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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 4
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Zu den Nachbildungen des Herakles Farnese in der Malerei
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Frimmel, Theodor von: Ein signiertes Bild von Cornelis Willaerts
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0155

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145

Albanien als Herakles hingestellt. Statt auf die Keule stützt er sich auf die
Mistgabel. Das andere Mal trägt der antike Riese seine Keule im Futteral
in Reisebereitschaft.
Seit der Ausbreitung der Lichtbilder hat das Sehen der einzelnen
Künstler für die Wiedergabe von Antiken jede Bedeutung verloren. Man
photographiert, läßt Chromgelatinedrucke oder Autotypien (Netzdrucke,
Rasterdrucke) herstellen oder sonst eine photomechanische Nachbildung,
die eine zeichnerische oder malerische Einwirkung ausschließt. Dadurch
wird die Zuverlässigkeit der Abbildungen erhöht. Das heutige Sehen in der
Wissenschaft verlangt ja eine immer zunehmende Genauigkeit der Abbil-
dungen.

EIN SIGNIERTES BILD VON CORNELIS W1LLAERTS.
Aus norddeutschem Privatbesitz ist mir vor kurzem ein signiertes Werk
des äußerst seltenen Cornelis (Adamsz) Willaerts vom Jahr 1649 bekannt
geworden. Die freundliche Erlaubnis zur Abbildung wird hauptsächlich dem
Hamburger Kunsthaus Karl Stendler verdankt. Die Abbildung (Taf. XLIII)
gestattet eine Einschränkung der Bildbeschreibung, bei der ich von der
Aufzählung der Personen absehen darf und das Hauptgewicht auf die
Farben lege.
Im allgemeinen anzumerken, daß die Predigt Johannis dargestellt ist.
Die Landschaft fällt durch den branstigen Gesamtton auf, wie er bei Härmen
Saftleven an seinen Frühwerken und auch gelegentlich bei dem gleichzeitigen
Utrechter Landschaftsmaler Adriaen Bloemaert beobachtet wird. Die Farben-
freudigkeit, die an den Figuren zum Ausdruck kommt, erinnert zum Teil
ebenfalls an gleichzeitige Utrechter Meister. So verrät z. B. das junge Paar
rechts die Bekanntschaft mit der Utrechter Honthorstgruppe in dem blau-
grünen Mantel des jungen Mannes über der strohgelben Bluse und in den
weißen Federn auf dem zinnoberroten Barett. Dann noch einmal Blaugrün
an der Dame neben Gelbbraun an der Begleiterin. Mit Zinnober ist nicht
gespart. Der auffallende orientalische Reiter gegen rechts trägt zinnoberrote
Hosen; die aufrecht stehende Gewandfigur bei dem kauernden Nackten etwas
rechts von der Mitte des Vordergrundes ist gänzlich in demselben Rot
gehalten, das auch wieder in dem herabgeglittenen Mantel des einen der
Schriftgelehrten links vorn wiederkehrt.
Allerlei weitere Fäden verbinden das Willaertsche Bild mit der Utrechter
Malerei aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. So hat z. B. der nackte
Kauernde oder besser der halb Liegende, halb Sitzende ganz vorn eine
Stellung der Beine, die bei Abraham Bloemaert und nach diesem bei Poelen-
burg überaus häufig vorkommt. Das weiß und hellbraun gescheckte sitzende
Hündchen daneben gemahnt nicht wenig an derlei Tiere bei R. Savery.
Wie es die Freunde holländischer Malerei wissen, oder sich aus Alfr.
v. Wurzbachs Lexikon und den dort genannten Quellen nachlesen mögen,
sind Gemälde von Cornelis (Adamsz) Willaert große Seltenheiten. Die Be-
nennung ist in diesem Fall nicht anzuzweifeln. Denn die Signatur links
unten „C. Willa ....
1649“
 
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