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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 27
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Heft 28
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Ottmann, Victor: Vom künstlerischen Plagiat
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0238

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25*

Sie TPcrfftatt ber Kunjt.

XVII, Qcft 28.

ftnb fte als erfte größere Beröffentlichung btefer Art
3U begrüßen unb intereffant genug, um einmal, r»on
Etn3elfäßen 3U Allgemeinerem fchtoetfenb, bte gan3e
Sache fur3 3U befpred^en. Heimann bringt für ben
Kenner ber Berhältniffe nichts Heues. IBer oon Be»
rufs roegen ober aus fonftigcn (ßrünben ftänbig eine
größere Hlenge iHuftrierter <§eitfTriften, Hlobejour»
nale unb IBißblätter burd]3ufehen hat unb ein einiger»
maßen gutes (Scbächtnis befißt, ber !ennt feine pappen»
Bjeimer auch ohne „fchtoarse Often" fchon Iängft unb
märe imftanbe, bie Hettnannfche Sammlung toefent*
lieh 3U bereichern. Es toirb nämlich auffallenb oiel
— na fagen mir entlehnt. Es gibt feinen namhaften
3IIuftrator, ber nicht feine Hachahmer hätte, unb bie
Hadjahmer mieberummerben, mie Heimann an einigen
Beifpielen fetjr beluftigenb 3eigt, r»on noch befcheibe»
neren Kollegen fopiert. Aber auch unter ben beliebten,
gut besohlten 3ßuftratoren gibt es folche, bie ftch nicht
im geringften fdjeucn, gelegentlich bei fremben Bor»
bilbern Anleihen 3U machen unb fte mit ein paar Zutaten
eigenen (Seroächfes in ihr geliebtes Deutfeh 3U über»
feßen. Hoch bchnbarere Begriffe oon HTein unb Dein
herrfchen in ber ZBißblattpreffe. Es mag allerbings
eine Strafe bes Rimmels fein, fo IBoche für TBoche
in Bilb unb 2£>ort ein gemiffcs Pflichtquantum „tBiße"
machen 3U müffen, unb man fann es ben armen
(Teufeln faum oerargen, menn fte ftch &ie faure Arbeit
nach ZHögIid)feit erleichtern. IB03U gibt es benn fo
ungeheuer oiel IBißblätter auf ber iBelt? Da fdjlägt
ber 3ßuftrator, menn ihm fclber 3ufällig mieber einmal
nichtseinfällt, inirgenbeinemälteren3ahrgang irgenb«
eines Blattes nach unb fucht ftch &as paffenbe aus.
Es merft mohl niemanb, unb menn es ein Kollege
mirflich merft, fo macht er fein Aufhebens baoon
— er hat feine eigenen Sorgen.
Heimann befdjränft ftch trt feinem Büchlein auf
plafatfunft unb Karrifatur; aber auch Hlalerei unb
Bilbhauerei, gan3 3U fchtoeigen oon ber Architektur,
hätten ihm umfangreiches HIaterial bieten fönnen.
freilich treten ba bie Plagiatoren nicht fo braftifch»

