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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 3
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Künstler der neusten Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0090

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KÜNSTLER DER NEUESTEN ZEIT.
Max Liebermann.
Freund und Feind zollt heute den Leistungen Max Liebermanns An-
erkennung, Lob, Bewunderung, vielleicht augenblicklich überreichlich, nahezu
in unkritischer Weise. Feiert man doch den 70. Geburtstag des Meisters.
Das geschieht nicht nur durch ganze Reihen von Aufsätzen und Notizen
in den Tagesblättern und vielen Zeitschriften, sondern auch durch eine
umfassende Ausstellung in der Berliner Akademie. Dem Lebensgang des
Künstlers wird neuerlich besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Geistesblitze
und schnodderige Bemerkungen werden festgehalten. Die schon heute un-
leugbare kunstgeschichtliche Bedeutung des Malers ist hervorzuheben, da
doch Liebermann schon seit Jahrzehnten als starkes Gegengewicht gegen
überwuchernde, süßliche, fade „Schönheits“malerei zu schätzen ist. Um all
dem gerecht zu werden, findet sich in den „Studien und Skizzen zur Ge-
mäldekunde“ auch nicht annähernd genug Raum. Doch soll deshalb das
70. Wiegenfest des berühmten Mannes mit der fesselnden, geistreichen Mal-
technik nicht übergangen werden. Mein Glückwunsch aus Österreich sei
an dieser Stelle dem Meister dargebracht.
Wien, im Juli 1917. Dr. Th. v. Fr.
Anton Hlavacek.
Wieder ist es eine Gratulation, die dazu Anlaß gibt, die Reihe der
Künstler aus neuester Zeit fortzusetzen. Anton Hlavaöek feierte im Frühling
des laufenden Jahres seinen 75. Geburtstag. Auf ein reiches Lebenswerk
kann der Künstlergreis zurückblicken, auch wenn er, durch tausend Hinder-
nisse aufgehalten, dem Zug zum Großartigen nicht ganz so folgen konnte,
wie er in ihm stak. Wohin der Maler strebte, kann man einigermaßen aus
den großen dekorativen Gemälden im Tivoli bei Wien entnehmen. Durch
das Verdienenmüssen wurde der Künstler auf die Seite einer realistischen
Naturauffassung hinübergezogen und zu vielen kleinen Arbeiten gezwungen,
die weniger seiner Begabung entsprachen. Bei Gelegenheit seines 60., 70.
und 75. Geburtstages, wie auch sonst zu Zeiten, ist der Künstler viel gelobt
und auch bekrittelt worden. Er war kein Stürmer und hängt mehr mit der
alten Kunst zusammen. Daher der begreifliche Widerspruch von Seiten der
Jüngeren. Hlavaöek kann ihn abschütteln. Denn es bleibt in seinen Arbeiten
unter mancher veralteter Hülle jederzeit ein gediegener Kern sichtbar.
Die Lebensschicksale des Wiener Webersohnes, der, seinem Talent
folgend, sich von den Übungen der Sonntagsschule bis an die Akademie
zu Franz Steinfeld, dann zu Alb. Zimmermann hinaufarbeitete und bald auf
eigenen Füßen stand, sind oft erzählt worden, in gedrängter Form schon
1885 in Lausers „Kunstchronik“ und vor nahezu einem Jahrhundertviertel
in Eisenbergs „Das geistige Wien“. Die längst vergessene Zeitschrift „Die
Heimat“ nahm sich bald des Künstlers an (ich habe Jahr IV und V notiert).
Vom großen Bild mit dem Blick auf Wien, fürs Wiener Rathaus 1885 voll-
endet, nahm neben vielen Zeitungen auch Lützows Kunstchronik Notiz.
Aus neuerer Zeit sind als Quellen hervorzuheben: die „Wiener Abendpost“
 
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