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Die IDerfßatt ber Kunft.
XVII, Qeft 38.
Kunßeiferer einmal eine Brefdje fragen gegen bie beifpiel*
Iofe Derfiänbnislofigfeit, bie mit heute bet ifresfomalerei
gegenüber mahrnehmen muffen?
Denn mir famen fomeit 3urücf, baß mir nicht mehr ein*
manbfrei 3U reßaurieren vermögen. Selbfi vor Deutfchlanbs
beßen ^resfobtlbern, im Hachener Bathausfaale, empßnbet
man bas bitter, unb mie mürben im «Brofjtjerjogl. Schlöffe
ja ITtanntjeim bie Kalfmalereien Hfams bei einer unglücf*
licken Beßauration verberbtl Das ßächeninhaltlich größte
ifresfo im Bürgerfaale ber Kunßftabt Hlmtchen, non HIartin
KnoEer gemalt, mürbe vor einigen ^aijren ju voBem Der«
berb reftauriert. Bur miBfurlich biefe Beifpiele. H>er bas
^resfomalen nicht lernte, fann HItersfchmächen non ^res*
fen and? nicht feilen. Die Struftionsfenntnis ber ©edjnif
hat er ja nicht mehr. Htit Bethel, ber feine fraftvoEen
Kompojitionen noch prima in ben naffen Half 3U malen ver*
ßanb, fiarb unfer Iefcter^resfomaler von<Sröße. 3nSt. Hpol«
linaris 30 Bemagen leiftete mot|I Deger in feiner Kreuäi*
gnng unb bie Beuroner Schule in St. HTaurus noch feljr
Beachtensmertes, auf großem plan aber iß bie <fresfomalerei
völlig oerfdjmunben. HEe verjagten, bie Kunftfreunbe, bie
Beljörben unb bie Künftlerbilbungsanftalten. (Etnselver«
fud?e haben faft immer eine Hebermalung auf3umeifen unb
verlieren ben Hnfprud? reiner Kalfmalerei. Dem ernften
IDoBen ©tjeobor ^ifc^ers in feinen PfuEtnger bjaBen ver»
fagten bie Hlaler; es bleibt, folange bas intereffante <Se*
bäube fteljt, eine Schmädje, baß insbefonbere Brüljlmanns
Bilber nicht in ben naffen Kalf gemalt merben fonnten.
Hber mer fann auch noch ^resfo malen, ohne Hebet«
malung unb bauerfjaft mie ©aracci? Keine IDiffenfc^aft
iß fo nervenforbernb mie bie (Erlernung unb bie Betjerr«
fdjung biefer Kmtß.
(Ein ernßer Htenfch mirb nad? sehn« bis fünfseljnjäh*
riger Hebung mit unerfcfjütterlidjer (Sebulb unb robnßeßer
(Sefunbljeit es vieEeic^t fomeit bringen fönnen, baß er eine
JDanb auftragen unb bemalen fann. Hlit jeber neuen Blauer
aber treten bann neue Bätfel, abfyängenb von IHaterial unb
tDetter, auf, melcfye bie (Erfahrungen änbern unb ermettern.
IDelcher Hlaler fann noch ben Kalf beurteilen ober metß
etmas über feine Beljanblung, bis er 3um ^fresfomörtel bas
erforberlidje HIter t|at? ©ber von bet inbioibueEen §ube*
reitung, Huftrocfnung, Cidjtßärfe, HlifchungsmöglichFeit
jeber einseinen <farbe, ber befdjränften Palette, von ber er«
forberlidjen pebantifdjen Beinlichfeit, ber belifaten Betjanb«
lang ber pinfei? 3n meitem Bogen gelten bie Hlaler am
£resfo vorbei unb fd?üßen aEes vor, marum man nicht mehr
auf naffen Kalf malen fönne. Bur fagen jie uns nie —
baß jie bafür 3U bequem gemorben finb.
Hnb bod} liegt es nur baran, baß man Bilber im Htelier
auf £einmanb ober Schiefertafel malt unb fie als (Erfafc für
ifresfo auf bie HIauer Hebt. 3ut Ktelier fann man mor«
gens fpät anfangen, änbern, paujieren, fann ba3mifd?en ins
Kaffeehaus gehn unb feine £fänbe pflegen. Der ^resfomaler
aber muß bei ©agesgrauen beginnen unb fein penfunt an
einem Stücf burchmalen, er fann niemals forrigieren unb
er befotnmt vom Kalf rauhe Ejänbe.
(Ein hartes Hlalergefchlecht tut uns aber not! Die Sij«
tinifche KapeEe foEte auf Hat von $ta Sebaftian in ©el
gemalt merben. „Die ©elmalerei taugt nur für iDeiber''
eatfchieb Hlichelangelo. H?er biefe fchmierigfte ©edjnif be«
3mingt, legt fchon burch feinen (Ernfi and? ethifcf?e H?erte
mit ins tDerf. im Schütjengraben bas Künftlergefd?lec£?t
ber HTänner gemorben, bie mir hier brauchen? H?er bas
^resfo aus feinem Schlaf metfen miE, muß eben 3U ihm
burch Bornen, (Er hat fein Derßänbnis unb meber von oben
noch oon nnten Ifilfe 3U ermatten. Hnb hoch muß es mie«
ber gepflegt merben, menn bie bentfc^e Kunfi 3ur (Stöße foE.
