Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Künstler der neusten Zeit
DOI Artikel:
Pendl, Erwin: Aus meinem künstlerischen Werdegang
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0091

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
81

vom 30. Dezember 1910, der eingehende Aufsatz von E. Kastner-Micha-
litschke in „Wir leben“ („Monatsschrift für Pflege schöngeistiger und künst-
lerischer Bestrebungen“, Jahr 2, 1911, Heft 1, mit einem Verzeichnis der
wichtigsten Werke), ferner „Reclams Universum“, 28. Jahr, 1911, Heft 34,
„Österreichs Illustrierte Zeitung“ vom 5. Mai 1912 und „Reise und Sport“,
Jahr XII (1912), Heft 9.
Erwin Pendl.
Schon vor einigen Jahren habe ich den überaus erfolgreich wirkenden
Wiener Künstler Erwin Pendl um Mitteilungen über seinen Entwicklungsgang
ersucht. Im vorigen Winter trafen diese Mitteilungen ein; sie konnten aber
nicht sofort veröffentlicht werden, da andere Verpflichtungen vorher zu be-
rücksichtigen waren. Nun kann ich mit Pendls Autobiographie hervorrücken,
die im folgenden nahezu unverkürzt abgedruckt wird. Nur die briefliche
Einleitung fällt weg. Dr. Th. v. Fr.
Aus meinem künstlerischen Werdegang.
Von Maler Erwin Pendl.
Als Sprosse einer Künstlerfamilie, die in drei Generationen in ununter-
brochener Reihe Bildhauer zählte, der ich wieder unmittelbar als Maler
folgte, blicke ich stolz darauf zurück, daß meine Vorfahren bereits über
100 Jahre der Kunst treu gedient haben. Es waren Männer, die mit höchstem
künstlerischem Ernst und innigster Hingabe arbeiteten, von denen es aber
dennoch nicht alle zu jenen großen, ganzen und allseitigen Erfolgen und
zur breiten öffentlichen Anerkennung und sozialen Lebensstellung brachten,
welche sie sicher alle verdient haben. Sie alle waren der Kunst ergeben,
dabei aber als Menschen allzu bescheiden und zurückhaltend.
„Treu der Kunst zu dienen“ schrieb auch ich mir als Lebensweg
vor; dabei aber hatte ich den Willen, durch sie auch „sozial“ vollständig frei
und unabhängig zu werden. Ich erkannte früh, daß bei den heutigen wirt-
schaftlichen Verhältnissen und gesellschaftlichen Zuständen, neben dem künst-
lerischen Können, nur vollständige soziale Unabhängigkeit dazu führen kann,
im praktischen Leben nach verschiedenen Richtungen hin mit einiger Sicher-
heit großzügigere Erfolge als Künstler und Mensch zu erzielen. Es wäre
denn, ein Künstler hätte ganz außergewöhnliche, allerhöchste, von der Natur
selten verliehene Talente, die ihn gleich mit einem Schlag über alle Be-
schwerlichkeiten des Alltages tragen und den Platz des wirklichen Erfolges
rasch erzwingen. Sonst, wenn mit normalen Anlagen — wie wir sie eben
doch nur in der Mehrzahl finden — ehrliches Können und redlicher Fleiß
mit künstlerischem Willen und Arbeit verbunden werden, bleibt heute in
der Regel der ringende Künstler so lange in kleinen und gedrückten Ver-
hältnissen, daß er müde und abgearbeitet ist, bis er dorthin kommt, wo
er sich wirklich zur breiten öffentlichen Anerkennung und freien Unab-
hängigkeit durchgearbeitet hätte, und dann fehlt meist die Kraft zum letzten,
wichtigsten Aufschwünge. Daß die Kollegen nicht helfen zu rascherem Er-
folge, ist in allen Berufen gleich; daß die Künstlerverbände stets nur wenige
„Auserwählte“ fördern, wissen wir alle; daß der Kunsthändler für sich oder
 
Annotationen