Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Zu den Tafeln
DOI Artikel:
S., E.: Die Gemäldesammlung König Karls von Rumänien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0085

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
75

DIE GEMÄLDESAMMLUNG KÖNIG KARLS VON RUMÄNIEN.
Die Kriegsereignisse haben die allgemeine Aufmerksamkeit nach Rumänien
hingelenkt. Fast gleichzeitig sind zu Anfang Dezember v. J. Bukarest, die
Residenz des ersten Königs von Rumänien, und Sinaia, dessen Sommersitz,
von unseren und unserer Verbündeten Truppen eingenommen worden. Im
königlichen Schloß und im Lustschloß Pelesch bei Sinaia hatte der kunst-
sinnige König Karl seine Gemäldesammlung untergebracht. Diese Sammlung
war nicht vereinigt in einer Galerie oder mehreren Sälen aufgestellt, sondern
in allen Wohn- und Repräsentationsräumen verteilt.
Im Sommer 1879 schon erwarb der König die Gemäldesammlung des
preußischen Generalkonsuls M. Bamberg. Diese 200 Bilder bildeten den Kern
der königlichen Sammlung. Was der König von Gemälden vorher besaß und
nachher ankaufte, war von keiner Bedeutung.
Generalkonsul M. Bamberg hielt sich länger sowohl in Spanien wie
Italien auf, und gar mancher guter Kauf ward damals von ihm abgeschlossen.
Insbesondere kaufte er auch Bilder von Malern, die damals vor vierzig und
fünfzig Jahren kaum beachtet wurden. Zu diesen, erst in neuester Zeit hoch-,
vielleicht auch übergeschätzten Künstlern gehört Greco. Bamberg erwarb nicht
weniger als 9 große Gemälde Grecos, die jetzt in der königlichen Sammlung
sind. Das prachtvolle Bildnis des Diego Covarruvias hing im Arbeitszimmer
des Königs im Schloß Pelesch, während die übrigen Bilder im Bukarester
Palais untergebracht waren. Hier befand sich die „Hochzeit der Jungfrau
Maria“ dem Schreibtisch des Königs gegenüber. Von Zurbaran sind 3 Ge-
mälde in der Sammlung. Ein hervorragend schöner Alonso Cano: „Geißelung
Christi“ hing in Pelesch neben dem Schreibtisch der königlichen Dichterin
Carmen Sylva. In Pelesch waren auch von Velasquez die Bildnisse Philipps IV.
und des Kardinals Galli. Die spanischen Meister des 16. und 17. Jahrhun-
derts sind in der Sammlung durch 29 Gemälde vertreten. Dagegen zählen
die Italiener 89 Bilder, worunter 5 Raffael zugeschrieben werden. 3 Signorelli
und eine „Heilige Familie“ von Botticelli, Bilder von C. Dolci, Doso Dossi,
Guido Reni, Tiepolo u. a. m. zierten die Säle im Schloß Pelesch. Von
deutschen Meistern sind nur 14 Bilder, wogegen die Kollektion der Vlamen
und Holländer 50 Nummern aufweist. Unter diesen jst wohl ein Rembrandt:
„Haman vor Esther und Ahasver“ das bedeutendste Bild. Dasselbe war 1866
in Köln, 1877 in Antwerpen ausgestellt. In Bukarest schmückte es den großen
Musiksaal der Königin. Drei weitere, kleinere Gemälde werden auch als Rem-
brandts geführt. Ebenso werden 3 Gemälde Rubens zugeschrieben. Weiter ent-
hält die Sammlung 26 französische Bilder, darunter 9 graziöse Bildchen Lancrets,
die das Zimmer der Prinzessin Luise Wied im Schloß Pelesch verschönten.
Über die Sammlung des Königs gab in dessen Auftrag Leo Bachelin,
königl. Bibliothekar, einen prachtvollen „Catalogue raisonne“ 1898 heraus,
der in Paris bei Ad. Braun & C. gedruckt wurde.*) Dieser starke, überaus
*) Zur Literatur über alte Gemälde im' königl. rumänischen Besitz auch „Zeit-
schrift für bildende Kunst“ 1912, S. 214ff.; Bode-Sedelmeyer: Rembrandt, Bd. VII,
S. 125, Nr. 530, zum Bilde mit Haman vor Esther; „L’art et les artistes“, Jahr II, Heft 19;
A. Venturi, „Storia dell’arte italiana“, Bd. VII, 3. Teil, S. 24, zu einem Gemälde von
M. Zoppo. Ein Rembrandt, Velasquez und Lenbach vorübergehend erwähnt im Selig-
mannschen Feuilleton der „N. Fr. Presse“ vom 20. Oktober 1-916. Siehe auch die
Greco-Literatur. Fr.
 
Annotationen