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taler 200, aber was er macht hat Händ und Fliess“. — Er war in Augs-
burg ein hochgeachteter Künstler, der auch von auswärts viele Aufträge
bekam, so von dem Grafen Lippe für dessen Residenzschloß in Bückeburg.
Die heute noch dort erhaltenen Deckenbilder in dem goldenen Saal des
Schlosses, die vier Elemente darstellend, schreibt ihm Peltzer wohl mit vollem
Recht zu. Sie können in ihrer Großzügigkeit doch auch nicht als vergrößerte
Kleinmalerei angesehen werden, es sind zeichnerisch und koloristisch durch-
aus respektable Leistungen.
Rottenhammer ist ein deutscher Epigone der venezianischen Renaissance,
ein Vorläufer der Kabinettsmalerei des weit bedeutenderen Elzheimer, der
übrigens in Venedig eine Zeitlang sein Gehilfe gewesen zu sein scheint.
Sein formales Schönheitsideal führte ihn zur mythologischen Malerei wie
alle Künstler seiner Zeit, er dringt nicht sehr tief mit selbständigen Lösungen,
neuen Gedanken in den Olymp ein, Hauptsache ist ihm die „Gratia“. Am
besten gelingen ihm seine Frauen nach Tizian oder Veronese, ferner auch
schöne Kinder, während seine Männer oftmals zu kraftlosen Figuranten
werden. In ihm ist noch keine Spur vom barocken, schnellmalenden Vir-
tuosen. Sein guter Geschmack in Farbe und Zeichnung bewahrte ihn vor
den Entgleisungen oder Verzerrungen, den schillernden Farben und wulstigen
Muskeln der Manieristen, z. B. des Spranger, so daß eine gewisse un-
persönliche, kühle, fast gleichgültige Vornehmheit trotz aller warmen Farbe
bisweilen erkältend wirken muß, die aber gerade beim großen Publikum
des 17. und 18. Jahrhunderts so anziehend gewirkt hat. Damit hängt wohl
auch zusammen, daß er für Porträte — es existiert auch kein Selbstporträt
von ihm -— und realistische Darstellungen nicht zu haben war, welche
„vili“ ja auch von seinen italienischen Malerkollegen als barbarisch ver-
abscheut wurden. Nur wenig Konzessionen macht er darum dem zu seiner
Zeit schon mächtigen niederländischen Einfluß, wenn er da und dort zu
bunt wirkende Gewänder gibt (Hochzeit zu Cana in München) oder allzu
viele Gegenstände miniaturenhaft zusammenstellt (Göttermahl in der Eremitage
in Petersburg). So war er, da er nie und nirgends durch seine frühzeitig ge-
zähmte Originalität anstoßen konnte, bei seinen Zeitgenossen außerordentlich
beliebt geworden, wie schon ein Blick in das Peltzersche Verzeichnis der
erstaunlich großen Anzahl von Kupferstichen nach seinen Gemälden und
Zeichnungen lehrt. Mit Recht macht Peltzer darauf aufmerksam, daß die neue
Gattung der Malerei, die durch Rottenhammers leicht versendbare Kupfer-
tafeln nach Deutschland kam, dem Norden wie „eine Fortsetzung der müh-
samen Technik der alten Miniaturmalerei“ vorkommen mußte, zugleich aber
auch den Originalwerken der venezianischen Malerei vorauseilend eine Vor-
stellung ihrer hohen Schönheit vermittelte.
Dies etwa war die Stellung Rottenhammers in der Malerei seiner Zeit.
Peltzer hat ihm ein Elogium, eine Ehrenrettung gewidmet. Und dieser können
wir unsere Zustimmung nicht versagen. Dr. P. Kutter.
Eduard Eirmenich-Richartz: „Die Brüder Boisseree, Sulpiz
und Melchior Boisseree als Kunstsammler, ein Beitrag zur Geschichte der
Romantik“ (Jena, Diederichs, 1916, Gr.-8°), I. Band.
