Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler (17.1917/1918)

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Die XPerfffatt bet Kunft.

XVII, ffeft

baß ftc bie KoftbarFeit nidjt ins fjotel bringe, <3u
oerabrebeter Stmtbe tourbe icf] auf bas Eele»
grapljenamt gegenüber bem -E}auptbaI}nI}of beftettt,
als Crcffpunft toar bie bortige Hormaluljr getoälftt.
©broo^I id] fdjon manchmal an ben fonberbarften
Stellen KunftroerFe angeboten erhalten I^atte, fo
fonnte bod] bie Befidjtigung eines Ceibl unter bem
Fleinen feiger ber Hormaluljr ben Hei3 bcr Heu*
Ijeit für ftd] beanfprudjen. ifatte bie Permittlerin
ben ©rt gemailt, weil fie bie Koftbarfeit nur in
einem Haume ohne hoppelten Ausgang jeigcn ober
toeil fie fogleid] abreifen rooßte, um ben Kaufpreis
bem Beftßer bes Bilbcs in ber Ztätje Utündjens 3U
überbringen? Kur3, id] erfuhr 3U meiner lieber»
rafd]ung, baß ber Ceibl auf ber Perfteigerung über»
ijaupt nid]t ocrFauft toorben ift.
Keljnlid] tourbe Füglich in Berlin ein Pußenb
IPerFe eines berühmten IHcifters aus einer norbbeut»
fd]en Sammlung 3U preifen oon 12 bis 18000 HTF.
„oerfteigert", oon benen mir einige Cage fpäter elf
Stüd oom Beftßcr felbft angeboten tourben. Pa»
raus barf man mit Hedjt fdjltcßett, baß bie pljan»
taftifdjen Prcife, bie in leßter <§ctt bem ftaunenben
publiFum gemelbet mürben, nid)t nur in IPirFltdj»
feit garnid]t be3aijlt toorben finb, fonbern baß bie
KunftroerFe in ber HTeljrsatjl ber 5äße gar feinen
Käufer gefunbcn f;aben. ©er leßte Bieter muß
alfo ein oom Perftcigeruugsljaus aufgeftelltcr Stroh«
mann getoefen fein, bcnn irgcnb einer muff bod]
bas lef$te (Scbot abgegeben fjaben.
Pas ffinaufbicten ber Kunftgegenftänb e burd]
Kommiffionärc ober Beauftragte bes KuFtionsljaufes
geht 3tDeifeHos auf eine 3rrefül]rung bes publifums
aus, bie fid? baburd] oermeiben ließe, baß ber
Perftcigerer gefc^ltd] ocrpf!td]tet märe, laut unb
beutlid] bie Summe 3U nennen, unter ber bas Bilb
oon bem Bcfißer nidjt abgegeben mirb. XPcnrt es
aber feinen Käufer finbet, müßte bies 3ur Kennt»
nis ber (Teilnehmer gelangen. Es ift um fo not»
menbiger, baß ftd] 3ur Permcibung fold]er 2Tiißbräud]e
ftrenge Beftimmungen Ijerausbilben, als gerabe in
Ie^ter <3eit eine Heiljc neuer Sammler aufgetaud]t
ftnb, bie oor biefen Hladjenfdjaften gefdjüßt merben
müffen. IPcnn bann ben KunftauFtionshäufern
nod] oerboten mirb, alte Cabenljüter oon Kunft»

