet inzwischen solches bei
ihr bestens entschuldigen und Euch daher
Mühe geben, derselben das Sejour in
Berlin so angenehm zu machen, als es
nur möglich ist, wie ich denn die von
euch gemeldete Disposition, so ebenfalls
gemachet worden ist, völlig approbire,
wobei ihr alles Lavoir-lairs an ihr
werden habet, um die euch bekannte
Affaire (die Verheirathung des jungen
Herzogs) so einzulenken, daß der Choix
deshalb auf die Prinzessin von Bai-
reuth falle, und könnet Ihr Euch dieser-
wegen mit denen Etatsministern Graf
Podewils und v. Marschall concer-
tieren; insonderheit aber müsset Ihr zu
verhindern suchen, daß uns die Herzogin
von keinem andern Hofe escamortiret
werde".
Der Heiratsplan kam denn auch wirk-
lich zu Stande. Es ging rascher vor-
wärts, als man vermutete.
 
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