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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 3
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Frimmel, Theodor von: Der Salomon Koninck im Besitz von Max Schmidt zu Budapest
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Frimmel, Theodor von: Ein vermutlicher van Dyck aus der palermitanischen Zeit des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0088

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Auch eine andere Verkündigung an Maria, die aus der Sammlung Graf
W. v. Hallwyl in Stockholm abgebildet ist (Tafel 98 in Granbergs Inven-
taire gen., Band III), Rembrandtisiert auffallend.
Bewährt sich, wie ich hoffe, die Benennung: Salomon Köninck bei
dem Gemälde in der Sammlung Max Schmidt, so ist auch dieses Bild ins
Werk des Künstlers einzuschieben. Dr. Th. v. Fr.

EIN VERMUTLICHER VAN DYCK AUS DER PALERMITANISCHEN ZEIT
DES KÜNSTLERS.
Seit Jahrzehnten war im Besitz des Wiener Malers Wilhelm Vita ver-
steckt und unerkannt — ein überaus treffliches Werk — wie ich meine, eine
Arbeit des Van Dyck. Ich fand es neben anderen Bildern bei W. Vita vor
ungefähr einem Jahr. Der Besitzer teilte mir mit, daß die noch unbenannten
und nicht fachwissenschaftlich beurteilten Gemälde vor langer Zeit in Italien
erworben worden sind. Der Van Dyck hatte noch keinen Namen, und es
meldeten sich erst unlängst Stimmen, die auf andere Meister hindeuteten,
z. B. auf Murillo. Warum man die Art des Van Dyck nicht erkannt hat,
hängt wohl damit zusammen, daß in den Wiener Galerien kein Werk genau
aus demselben Schaffensabschnitt des Künstlers zu finden ist, und daß Van
Dycks Hauptwerk aus jener kurz dauernden Zeit, das Altarblatt aus dem
Oratorio della Compagnia del Rosario in Palermo, erst vor wenigen Jahren
durch leicht zugängliche Abbildungen in weiten Kreisen bekannt geworden
ist.*) Nun aber ist es ziemlich klar, daß im Gemälde bei Vita eine Selten-
heit gegeben ist, indem darin eine der Arbeiten des heißblütigen jungen
Flandrers vorliegt, die er unter dem Einfluß des Südens und unter dem
Einfluß der beginnenden italienischen Barokke in ungestümem Schaffens-
drang hervorgebracht hat. Der Einfluß des Merisi da Caravaggio ist insbe-
sondere kaum zu verkennen. 1624 war Van Dyck in Sizilien, wohin er be-
rufen worden war, um den Vizekönig Philibert-Emanuel von Savoyen (einen
Neffen der Herzogin Isabella-Clara-Eugenia, der Gemahlin des Statthalters
der Niederlande Erzherzog Albrecht) zu malen. In Palermo erhielt Van Dyck
auch andere Aufträge, von denen das Altarbild im Oratorio del S. S. Rosario
schon erwähnt worden ist. Cust bezieht noch andere Werke Van Dycks auf
diese Zeit, vielleicht allzu viele. Ob aber nicht die Madonna in der Brera
zu Mailand den palermitanischen Arbeiten des Van Dyck beizuzählen wäre?
Van Dycks Aufenthalt auf Sizilien währte nicht lange. Denn der Künstler
wurde durch das Auftreten der Pest verscheucht und kehrte bald nach
nördlicheren Gegenden Italiens und 1627 in die flandrische Heimat zurück.
Das vorliegende Gemälde in Vitas Besitz ist eine Madonna mit zwei
verehrenden Heiligen (Leinwand, Höhe 136, Breite 102 cm). Es scheint nie-
mals ganz fertig gemalt worden zu sein, so daß es in bezug auf die Voll-
*) Z. B. in „Klassiker der Kunst“, Van Dyck, S. 73, und „Berühmte Kunst-
stätten“, Sizilien, S. 149. Über Van Dycks Aufenthalt in Palermo hauptsächlich
L. Cust: „Ant. v. Dyck“ (1905), S. 49. Dazu auch Jules Guiffrey: A. Van Dyck, S. 62.
die Zeitschrift „L’Arte“, 1899, S. 499 f. M. Rooses „Van Dyck en Italie“ (in den
„Bulletins de l’Academie royale de Belgique“ 1906) und Henri Hymans „Quelques
Notes sur Antoine v. Dyck“, 1899.
 
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