Ein Buch zum Lesen und zum Studieren. Eirmenich-Richartz, weit
bekannt durch seine Bearbeitung des Merloschen Werkes über kölnische
taler 200, aber was er macht hat Händ und Fliess“. — Er war in Augs-
burg ein hochgeachteter Künstler, der auch von auswärts viele Aufträge
bekam, so von dem Grafen Lippe für dessen Residenzschloß in Bückeburg.
Die heute noch dort erhaltenen Deckenbilder in dem goldenen Saal des
Schlosses, die vier Elemente darstellend, schreibt ihm Peltzer wohl mit vollem
Recht zu. Sie können in ihrer Großzügigkeit doch auch nicht als vergrößerte
Kleinmalerei angesehen werden, es sind zeichnerisch und koloristisch durch-
aus respektable Leistungen.
Rottenhammer ist ein deutscher Epigone der venezianischen Renaissance,
ein Vorläufer der Kabinettsmalerei des weit bedeutenderen Elzheimer, der
übrigens in Venedig eine Zeitlang sein Gehilfe gewesen zu sein scheint.
Sein formales Schönheitsideal führte ihn zur mythologischen Malerei wie
alle Künstler seiner Zeit, er dringt nicht sehr tief mit selbständigen Lösungen,
neuen Gedanken in den Olymp ein, Hauptsache ist ihm die „Gratia“. Am
besten gelingen ihm seine Frauen nach Tizian oder Veronese, ferner auch
schöne Kinder, während seine Männer oftmals zu kraftlosen Figuranten
werden. In ihm ist noch keine Spur vom barocken, schnellmalenden Vir-
tuosen. Sein guter Geschmack in Farbe und Zeichnung bewahrte ihn vor
den Entgleisungen oder Verzerrungen, den schillernden Farben und wulstigen
Muskeln der Manieristen, z. B. des Spranger, so daß eine gewisse un-
persönliche, kühle, fast gleichgültige Vornehmheit trotz aller warmen Farbe
bisweilen erkältend wirken muß, die aber gerade beim großen Publikum
des 17. und 18. Jahrhunderts so anziehend gewirkt hat. Damit hängt wohl
auch zusammen, daß er für Porträte — es existiert auch kein Selbstporträt
von ihm -— und realistische Darstellungen nicht zu haben war, welche
„vili“ ja auch von seinen italienischen Malerkollegen als barbarisch ver-
abscheut wurden. Nur wenig Konzessionen macht er darum dem zu seiner
Zeit schon mächtigen niederländischen Einfluß, wenn er da und dort zu
bunt wirkende Gewänder gibt (Hochzeit zu Cana in München) oder allzu
viele Gegenstände miniaturenhaft zusammenstellt (Göttermahl in der Eremitage
in Petersburg). So war er, da er nie und nirgends durch seine frühzeitig ge-
zähmte Originalität anstoßen konnte, bei seinen Zeitgenossen außerordentlich
beliebt geworden, wie schon ein Blick in das Peltzersche Verzeichnis der
erstaunlich großen Anzahl von Kupferstichen nach seinen Gemälden und
Zeichnungen lehrt. Mit Recht macht Peltzer darauf aufmerksam, daß die neue
Gattung der Malerei, die durch Rottenhammers leicht versendbare Kupfer-
tafeln nach Deutschland kam, dem Norden wie „eine Fortsetzung der müh-
samen Technik der alten Miniaturmalerei“ vorkommen mußte, zugleich aber
auch den Originalwerken der venezianischen Malerei vorauseilend eine Vor-
stellung ihrer hohen Schönheit vermittelte.
Dies etwa war die Stellung Rottenhammers in der Malerei seiner Zeit.
Peltzer hat ihm ein Elogium, eine Ehrenrettung gewidmet. Und dieser können
wir unsere Zustimmung nicht versagen. Dr. P. Kutter.
Eduard Eirmenich-Richartz: „Die Brüder Boisseree, Sulpiz
und Melchior Boisseree als Kunstsammler, ein Beitrag zur Geschichte der
Romantik“ (Jena, Diederichs, 1916, Gr.-8°), I. Band.
Ein Buch zum Lesen und zum Studieren. Eirmenich-Richartz, weit
bekannt durch seine Bearbeitung des Merloschen Werkes über kölnische