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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 2
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Kachnik, Josef: Neuentdeckte Original-Ölgemälde in der Olmützer Dom-Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0060

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graben. Seinen Ruhm in Olmütz begründete die Ausmalung des „Audi-
toriums“ der Olmützer Universität und die Verfertigung von 13 großen
Ölgemälden der Stifter und Wohltäter der Universität: des Kaisers Maxi-
milian II. — der die Schule zum Range einer Universität erhob —, Rudolf II.
— der sie als solche bestätigte —Matthias, Ferdinand II., Leopold I.,
Joseph I., Karl VI., die er im Jahre 1717 vollendete; im Jahre 1733 kamen
sodann hinzu: die Ölgemälde der Kaiserin Maria Theresia und der Bischöfe:
Prusinovsky, Grodecky, Helfenburg, Kardinal Dietrichstein, Leopold Erz-
herzog von Österreich. Zwölf von diesen Ölgemälden zieren noch heute
den Promotionssaal der theologischen Fakultät und wurden 1904 auf Kosten
des Olmützer Kanonikus Dr. Johann Pospiäil restauriert. Die Anfertigung
der Porträte wurde Handke vom Olmützer Universitätskanzler P. Johann
Kugler übertragen, und Handke charakterisiert diese Arbeit in seinem Tage-
buche also: „Obschon diese Mahlerei nicht gar zu vollkommen wäre, nichts
desto weniger hat sie doch mein Auffkommen befördert und habe durch
die Arbeit mehr zu mahlen bekommen.“
Als Handke das Bild der hl. Familie schuf, stand er auf der Höhe
seiner Kunsttätigkeit. Im Jahre 1736 hatte er über Auftrag des Domdechanten
Georg Ritter von Mayerswald die St.-Stanislaus-Kapelle in der Olmützer
Domkirche mit Freskogemälden geschmückt; im Jahre 1743 im selben Auf-
trage die Lorettokapelle in derselben Domkirche al fresco gemalt, und im
letzteren Jahre auch noch die Freskoausmalung der St.-Ignatius- und St.-
Franziskus-Xaverius-Kapellen in der Jesuitenkirche, der jetzigen Garnison-
kirche, vollendet. Alle diese Fresken haben bis heute ihren frischen Farben-
ton bewahrt, und wurden jene in der Domkirche im Jahre 1886 gereinigt,
die in der Garnisonkirche werden soeben restauriert. Wie bei allen
Schöpfungen Handkes nimmt man auch auf dem vorliegenden Bilde das
Bestreben des Künstlers wahr, die Hauptperson, Jesum, in die Mitte zu
stellen, herauszuheben und mit besonderem Fleiße auszuführen; ohne jedoch
die Nebenpersonen, die Mutter Gottes und den hl. Josef, zu vernachlässigen.
Das liebevolle Darreichen des weißen Blumenbusches an den hl. Josef
seitens des reizend in der Barockmanier geformten Jesuskindes versinnbildet
nicht nur die Unschuld des Pflegevaters, sondern auch die Unbeflecktheit
der heiligen Jungfrau, welche als übernatürlich verursacht durch das Er-
scheinen des segnenden Gott des Vaters und durch das Flattern des Heiligen
Geistes in den Wolken bezeugt wird. Die Gruppe erscheint dem tief-
denkenden Beschauer wie ein anmutiges frommes Idyll. Die liebliche Gestalt
der sitzenden Madonna, welche mit geneigtem Haupte über das geheimnis-
volle Kind nachzudenken scheint, kontrastiert harmonisch mit der ernsten
und kräftigen Gestalt des hl. Josef. Der Fleischton ist bläulichweiß und
warm; die Gewänder sind prachtvoll, vom schweren Stoffe und vom leb-
haften, feurigen Kolorit: blau, rot und gelb; der Faltenwurf ist schön ge-
ordnet; die Muskelschwellungen und Einbiegungen der Körperteile sind
richtig ausgedrückt. Von Handkes profanen Werken haben sich nur die vier
Jahreszeiten im Olmützer Rathause erhalten; sie wurden im Jahre 1763 voll-
endet und tragen an sich unverkennbare Spuren des Greisenalters ihres
Urhebers.
6. Als letztes Originalwerk, welches signiert erscheint und Beachtung
verdient, ist ein auf Kupferplatte gemaltes Ölgemälde, welches die Himmels-
 
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