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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 3
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Frimmel, Theodor von: Ein vermutlicher van Dyck aus der palermitanischen Zeit des Künstlers
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Frimmel, Theodor von: Ein signiertes Bildnis von Friedrich Oelenhainz aus dem Jahre 1785
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0089

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endung etwa zwischen einer stark durchgebildeten großen Farbenskizze und
einem sorgsam fertig gemalten Bilde steht. Möglicherweise hat Van Dyck das
noch unvollendete Gemälde, beziehungsweise den Entwurf in Palermo zurück-
gelassen, als er vor der Seuche floh. Ein möglicher Zusammenhang mit
Van Dycks Gemälde für die Kirche Santa Cattarina zu Palermo kann in den
gegenwärtigen Zeiten nicht näher untersucht werden.
Ich lege meine Vermutung, die auf Van Dyck hinzielt, den vielgereisten
und vielgestrengen Fachgenossen zur Überprüfung vor, indem ich durch
eine Abbildung (s. Tafel XVI) auf das merkwürdige, künstlerisch hochbe-
deutende Bild aufmerksam mache. Die Erhaltung ist recht gut, wenn auch
nicht in allen Teilen. Das Gemälde scheint zu Zeiten übel behandelt worden
zu sein. Einige alte nachgedunkelte Ristauros stören vorläufig ein wenig. Man
bemerkt die dunklen Flecke auch auf der Abbildung. Es wird gewiß keine
große Kunst sein, die alten Aufmalungen wegzunehmen und die Fehlstellen
darunter so vorsichtig zu decken, daß der Gesamteindruck ein voller wird.
Wien, Dezember 1916. Dr. Th. v. Frimmel.

EIN SIGNIERTES BILDNIS VON FRIEDRICH OELENHAINZ AUS DEM
JAHRE 1785.
In die Wiener Sammlung Maximilian Kellner hat vor einigen Jahren
ein trefflich erhaltenes Bildnis von der Hand des Friedrich Oelenhainz Ein-
gang gefunden. Über die Sammlung als ganzes zu berichten, wird heute
nicht beabsichtigt, doch teile ich mit freundlicher Erlaubnis des Besitzers
den Oelenhainz mit, der für das schwierige Studium der Bildnismalerei des
18. Jahrhunderts in mehreren Beziehungen von Belang ist: Künstlerisch und
als sicheres Monument für vergleichende Beobachtungen.
Dargestellt ist ein wohlgenährter, vorläufig unbekannter Herr von
blühendem Aussehen des rötlich gefärbten Gesichtes. Sein linker Vorder-
arm ruht auf einem Buch, dessen bläulicher Rücken mit einem Schildchen
versehen ist. Die Rechte in einer Haltung, wie um aus dem Bild heraus-
zudeuten oder jemanden heranzuwinken, ist auf das Handgelenk des linken
Armes gelegt. Weißes Hemd mit Jabot. Gepudertes Haar. Brauner Rock. —
Auf Eichenholz, H. 57, Br. 42 cm. Auf dem Schildchen steht: Oelenhainz
// fecit// 1785.
Friedrich Oelenhainz (geb. zu Endingen in Württemberg am 28. Juni 1745,
gest. im elsässischen Städtchen Pfalzburg, als der Maler auf der Heimreise
von Frankfurt begriffen war) hat zwar einen Biographen, L. Oelenhainz, ge-
funden, doch enthält die Lebensbeschreibung keine Angaben über das vor-
liegende Werk, das wohl bis vor kurzem, bis zur Wawraschen Versteigerung
im März 1913 (Kat. 228), ununterbrochen im Privatbesitz versteckt gewesen
sein muß. 1913 wurde es durch Max Kellner erworben.
Die Stelle, an welcher die Signatur und Datierung angebracht ist, er-
weist sich als ungewöhnlich. Und doch ist an der Echtheit der völlig un-
verdächtigen alten Schrift keinen Augenblick zu zweifeln. Sollte das blaue
Buch nicht eine nahe Beziehung zu Oelenhainz selbst gehabt haben? Mit
dem Material, das mir vorliegt, ist diese Frage nicht mit Bestimmtheit zu
beantworten, und ich begnüge mich damit, sie aufgeworfen zu haben. Fr.

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