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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 24
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Die geplante Auflösung der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
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Umschau / Nachrichtenteil / Inhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0206

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202

t)ie tPcrfjtatt bet Kunjt,

%Vil, JEjeft 2^

fchlteßungen noch ntdjt jtdjeret ZHenfchen war, bic
ftd) nachher nicht metjr in ben praftifchen betrieb
3urücffanben.
Das Begehen ber beiben Cehranftalten mit gleich
artigen £ehrjielen wirfte notgebrungen eher »erwir*
renb als förbernb unb belaftete ben ^ausljaltungs»
etat ber Stabt Düffelborf unnötig. Ts würbe ba«
her in ber Stabtoerorbnetenfißung uom \9* 5ebruar
mit überwiegenber ^uftimmung befd)Ioffen, ber Kunft*
gcwerbefchule ben bisher gemeierten gufchuß 3U ent*
Sieben unb fte [0 aufsuteilen, baß bie Kunftafabemie
bie Krchitefturflaffe, bie gewerbliche ^ad^fc^ule bie rein
funftgewerbüchen 5äd)er übernehme. Die pßege ber
Baufunft im ^ufamntenhang mit ben Sd)wcfterfünften
Blalerei, Sfufptur unb Baumfunft wirb gewiß be«
fruchtenb auf bie Tntwidlung bes gefamten baufünft*
Icrifef^cn Schaffens bes h^N^achf^en Kiinftlcr*
gefd)led)tes wirfen. Don befonberem 3ntereffe ift
für weitefie Kreife natürlich bie Kusbilbung bes
Hanbwerfernad)wud)fcs in ber bes Ausbaues fähigen
^ad?fcl}ulc für £}anbwcrf unb (Bewerbe. Heben Tages*
Haffen foiien hier Kbenb* unb SonntagsFurfe einge»
richtet werben, bie auch ben weniger Bemittelten
ein Dorwärtsfommen gewährleisten. 3e nadj ber
£änge unb bem Trfolg bes Schulbefuches werben
bie Teilnehmer ein (Schilfen« unb fpäter Bteifier«
eyamen ablegen Fönnen, was fte bauernb bem f}anb-
wer! einoerleibt. Den barüber hinaus Strebenben
fleht bie Aufnahme in noch 3U fdiaffenbe funftgewerb«
liehe Klaffen ber Kunftafabemic offen.
3nfolge ber gewaltigen Derlufie gefaulter Kräfte
werben bie Tvwerbsmöglid)Feiten fyftematifch aus*
gebilbeter Hanbwerfer nach bem Kriege äußerft günftig
fein. (Seht bod? außerbem unfer gan3es Streben
bahin, in ben breiteften Schichten bes Dol!es eine
neue, non (Scfchmacfs* unb Büßlichfeitsprinsipien ge«
tragene XDohnungs«, Hausgeräts» unb Kleiberfulmr
heimifd) 3U machen, W03U taufenbe unb abertaufenbe
gefchulte H^nbe erforberlich finb. (Sewiß werben
bie großen Bicf)tlinien fünftterifcher Tntwicflung unferes
Kunftgcwerbes immer nur »on wenigen Kuserwählten
erfchloffen werben, aber fte bebürfen eines großen
Heeres »erftänbnisooller Kunftgcwerblcr unb Hanb*

