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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 4
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Frimmel, Theodor von: Die Technik der eingekratzten Striche
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Aus Büchern und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0125

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Gemälden, wie sie an hundert Orten verstreut sind*). Was mir an Arbeiten
C. A. Ruthardts aus dessen Blütezeit bekannt geworden ist, zeigte alles in
den Tierfellen die eingegrabenen Striche.
Aus neuerer Zeit sind durch eingekratzte Signaturen und Jahreszahlen
mehrere Alt-Wiener reichlich bekannt, voran Fr. Amerling, gelegentlich auch
Eybl, nicht aber Waldmüller. Auf die Anwendung der eingekratzten Striche
bei Jar. Czermak ist eingangs schon hingewiesen worden. Noch in unser
20. Jahrhundert herein reicht diese Art, rasch zu einer Wirkung von hellen
Strichen auf dunklerem Grund oder umgekehrt zu dunklen Strichen auf
hellem Grund zu gelangen. In vereinzelten Fällen hat August Schaeffer
wenn auch in gröberer Weise von einer ganz ähnlichen Technik Gebrauch
gemacht, z. B. auf einer Winterlandschaft, die im September 1917 als Nr. 11
im Wiener Künstlerhaus gezeigt wurde. Das erwähnte Bild stammt aus
dem Jahr 1901.
Eine Zeitlang, es war wohl hauptsächlich gegen Ende des 18. und
im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, wurde das Einkratzen in schwung-
voller Weise von den Fälschern geübt, und es gibt kaum eine große
Galerie, aus der man nicht den einen oder anderen Fall dieser Art zu erzählen
wüßte, auch wenn jetzt die Spuren solcher Verfälschungen zumeist getilgt
sind. Auf nichtsignierten Bildern wurde an passender oder auch unpassender
Stelle eine Signatur ausgekratzt, stets die eines berühmten Meisters, und
dann mit neuer Farbe dick aufgemalt. Durch das Hineinmalen in die künstlich
vorbereiteten Furchen wurde das jederzeit höchst verdächtige Aussehen
vermieden, als ob die Signatur ganz oberflächlich auf das schon ausge-
trocknete Bild gesetzt worden wäre. Auf dem Fr. Bissolo der Wiener
Galerie (Nr. 13: Dame mit dem Spiegel) ist die falsche Signatur mit Bellinis
Namen zuerst eingekratzt worden bis zur Schicht des roten Teppichs. Erst
danach wurde sie mit dunklen Zügen übergangen.
Wie so oft die Studien und Skizzen zur Gemäldekunde auf dem
weiterbauen, was ich im „Handbuch“ für dasselbe Fach nur angedeutet
habe, so ist es auch hier bei den obigen Erörterungen über eingekratzte
Pinselstriche. Was ich heute bot, sind Nachträge zu S. 80 und 213 meines
Handbuchs der Gemäldekunde. Dr. Th. v. Frimmel.

AUS BÜCHERN UND ZEITSCHRIFTEN.
Dr. Rudolf Payer von Thurn: „Der historische Faust im Bilde.“
— „Wien, aus der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien
für die Wiener Bibliophilen-Gesellschaft.“
Der Oberbibliothekar der k. u. k. Familien-Fideikommißbibliothek in
Wien, Dr. Payer von Thurn, bekannt durch seine ausgebreiteten biblio-
graphischen Kenntnisse besonders auf dem Gebiet der deutschen Klassiker,
*) Eine Kopie nach dem großen Ruthardt der Louvregalerie, die sich beim
Konsul Krausz in Venedig befunden hat und in der Familie des Barons Krausz vererbt
worden ist, zeigte zwar auch eingekratzte Striche, doch waren diese mit einem spitzigen
Instrument ins Harte eingerissen. Über Ruthardt demnächst ein Mehreres. Diesmal nur
einige Abbildungen auf den Tafeln.
 
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