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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 4
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Frimmel, Theodor von: Ein signierter Jan van Bylert
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Frimmel, Theodor von: Malerische Naturbeobachtungen, 2: durchbrechende Strahlenbündel
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0120

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HO

EIN SIGNIERTER JAN VAN BYLERT.
(Zu Tafel XXXIII.)
Im Besitz des Sammlers Richard Kisielnicki zu Krakau befindet
sich ein besterhaltenes Bild vom Utrechter Maler J. v. Bylert, eine bildnis-
artige Halbfigur aus der Zeit der Schäferspiele. Eine augenscheinlich vor-
nehm gekleidete Dame (die Perlenketten am Hals und im Haar sind ja
nicht zu übersehen) mit großem, breitkrempigem Strohhut in der Hand und
mit dem Schäferstab an der Schulter hat sich in kleidsamem Kostüm malen
lassen. Oder ist’s ein üppig geformtes Modell, das der Maler in die feine
Schäfertracht gesteckt hat? Für uns hat diese Frage zunächst keinen Belang.
Uns ist das Bild hauptsächlich ein prächtiges Beispiel der flüssigen, ge-
schickten Maiweise des Künstlers, von dem manche sichere Werke bekannt
sind. Ich erinnere an die Bilder in Amsterdam, Braunschweig, Kassel, Darm-
stadt, im Haag, in Hermannstadt, Königsberg, Leipzig, London, Lyon, Prag
(bei Novak), Rotterdam, Utrecht (dort auch in der katholischen Kirche) und
in Wien (in der Galerie Harrach)*). Bylerts Schäferin in der Krakauer Samm-
lung Kisielnicki ist rechts oben signiert mit und „v“ (verschlungen,
so daß das J ungefähr in der Mitte vom v überschnitten wird) „bylert“.
Dunkelste Züge auf dunklem Grund.
Die Farben sind die blassen der Utrechter Maler aus der Honthorst-
zeit. Der Überwurf ist rosa, das Kleid blaß blaugrün, wie ausgewaschen.
Die Ärmel gelblichbraun gefüttert. Auf Leinwand, Höhe 82, Breite 66’5 cm.
Fr.

MALERISCHE NATURBEOBACHTUNGEN **).
2. Durchbrechende Strahlenbündel.
Wie zu Beginn mitgeteilt wurde, sehe ich den Himmel gewöhnlich als
Raum, nicht als gebogene Fläche. Der einzige Fall, in welchem ich im
Freien etwas wie ein gedrücktes Gewölbe über mir sehe, ist der, daß dann
ein riesiger Wolkenkuchen in ansehnlicher, gleichmäßiger Höhe über weite
Flächen ausgebreitet liegt***). Es sind weit ausgebreitete Stratuswolken. In
*) An diese Bilder knüpft sich eine Reihe von Angaben in alten und neuen
Verzeichnissen. Das Bild in Lyon ist abgebildet bei P. Dussard, „Le Musee de Lyon“.
Die meisten Handbücher und Lexika bis herauf zu denen von A. v. Wurzbach und
von Thieme und Becker behandeln den Künstler. In Hoets Katalogreihe (I, 257 und
301) Bilder von Bylert. In der Sammlung Peltzer zu Köln hat sich jahrzehntelang bis
zur Versteigerung von 1914 ein Werk des Bylert befunden.
**) Fortsetzung zu Band III, S. 38ff.
***) Rauchwolken haben wie Himmelswolken die Neigung, auch wenn sie als
Kumulusform turbulent aufgestiegen sind, sich in ruhiger Luft als Stratus auszubreiten.
Dies geschieht in jener Höhe, in der die Luft gleiches spezifisches Gewicht mit der
Rauchwolke besitzt, z. B. im Zimmer bei Zigarrenrauch, der in verwickelten Wirbeln
ausgeblasen wird. Diese Wirbel, wenn nicht durch starke Luftströmungen gestört, ver-
flachen sich allmählich und glätten sich zu horizontalen Streifenwolken, bei kühler
Temperatur in größerer, bei warmer Temperatur in geringerer Höhe. (Über die Strato-
sphäre und über Wolkenbildung im allgemeinen vgl. Hann und Süring, „Lehrbuch
der Meteorologie“ und die von den beiden Genannten herausgegebene „Meteorologische
Zeitschrift“.)
 
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