werfer, wie fte nur eine 5ad)fd)ule groß3iehen fann.
3n ber neu 3U organifierenben gewerblichen Düffel*
borfer 5ad)fd)ule werben beshalb neben ber seid)*
nerifchen Kusbilbung nor allem bie praftifchen Seiten
bes Kunftgcwerbes berücffid)tigt werben, wie Dia*
terial* unb Krbeitsfunbe, Koftenberedinung, Buchfüh«
rung unb (5efd)äftsfunbe. Die Kbenbfurfe, meift oon
Ceuten bcfucht, bie Tags über praftifd) im Berufe
tätig ftnb, follen 3U 5<*d)furfen mit abfd)Iießcnbcr
Bleifierprüfung ausgebaut werben, unter befonberer
Berüdfid)tigung bes DTafd)incnbau*, Dletall« unb Ban«
gewerffaches.
3nibeellerwic in wirtfdiaftlidierBesiehung würbe
bie Kuftcilung ber Kunftgewerbefdjule einen großen
Dorteil für bie Stabt bebeuten. Das £ehrerpcrfonal
fönnte ohne Schwierigfeiten auf bie beiben Knftal»
ten K!abemieunb5ad)fd)ule »erteilt werben, bie Bäum*
lichfeiten unb Unterhaltungsfoften würben fid) bc*
beutenb »erntinbern, ber geplante Hcubau einer Kunft*
gewerbefchnle fid) erübrigen unb bie Hanbwerfcrfd)ule
mit ihren Sammlungen unb Krbeitsateliers enblid)
einen fefien IDohnfiß befommen. Kußerbem wirb
fortan, burch Dereinigung ber bisher beftehenben
„5ad)fd)ule für HaT1bwerf unb 3n^ufirie// rnit &er
„gewerblichen 5ortbilbungsfd)ule", bie Konfurrenj
biefer beiben faft gleid)artigen 3uftitute aufgehoben
werben unb große Dorteile auf wirtfchaftlichem, unter«
ridjtlichem unb er3ieherifd)em (Sebietc 3eitigen. Der
neuen 5ad)fd)ule wirb fid) außerbem eine Reichen*
unb Han&fertigfeitsfchule für Knaben unb Dläbchen
angliebern, welche bem jeßt fo oft betonten Programm
„freie Bahn bem Tüchtigen" praftifd) nahe treten
will. Ts wäre verfehlt, bie Begabten nur ber wiffen*
fd)aftlid)en Betätigung 3U3uführen unb bamit eine
unheilvolle Tntwur3elung gan3er DoIfsfd)id)ten her*
bei3uführen, fte müffen im (Segenteil ihrer praftifchen
Deranlagung gemäß in praftifche, Fünftlerifd) han&s
werflid)e Berufe hinaufgehoben werben. Da r>on ber
geplanten Heuorganifation aßfeitig nur Dorteile su
erwarten finb, fo hoffen wir, baß bie geringen IDiber*
ftänbe halb befeitigt werben mögen unb bie gewerb*
liehe 5ad)fd)ule in ihrer neuen form ber CDeffent«
Iid)feit übergeben werbe.

dmtchaii.

SHe #evn<td?(äfftguti0 beutfd?ev (Bvaptflf.
Die „Dentfche Tages3eitung" ceröffentlichte füglich
folgenbe berechtigte Klage aus Künftlerfreifen: „(Semiß ift
bie Kunft international; aber baß gcrabe in ben leßten 3et)n
3al)ren mit ber auslänbifdjen Kunji ein (Sögenbienß ohne«
gleichen getrieben mürbe, bies bürfte mo!)l außer jebem
gmeifel fein, gugegeben, es ift in ber auslänbifd)en neu*
Seitlichen Kunfi fet)r ütel (Sutes rorljanben. Kbet bie beutfehe
<ßrapl)if wirb, abgefehen oon wenigen Kusnaljmen (Klinger,
©reiner, Slecogt, £iebermann, ITCeib nfm.) non bem faufen«
ben publifum unb cor allen Dingen oon ben ßaatlichen
unb fkäbtifchett Beljörben hoch übertrieben ftiefmütteriief)
beßanbelt. €s haben fid? Ieitenbe Perfbnlich?eiten folcher

3nftitute fogar nicht gefreut, funbjugeben, baß bie Krbeiten
beutfeher, nicht aHererfter Künßler (bie boch 3um Teil alles
£ob uerbienen), feljt mohl fchön unb technifch wunberbar
barchgearbeitet feien, atib baß biefe Krbeiten auch für bie
ITtnfeen uf». ermünfeht feien — boch es fehlt an JTtitteln
für ihren (Erwerb, ba alle Dortjanbenen IHittel für inter«
nationale Kunji oerwenbet werben müßten. Das heißt alfo
mit anberen tDorten: ,Schenft ihr ans eure Krbeiten, bann
finb fie uns wiflfommen.' — für alle Künjiler, bie nicht
ITtäcene unb fonfiige proteftion 3ur Seite haben, ift bie
Kriegs3eit bie bitierfie ihres £ebens gewefen. 3hre Kunfi
mußte oft ruhen, um eine Krbeit 3U »errichten, bie eines
frei fchaffenben Ktinflers nicht würbig war.
 
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