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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 2
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Kachnik, Josef: Neuentdeckte Original-Ölgemälde in der Olmützer Dom-Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0061

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königin darstellt und mit Elias Hauptner 1705 bezeichnet ist, einem
Namen, der bisher in der Kunstgeschichte unbekannt blieb. Das Bild ist
keine Kopie, weil alle zugleich entdeckten Kopien in der Domkirche als
solche ausdrücklich signiert erscheinen. Die hehre, liebliche Gestalt der
Madonna, auf der Mondsichel stehend, mit einer funkelnden Krone geziert,
von reizenden Engelsköpfchen im Nimbus nach Art einer Mandorla um-
geben, angetan mit faltenreichem Oberkleide und auf den Armen das be-
kleidete holdselige Jesuskindlein von echt orientalischem Typus haltend:
gewährt dem Beschauer einen recht erhebenden Anblick und tiefreligiös-
ästhetischen Kunstgenuß. Hauptner hat unstreitig in der Zeichnung und
Farbenauftragung Vorzügliches zu leisten verstanden.
Nun hängen die alten Gemälde wieder in den Sakristeien und Kapellen.
Ihr Ursprung ist zum großen Teil erschlossen; ihre Spender werden wohl
noch lange unbekannt bleiben, weil man derartige Widmungen, die den
Zeitgenossen bekannt waren, für die Nachwelt zu buchen meistens, leider,
unterließ. Der Domverwaltung, Seiner Eminenz Kardinal Leo Freiherrn von
Skrbensky und dem getreuen Metropolitankapitel von Olmütz gebührt der
Dank aller Kunstfreunde, daß diese Kunstdenkmäler durch Restaurierung
der Vergessenheit entrissen wurden.

NOTIZEN.
Zu Rembrandts Schützenauszug, zu den Staalmeesters und
zum Six.
Die größten und am meisten auffallenden Bilder im alten Tripenhuis
zu Amsterdam waren Rembrandts sogenannte Nachtwache, d. i. der be-
rühmte Schützenauszug von 1642, die Schützenmahlzeit von Bart. v. d. Heist
und Rembrandts Staalmeesters von 1661. Niemand konnte sie übersehen in
der ehemals noch wenig umfangreichen Amsterdamer Galerie. So hatte sie
denn auch der Maler Günther Gensler (dieser lebte von 1803 — 1884) be-
sonders beachtet, als er nach einigen Studienaufenthalten in deutschen
Städten 1837 nach Amsterdam gekommen war. Gensler kopierte Einzel-
heiten aus diesen Bildern und studierte des besondern die Maltechnik
des Rembrandtschen Schützenauszugs. Auf der Kehrseite einer dieser
Kopien, wie Fritz Bürger berichtet in seinem Buch über „Die Gensler“
(1916), steht eine lange Mitteilung über maltechnische Beobachtungen, auf
die an dieser Stelle aufmerksam gemacht werden muß und die im folgen-
den nahezu vollständig wiedergegeben werden. Gensler schreibt: „Wie ich
Anno 1837 in Amsterdam diese Figuren aus dem großen Schütterbilde von
Rembrandt zeichnete, war dasselbe in sehr schadhaftem Zustande, und in
den dunklen Parthien theils gar nicht zu erkennen, daher es schon Mitte
des vorigen Jahrhunderts „die Nachtwache“ genannt wurde, obgleich es
den Auszug zum Scheibenschießen bei hellem Sonnenschein darstellt. Der
Maler und Bilderreiniger [es war Hogmann] hat es später auf neue Lein-
wand gelegt, welches ihm so wohl glückte, daß nach gehöriger Sicherung
der Bildseite durch Bekleben mit Papier er das alte Leinen in einem
Stück herunterziehen konnte, wo er, indem er nun die freie Untermalung
von hinten sah, die Entdeckung machte, daß das ganze Bild über der
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