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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 4
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Zu den Nachbildungen des Herakles Farnese in der Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0152

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142

A n h a n g.
ZU DEN NACHBILDUNGEN DES HERAKLES FARNESE IN DER
MALEREI.
Das Sehen verschiedener Künstler kommt, wie angedeutet, stark in Be-
tracht bei der Wiedergabe einer und derselben Figur. Jedenfalls spielt auch
mit herein die Technik, in der die Darstellung hergestellt wurde.
Unbedingt muß der Eindruck, der dem Künstler zur Nachbildung vor-
liegt, durch das Sehzentrum gehen, dort bewußt werden und dann geübte,
gewohnte motorische Zentren und Bahnen erregen, alles in sehr verwickelter
Weise. Denn es handelt sich dabei um Bewegungen, die durch mannigfache
Erinnerungen geleitet werden, und um solche, die nahezu reflektorisch ab-
laufen. Dabei macht es begreiflicherweise einen Unterschied, ob der Künstler
einen breiten oder spitzigen Pinsel, einen weichen oder harten Stift, den
Grabstichel oder die Radiernadel, oder das Schabmesser, oder sonst ein
Werkzeug zu führen gewohnt ist. Auch die Art der Unterlage ist nicht zu
übersehen, im ganzen also die Technik der Wiedergabe zu beachten.
In vielen Fällen, bei den meisten alten Stichen ist die ursprüngliche
Zeichnung nicht erhalten und sicher gelegentlich ein wenig durch den Stecher
umgestaltet worden, kaum in den großen Verhältnissen, wohl aber in kleineren
Zügen. Aber auch wenn man mit solchen Änderungen rechnet, kommt eine
gewisse Mode im Sehen und Zeichnen in den alten Stichen nach dem
Herakles Farnese (wie nach anderen Figuren) deutlichst zum Ausdruck, wie
denn auch individuelle Eigentümlichkeiten beobachtet werden.
Von ganz vorzüglicher Art ist die erhalten gebliebene Zeichnung von
Annibale Carracci, die den großen Verhältnissen und kleineren Formen
vollkommen gerecht wird (Abbildung in Venturis „L’Arte“, XIII, S. 27).
Plump und massig ist die Figur wiedergegeben auf N. Dorignys
Stich nach Carlo Maratti mit dem Titel „A giovani studiosi del disegno“.
In flandrisch genauer, harter Weise findet sich der Herakles abgebildet
auf der Gemalten Galerie von 1628 des G. v. d. Haecht, einem Bild, das
sich vor kurzer Zeit im Besitz des Lords Huntingfield befand und das ab-
gebildet ist bei Weale: Van Eyck (1908).
Durch Abraham Bosse ist die Figur in vier kleinen Umrißstichen
wiedergegeben worden. Es sind zweierlei Ansichten von vorn, eine von
rechts und eine von links. Sie kommen vor in der „Representation de
divers figures humaines avec leurs mesures . .“ (Paris 1656). Sie sind sehr
einfach und schlicht gehalten, um das Einzeichnen der Maße nicht zu stören.
Auf dem Gemälde von A. Goubow in der Antwerpner Galerie wird
wieder ein leidlich gemalter Abguß des Herakles Farnese bemerkt.
Elegant aufgefaßt und sorgsam modelliert, eher verweichlicht als etwa
in der Muskulatur übertrieben, erscheint der Herakles Farnese auf dem Stich
von C. Bloemaert nach F. Perriers Zeichnung.
Den großen Stich aus Joach. Sandrarts Teutscher Akademie gibt
die Taf. XL im vorliegenden Heft wieder. Die derbe, unfeine Auffassung
entspricht ganz dem sonstigen Sehen des Künstlers.
In stark verweichlichter Auffassung begegnen wir der Heraklesfigur
wieder auf einem Gemälde, das mit der wahrscheinlich richtigen Benennung
 
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