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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 14
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Klopfer, Paul: Die moderne Kunst und der deutschvölkische Gedanke
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Der französische Kampf gegen das deutsche Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0124

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J20

Die IDerfftatt 6er KunfL

6ie(er IDicbergeturt, „bie am bringlichften crfdieint
ohne «gmeifel für bie Eichung unb ^crartbtlbung
ber Künfiler an ben 5ochfdiulen, besglctdicn bcr
£ehrer, meldie mit ber (Erteilung bes Kunffuntcr«
ridits betraut merben follen". Er fdjlicfjt: „möge
unfer Dolf auch im Kunft.ebcn feine Kraft ocr*
jungen in bem (Selöbnts, fid? fclbft treu 3U bleiben".
Das 00m Derfaffer beiläufig mitempfofylene Buch
„Stilmanblungen unb 3mi«9cn"*) ho&c idj leiber
nicht gelefen noch 3ur £janb unb meiß nicht, ob er
barin melleicht feine 3been noch beutlidier ausge«
baut hot. 3^1 Ijoffe aber, itjn auch aus biefem
feinen ,§eitungsauffafe uerftanben 3U haben.
IDenn roir bie fjartmannfchcn Säfee 3ufammen*
faffen, bebcuten ftc etma fooiel mie: Die Kunft bem
Dolfe unb aus bem Dolfe, unb smar nur nationale
Kunft burdi nationale ScfyulcrjicBjung. 5ort mit
ben Künftlern, uor allem, menn fte nicht fd^ulgcredjt
beutfdjoölfifd? erjagen ftnb!
Kber t;ei§t bas nicht, 3urücfblidenb: 5ort mit
unferer (Sotif, unferer Benaiffance, unferm Barocf!?
5ort mit unfern BTeiftern, bie uns führten unb füh-
ren, unb bafür bie Schule l^er, bie beutfch«r>ölfifch
um* ober ausgebilbet werben foll?
3d? frage bagegen: Stedt benn tatfädjlidi in
uns Dcutfdien bie ganje Kunft — auch bie gansc
beutfdie Kunft? 3 ft ber Deutfchc fo ein Uniuerfal*
tnenfdi, baß er, wie er Ijeute noch aus feinem
£anbe all bas fyolt, bas er 3U feines £ebens Hat;*
rung unb Botburft braucht, auch in geiftig fünftlc«
rifefeer Besiegung ftd] losmachen fann nont Kuslanb?
3di höbe midi vielmehr überjeugen laffen non
bcr Eatfadie, baß bem Dcutfdien bodi mandies fetjlt
am gan3en Blenfchen. Er ift — bas fyat audi
biefe fdimere <5>eit ermiefen — unerreichbar in bem,
was mir Scelenfraft, 3nncr^d]fcit nennen.
„Kus ftärfftem 3^olismus 3ualeidi ein Batura«
lift unb phantaft, leiftet er (ber Deutfdjc), nur fei«
ner (Sefühlsnotwenbigfeit folgenb, auf bie gcrabe
ber bilbenben Kunft eigenen Bcittel, in ber Schön«
heit ein entjücfenbes (Sleidinis allgcmeinfter IDefens»
3uftänbe unb »eigenfdjaften 3U geben, Bericht."
So fagt einmal Chobe.
*) Pte Schrift ift in £jeft ber U7. b. K. befprochen
worben.