ungeniert auf, mie in ber Heflamefunft unb ber 3Diß-
blattpreffe. Kraffen Hadjahmungen begegnet man
ba feltener, befto mehr aber ben fogenannten <Srcn3«
fällen, b. h- folchen fällen, in benen es nicht ganj
flar ift, ob ben Künftler toirflich plagiatorifdje Ab»
ftdjten geleitet haben ober ob er unbemußt, alfo ohne
offenfunbige Unreblichfeit, bie in fich aufgenommenen
Borbilber nachahmt, fei es im Stoff unb in ber
fei es in ber Kompofition ober nur in gemiffen Ein3el-
heiten. XBie häufig folche Anlehnungen unb Ent«
lehnungen ftnb, barf als allgemein befannt ooraus«
gefeßt roerben.
Dennoch märe es oerfehlt, einen überftrengen
HTaßftab an fleine (Entlehnungen 3U legen. Es fommt
eben gan3 barauf an, mer es tut unb mie er cs
tut. IBer ein gan3er Kerl • ift unb etmas flüchtiges
Ieiftct, bei bem miß es nichts fagen, ob er gelegent»
lieh ein frembes HTotio benüßt, einen fremben Ein«
fall oermertet. Traben hoch felbft <5oethe, Schtßer,
Cefftng, um einige (Sroße ber Dichtung 3U nennen,
ftch nicht gefcheut, bei Gelegenheit Steflen aus ben
(Seifiesmcrfen anberer 3U übernehmen. Hur flein»
liehe Schnüffelei fühlt ftch bemüßigt, bei folchen Dingen
eingchenb 3U oermeiien. Der Unterfchieb ift eben
ber: ein toirf lieber Künftler übernimmt, oießeidjt halb
unbemußt, einen fremben Einfaß, um ihn gan$ unb
gar im Eigenen aufgehen 3U laffen, fo baß bie
Catfad^e ber Entlehnung 3U oößiger Hebenfächlich»
feit hiaabftnft — ber fleine Plagiator bagegen ift
auf ben 3&eenbiebftahl angemiefen, er lebt oon
fremben (Sebanfen, oon frember Cechnif, ja er gibt
ftch häufig, mie bie oon Heimann ge3eigten Beifpiele
betoeifen, nicht einmal bte Blühe, feine Sfrupellofig»
feit 3U oerfchleiern, unb imitiert frifch«frei*frech barauf
los. <§toifchen ben beiben Ertremen, ber unerheb»
liehen, entfchulbbaren Entlehnung unb bem breifien
Haub, liegen bie häufig nicht leicht 3U entfeheibenben
(5ren3fäße, benen bie Kunfthiftorifer — man benfe
nur an bie oielen Plagiate ber alten HIeifier — fo
reichen Stubienftoff oerbanfen. Bictor CDttmann.

Utnfcbau

£ittfchttte($un0 bet? Dettfmäler.
Der BeicbsFan^ler hat auf eine Anfrage bes Heidjstags«
abgeorbneten Dr. (Trenbel(Hegensbnrg) mitgeteilt: DieDenf«
mäler ftnb auf Peranlaffung bes Kriegsminifteriums (Kriegs«
amtes) con ben berufenen Stellen ber Bunbesflaaten auf
ihren Kunftmert burcfjgeprüft tuorben. ^ür biefe Durch»
führung mar ßunädjft eine (frift bis 3unt 3t. Dejember 19^?
geftellt. Hach einer IHitteilung bes Kriegsminifteriums hat
ftch jeboch bie (frift nicht als ansreichenb ermiefen unb ift
auf Antrag uerlängert morben. 3m großen unb gan3en
biirfte bie Durchprüfung ber DenFmäler jeßt beenbigt fein.
Die Prüfung hat ergeben, baß bas in ben DenFmälern ent«
haltene Sparmetallgemicht uerhältnismäßig gering ift. Es
bürfte Faum 2000 (Tonnen überfchreiten. Ein großer
(Teil ber in bem (ßefamtgemicht enthaltenen DenFmäler muß
aber auf (Srunb ber Entfcheibnng ber Kunfifachuerftänbigen
erhalten bleiben, fo baß bas (Semicht ber 3m Einf<hmel3ttng
*nr Berfügung fiehenben DenFmäler cergleichsmeife gering
iß unb in gar feinem Behältnis fleht 3a bem (ßemtcht, bas

aus ben Kirchenglocfen gemonnen mürbe. Es Fann baher
niemals bie Hebe baoon fein, mie bies in ber Preffe mehrfach
behauptet morben iß, baß burdj bie Einjieljnng ber Denf*
mäler bie Einfchmeljung ber Kirchenglocfen etma überfiüffig
gemorben märe. Ein meiterer (Teil ber DenFmäler, bte oon
ben Knnftfachoerfiänbigen 3um Einf<hmel3en freigegeben
merben, mirb oorläußg bem Zugriff entjogen merben müffen,
ba bie Koßen für bas Kilogramm ITCetaÜ unoerhältnismäßig
hoch finb. Das Kriegsamt hat in Ausficht genommen, alle
DenFmäler, bei benen bas Kilogramm Bronje 3a 1 UtF. ober
bas Kilogramm Kupfer 3U 8 JTtF. befchafft merben Fann,
ein3U3ichen, bie DenFmäler aber, bei beren Eht3iehttng oor«
ausflchtlich h®berc IßetallFoften ermad?fen, bis auf meiteres
3urücf3ufletlen. („JTlünchn. Heueft. Hachr.")

(Eine <8vaf £9vblnanfa$avvad}*3iiftun0.
Der Alaler ^Jerbinanb (Sraf ^arrach, ber am (3.
bruar t9ts oerßorben iß, halbem prenßifdhem ^isfus bnreh
 
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