Bjänblern unter anberer flagge 3U oerfteigern, ferner
Sammlungen, bie fie felbft aufgefauft haben, ober
an beren (Setoinn fie beteiligt finb, bann fällt aud]
ber Knreis 3U ähnlichen Praftifen, mic fie oben ge»
fenn3cid]net mürben, meg unb bas in leister <§cit
erfd]ütterte Pertrauen 3U ben Kuftionen mirb 3urüd-
Feljren, mas ber reeße Kunftljanbel fid]cr ebenfo mit
^teuben begrüben mirb, mie bie Künftlcrmelt.
Eine ftrittige 5rage ift es ferner, ob bas Kuf»
tionsljaus iu aßen 5äßen ben Hamen bes Käufers
3U t)crfd]mcigen ocrpflichtet ift. Es mirb nämlid]
heute ein gans übertriebener (gebrauch baoon ge»
macht. Bilber non I]oI]cm Fünftlerifdjen IPcrt, bie
bisher ben aßgemein befannten Bcftanbtcil einer
Prioatgalerie gebilbet t;aben, ocrfdjtoinben für bie
©effentlid]feit; oielfad] toeiß fogar bas Kuftions»
l]aus nid]t, mer ber toaijrc Käufer ift, meil ein
Kommiffionär bas hödjfte (Sebot abgegeben tjat.
Pie (Srünbe für biefe Etfdjeinmtg Rängen eng mit
ber Bilberfpcfulation in ber Kriegs3eit 3ufammen,
benn einmal merben toertooße Bilber als Knlage
gefauft, um Kriegsgeminne fieser 3U fteßen, unb
bann auf Spefulation, um ftc nad] einiger <§>cit
oon neuem auf ben CTlarFt 3U bringen. Piefcm un»
erfreulid]en Creiben mürbe Iängft ein Hiegel t>or»
gcfd]obcn fein, menn ber richtige Käufer bes Bilbes
genannt merben müßte. (Eine unrid]tige Kngabe
muß 3ur 3rreleitung führen.
3n feinem oorljin ermähnten Kuffaß „(Sefeß
unb Praxis" münfd]t Dr. 5<ßi£ SsFolny eine bef»
fere Uebertoadjung bes Perfteigerungsmefens burd]
perfönlid]feiten bie bie innigfte 5üf]lung mit bem
Kunftlcben haben unb mit ben Perljältniffen bes
KunftBjanbels bis in feine feinften Per3meigun -
gen oertraut ftnb. 3hrc Steßung märe ähnlich
ber bes Staatsfommiffars an ber Börfe 3U ge»
ftalten. Unb man fann Dr. S3folny fdjließlid] nur
beipflichten, menn er fagt: „Kunftauftionen foßen ein
einigermaßen treues Bilb oon ben Strömungen unb
SdjtoanFungen bes Kunftl]anbels geben. Es ift ein
(Scfeß ber ©pti?, baß ein Bilb Gezerrt erfefjeint, menn
es oon Frummen Spiegeln 3urüdgemorfen mirb. Eine
einheitliche reidjsgefeßlidje Hegelung bes Perfteige»
rungsmefens mirb auf bie Pauer nid]t 311 umgeben
fein." 3- 23*

Umfchau

Per beuifdje Kunftmarftt im Kriege.
Unter btefem (Eitel oeröffentlidjte Pictor ©ttmann
in ber „lDod]e" eine piauberet, in ber es u. a. tjeigt:
„3n ben erfien Krtegsmonaten fc^ien es, als ob bie
Perfteifung bes «Selbmarftes nnb bie §urücfl[altnng, bie
ftd] unter bem mächtigen Einbracf ber IPeltfataßroplje all«
gemein bemerfbar machte, auch ben KunftmarFt unb alles,
mas bamit 3ufammenl]ängt, ungünftig beeinfiuffen rooHte.
Pie auslänbifd]en Kunben tuaren plö^licf? ausgefchaltet,
(Suttjaben im feinblicfjen Uuslanb Fonnten ni(^t metjr ein«
gesogen merben, auch bie (Einfuhr ftoef te natürlich uollFommen,
unb aße internationalen Perbtnbungen, ohne bte gerabe

ber beutfehe KunftmarFt gar nid?t lebensfähig unb benFbar
erfchien, maren 3um meitaus größten Ceile ebenfo jäh bnreh«
fdjnitten mie unfere ®3eanfabel. Ulandjer Kunft* unb Knti«
guitätenhänbler mag in jenen Spätfommertagen bes 3<*hrcs
mit Bangen an bas Kommenbegebacht, mancher Samm«
ler mol}! ernßhaft ^*ie cfra9e ermogen haben, ob es im
hfinblid auf eine unftchere guFunft nicht ratfam märe, ftd]
fo fchnell mie möglich, no<^ ein Fatajirophaler Preis«
fturs erfolgte, oon feinen Schäden 3U trennen. Uber bie
flaue Stimmung hielt nidjt lange an. Pie ermarteten Kngfi«
oerFäufe blieben aus. Pie Sammler badjten halb gar nicht
mehr baran, ihre Sammlungen auf3ulöfen; im (Segenteil,
fie begannen fid] Fauflujtiger als je ju 3eigen, nnb ihre