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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 4
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Frimmel, Theodor von: Die Gemäldesammlung des Wiener Schottenstiftes, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0112

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Lärm veröffentlicht worden ist. Mein ziemlich langer Aufsatz war rasch, fast
in einem Zug geschrieben und wurde ohne Ergänzungen unkorrigiert ver-
öffentlicht. Ich würde heute manches anders schreiben als damals. Doch
bleibe ich vorläufig beim alten Text, dem ich nur ergänzende und ver-
bessernde Anmerkungen beifüge. Die Prioritätsfrage hat später zu kleinen
Streitigkeiten Anlaß gegeben, die ich nicht wieder auffrischen will. Ich drucke
aber den ganzen Artikel vollständig wieder ab, um eine objektive Grundlage
für weitere Erörterungen zu bieten und um weiterhin dabei dennoch mein
Vorrecht zu wahren. Ein Hinweis allein auf die Nummern der Wiener Zei-
tung genügt in diesem Fall nicht, da die Nummern mit meinem Aufsatz seit
Jahren vergriffen sind. Der Neudruck wurde übrigens schon wiederholt in
Aussicht gestellt, so in Lützows „Kunstchronik“ (Jahrgang 1904, Spalte 205)
und in den Blättern für Gemäldekunde (Band V, S. 140). Der neuerliche Ab-
druck geschieht wörtlich. Meine Zusätze und Verbesserungen aus neuester
Zeit sind in eckige Klammern [] gesetzt. Weitere Ergänzungen sind übrigens
dem Anhang vorbehalten, der ein altes Verzeichnis der Galerie mitteilt.
»Ein Gang durch die Galerie des Schottenstiftes in Wien.
Nicht völlig unbekannt, aber sicher in wissenschaftlicher Beziehung
wenig beachtet ist die Gemäldesammlung, die seit fast zweihundert Jahren
im Benediktinerstifte zu den Schotten in Wien besteht. Einige unkritische
Nachrichten in der Literatur und die Unterschrift auf einem Stiche von
„Fred(eric) Brand le Cadet“ weisen darauf hin, daß im genannten Stifte
Bilder vorhanden waren, wie denn auch gegenwärtig ab und zu mündlich
auf die Galerie bei den Schotten angespielt wird. Auf dem Stiche des
jüngsten Brand heißt es ausdrücklich, daß sich die Vorlage dazu in der
Sammlung des Abtes bei den Schotten in Wien befinde. („Grave d’apres
le tableau original qui est dans le Cabinet de l’Abbe des Ecossois ä
Vienne.“) [Über die Beziehungen der Familie Brand zum Schottenstift dürfte
eine breit angelegte Arbeit von Zeitlinger in absehbarer Zeit Auskunft geben.
Ich deute nur aus eigenen Notizen an, daß Christian Hilfgott Brand 1750
im Schottenhof logierte, wie das aus einem Schreiben des Hradischer Stifts-
prälaten an Brand de dato 6. November 1750 hervorgeht. Dieses ist mit-
geteilt durch Schram in der „Zeitschrift des mährischen Landesmuseums“,
IV, S. 81 f. Weitere Nachrichten von der Wohnung der Familie Brand im
Schottenhof finden sich in den alten Wiener Schematismen.] Eine kritische
Durchsicht der Sammlung ist bisher nicht geschehen. So dürften denn diese
Zeilen willkommen sein, die einige Beobachtungen mitteilen und zu einer
wissenschaftlichen Bearbeitung der interessanten Sammlung anregen sollen.
Interessant darf man sie nennen diese Galerie, da sie eine mannigfache
Zusammensetzung aus Bildern der verschiedensten Richtungen und aus Bildern
von seltenen, zum Teile auch von berühmten Meistern aufzuweisen hat. Neben
einer großen Anzahl von jenen mittelwertigen oder geringen Arbeiten, wie
sie durch das Einbeziehen der lokalen Berühmtheiten so leicht in die Kunst-
sammlungen hineinschlüpfen, sind hier besonders die alten Flandrer durch
sehr bedeutsame Stücke vertreten, deren Kenntnis die Kunstgeschichte zweifel-
los fördern wird. Außerdem findet man da eine Reihe von mittelalterlichen
Tafelbildern und von altdeutschen Gemälden des 16. Jahrhunderts, die
allein schon der Sammlung ein gewisses Verdienst sichern würden.
 
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