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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0063

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53

hat Rembrandt nach Hogmanns Meinung niemals Asphalt, sondern (echte)
Mumie benutzt. Rembrandt hat nach Genslers Vermutung stark gebranntes
Elfenbeinschwarz angewendet. Die schwarzen Stellen seien mit braunem
Ocker untermalt.
In einer Anmerkung, die von Gensler eingeschaltet ist, führt er einen
holländischen Schriftsteller an, den er nicht nennt. Das Zitat betrifft die
pastose Behandlung der Kleidung des Leutnants im Schützenauszug: „het
borduursel op het Kamizool of den Kolder is zoo hoog van verf, dat men
noten muscate darop zoude Kunnen raspen“ (also: die Bordüre am Kamisol
oder Wams ist so dick (und rauh) in der Farbe, daß man darauf Muskat-
nüsse reiben könnte. Gensler scheint die Stelle mißverstanden zu haben,
denn er sagt etwas von der Nettigkeit der Ausführung). Fr.

Ein höchst beachtenswertes Bild von Abraham Diepenbeek ist mir
unlängst beim Wiener Kunsthändler E. Wendlinger zu Gesicht gekommen.
Es ist eine weitläufige figurenreiche Allegorie von sehr verwickelter Art, in
der die Anspielungen auf Krieg und Frieden jedenfalls vorherrschen. Als
Hauptfigur in der breiten Leinwand fällt die Gestalt eines jungen, fast
nackten Weibes oder Mädchens auf, der man einen Spiegel vorhält. Hinter
ihr ein Krieger. Überaus viele Nebenfiguren, unter denen reichliche, heftig
bewegte Putten in den Lüften nicht zu übersehen sind. Rechts schief unter
der Hauptfigur abermals Putten; dabei ein aufgeschlagenes Buch, auf dessen
Schnitt steht: „EVANGELIUM“. Schief unter der mittleren weiblichen Figur
auf einer Leiste das Monogramm „vß“, das so geschrieben ist, als hätte
der Maler vom Bild aus die Buchstaben A T> hingesetzt, die nun bei nor-
maler Betrachtung des Bildes nahezu auf dem Kopf stehen und in der
Reihenfolge verwechselt sind. Die Züge sind alt und gleichzeitig. Ich zweifle
nicht im mindesten daran, daß sie auf Abraham Diepenbeek zu beziehen
sind. Was ich an sicheren Werken des Diepenbeek kenne, wozu ich das
kleine Bild ehedem bei Habich in Kassel, viele Stiche und mehrere best
beglaubigte Zeichnungen in der Albertina*) zu Wien rechne, stimmt alles
glatt und zwanglos zur Allegorie, auf die ich eben aufmerksam gemacht
habe. —- Nachträglich erfahre ich, daß das Bild in den Besitz des Herrn
Gutsbesitzers M. Schmidl übergegangen ist. Fr.

RUNDSCHAU.
Amsterdam. Das berühmte Sixbildnis von Rembrandt ist durch Baron
J. Six um eine Million holländ. Gulden an einen amerikanischen Händler
verkauft worden (Münchner Neueste Nachrichten, 14. April 1917). — Im
Larenschen Kunsthandel eine Ausstellung moderner Meister (Nieuwe Rott.
Courant, 19. März 1917).
*) Die Zeichnung mit der Auferstehung Christi ist wohl von C. Schutt und
nicht von Diepenbeek. Für die Vergleichung mit, dem Bild bei Wendlinger sind be-
sonders geeignet das Blatt mit der allegorischen Figur der katholischen Kirche, dem
apokalyptischen Lamm und vielen Nebenfiguren und die Zeichnung mit der Bekränzung
einer nackten weiblichen Figur durch die Grazien. Die Eroten darauf sind z. B. nächst
verwandt denen auf dem großen Ölgemälde.
 
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