XVII, ffeft H-

BTadjt nun aber biefes all3ufiarfc (Scfühl auf
ber anbern Seite nicht gerabc ben melfchcn 5ormen«
finn unb „«fanort" notwenbig, macht es ihn
nidit 3ur Bebingung ber beutfdicn Kunft?
Biefefdic brüeft biefe bjalbheit im Dcutfdien einmal
baburdi aus, baß er ihm bas weibliche (Sefdiledit
3ufdireibt, mährenb bie romanifchen Dölfcr masculini
generis feien. So hot fidi bcutfcher Sinn unb beut«
fdjes Empfinben erft im Bunbe mit romanifdicm
5ormgcfühl 3U ben hcrrlidicn IDerfen ber Kunft be«
fruchten laffen, bie mir in ber (Sotif, in ber Be«
naiffance unb im Barocf fennen, mobei je nachbcm
bas eine Klal bie Blutter, bas anbere BTal ber Da»
ter ben Kusfchlag im Efearafter gab.
IDer hot nun foldje Kunft gebradit? Bidit
bie Schule, immer bcr Bl ei ft er. Don Dürer, ber
nach Denebig geht unb feinen (Seift befruchtet 311
ben herrlichen tDcrfcn bcr BTabonncttbilber unb ber
uier Kpoftcl, bis auf Uhbe, beffen bcutfdie Kunft in
Paris in bie £ehre gegangen, finb biefe BTeiftcr im
tiefften Sinne bes IDortcs oolfsbilbcnb gemefen.
Soll es für bie „Blobernc Kunft" anbers fein?
3ft cs mirflieh on bem, baß bie Künftler uns nichts
mehr 3U fagen hoben als bie gefährlichen Klier«
meltsfdiönheiten, wirft fein Ccibl, fein Choma mehr?
ffaben unfere Künftler mirflidi fein Knrecht,
oor allem anbern 3um Boben einer fruchtbaren
Dolfsfunft 3U gehören? Unb mas foll bie Sd]ule
h elfen?
3<di meine, mir leiben alle an 3U oicl Schule.
JDir uergeffen immer, baß bie Schule ein fjilfs*
mittel ber Eichung ift, h^nte bitter notmenbig, baß
fte immer nur ein ZHittel 3um <§>mccf ift, fein Sclbft*
3mecf, unb ba§ fte uor allem nicht ben Künftler 3U
er3iehen, fonbern bie Kraft bes Künftlcrs auf bas
Dolf mciter3ulei'en hot.
So uermittele fie bie Kunft bem Dolfc!
So ftelle fie fidj 3mifdienDoIf unb Künftler!
Bicht aber inbem fie mit bem Bohrftocf alle Kn*
näherungen ängftlidi fernhält, fonbern inbem ftc
Dolf unb Künftler einanber nahe bringt — auch
menn jener etma in 3opan, ober 3tolien, ober in 5ronf*
reich Kathobe im eleftrifdien Element feines
Schaffens gefunben hätte unb mit ihrer £jilfe erft
einen rechten fräftigen Strom follte erseugen fönnen!

Der fratiföHTcbe Kampf gegen
mehrere 3al}re uor bem Kriege hatten einige heroot*
ragenbe Dertreter ber franjöfifchen Kunftruelt Dentfchtanb
bereift, um bie beutfehen Kunftgewerbefchulen unb bie £ei«
ftungen Peutfdjlanbs auf bem (gebiete ber Kufjen* unb
3nnenard?iteftur 3U beftchligen. Pie Berichte, Sie mafp
gebenbe 5ran3ofen über biefe Stubienreife für bas Unter«
üaatsfefretariat ber fchonen Künfte in Paris oerfafjten,
fchilberten, wie Dr. (Dtto (grautoff im „Eicerone"
fchreibfe in adjtenswerter Knerfennung bie Cehrmethoben
ber funfigewerblichen Schulen Peutfchlanbs, bie groftfügi«
gen^Bahnhofsanlagen, Cheaterbauten unb bie behaglich««
Jnncnräume, in benen nach hem Urteil ber ^ranjofen bie

das deuttebe Kunftgewerbe.
Peutfchen fich bemühten mit (gefchmacf ben3!orh«rungen
ber (gegenwart gerecht ju werben. Befonberen Beifall 30II*
ten bie^ran3ofen ben funfigewerblichen Krbeiten Utünchens.
Pie ^reube über bas, was fie in Utünchen gefehen hatten,
ging fo weit, bafj fie ben IPunfch äußerten, eine Knsfte.l«
Inng ber Ulünchner Künftler in Paris 3U oeranftalten.
ifranfe 3oarhain, ber tatfräftige unb weitblicfenbe präfibent
bes parifer hferbftfalons, war ber eifrigfte (forberer biefes
planes, weil er fich oon einer Ulünchentr Kusfteüung in
Paris eine Kuffrifchung bes franjöfifchen Kunftgewerbes,
bie ihm wünfdhenswert erfchien, oerfprach* <2r warb in
ber Dorftanbfchaft fo na<hbrücfli<h für bie Derwirflichtmg
 
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