H?ie fieht es benn mit unfern Beftfjenben? ffaben fie
fein Bebürfnis banach, ihren tDohnftätten burch H?anbbe*
malungen, mie etma bie Pompejaner unb bie Italiener bes
Hinafcimento, Dauermert mit bem Stempel ber (Stöße 3U
verfchaffen? Hnb mie foE man benn gerabe für unfere
gjufnnft bie HTenfchheü mieber h*nauf ins ^eEe bringen
ohne bie Kunft für aEe an öffentlichen Kulturftätten ? ©rfi«
flaffige H?anbbtlber mären Kusbrncfs«Denfmäler unfrer ©thif •
H?er immer in ben Dienfi ber nationalen (Ersiehung gefieBt
ifi, müßte bafür mirfen, baß bie mit bem Haum vermach*
fene Kunfi uns mieber merbe, an ber bie 3ugenb fid? meffen
unb bilben, bie HTenfchheÜ fi<h erheben fann. Kuf 3um
;fresfo! Huft junge, gefunbe, sur (Sebulb reife Künfiler
auf ben Plan, melche bie ©pfer auf ji<h nehmen. H?er bas
(Empfinben feines Dolfes in fefifiehenbe, nie abmanbernbe
Htauern 3U fchreiben lernt, ber hat als Hlaler bas befie ge«
geben, mas er ihm geben fann. Deutfehes Dolf, fchreibe
bur^ bie fjänbe beiner Künfiler bie Bot, bie bu getragen,
bie ©pfer, bie bu gebracht hafi, in bie HTauern beiner Kul«
turbauten, bamit beine Bachfommenfchaft fich baran bilben
unb erjiehen unb nicht vergeffen fann, baß Kufftteg Selbß«
3U(ht ifi!
Die RunTtakademien und die frauen.
§u unferer Hmfrage (fiehe £feft 3^—31 ber H?. b. K.)
fchreibt uns noch %rr Hfabemieprofeffor ^friebrich ^ehr,
Karlsruhe:
„Huch von ber Knnahme ausgehenb, baß ber größte
pro3entfat5 ber Htalerinnen fpäter mieber in bie Familie
untertaucht, burch £?cirat ufm., halte ich ^°(h für gan3
ausgeseichnet, menn burch bie fünfilerifche Kusbilbung ber
©öchter auch fünfilerifche Kultur unb Derftänbnis in bie
Familie hineingetragen mirb, unb felbfiverftänblich ifi ber
ßaatliche Hnterricht 3ufammen mit jungen, männlichen
Schülern jebem privaten unb bamit faßt immer feparaten
Unterricht vorsuiiehen.
Bei gulaffung ber grauen 3U Kfabemien fdjeiben erfah*
rungsgemäß bie ©alentlofen viel rafcher aus als hei ben
Htännern, eine Dermehrung bes Kunfiproletariats ifi alfo
nicht 3U befürchten.
Bei §ulaffmtg von Damen foBten biefe ßufammen mtt
ben männlichen Sdjülern arbeiten, bei Unteren hebt fich
Derfehrston unb bie Btlbung, bei erfieren vermehrt fich
©mpfinbung für Kraft, (Entfchlnßfähigfeit, Phantaße ufm.
— (Ein gttfammenarbeiten iß in jeber ^inßcht 3U empfehlen.
Und} bas Kftseichnen fönnte gemeinfchaftlich betrieben
merben. ©b nun bas betr. männliche UftmobeE mit ober
ohne 5chamtach geßeBt mirb, bleibt ber jemeiligen Diref*
Die IDerfßatt ber Kunft.
XVII, Qeft 38.
Kunßeiferer einmal eine Brefdje fragen gegen bie beifpiel*
Iofe Derfiänbnislofigfeit, bie mit heute bet ifresfomalerei
gegenüber mahrnehmen muffen?
Denn mir famen fomeit 3urücf, baß mir nicht mehr ein*
manbfrei 3U reßaurieren vermögen. Selbfi vor Deutfchlanbs
beßen ^resfobtlbern, im Hachener Bathausfaale, empßnbet
man bas bitter, unb mie mürben im «Brofjtjerjogl. Schlöffe
ja ITtanntjeim bie Kalfmalereien Hfams bei einer unglücf*
licken Beßauration verberbtl Das ßächeninhaltlich größte
ifresfo im Bürgerfaale ber Kunßftabt Hlmtchen, non HIartin
KnoEer gemalt, mürbe vor einigen ^aijren ju voBem Der«
berb reftauriert. Bur miBfurlich biefe Beifpiele. H>er bas
^resfomalen nicht lernte, fann HItersfchmächen non ^res*
fen and? nicht feilen. Die Struftionsfenntnis ber ©edjnif
hat er ja nicht mehr. Htit Bethel, ber feine fraftvoEen
Kompojitionen noch prima in ben naffen Half 3U malen ver*
ßanb, fiarb unfer Iefcter^resfomaler von<Sröße. 3nSt. Hpol«
linaris 30 Bemagen leiftete mot|I Deger in feiner Kreuäi*
gnng unb bie Beuroner Schule in St. HTaurus noch feljr
Beachtensmertes, auf großem plan aber iß bie <fresfomalerei
völlig oerfdjmunben. HEe verjagten, bie Kunftfreunbe, bie
Beljörben unb bie Künftlerbilbungsanftalten. (Etnselver«
fud?e haben faft immer eine Hebermalung auf3umeifen unb
verlieren ben Hnfprud? reiner Kalfmalerei. Dem ernften
IDoBen ©tjeobor ^ifc^ers in feinen PfuEtnger bjaBen ver»
fagten bie Hlaler; es bleibt, folange bas intereffante <Se*
bäube fteljt, eine Schmädje, baß insbefonbere Brüljlmanns
Bilber nicht in ben naffen Kalf gemalt merben fonnten.
Hber mer fann auch noch ^resfo malen, ohne Hebet«
malung unb bauerfjaft mie ©aracci? Keine IDiffenfc^aft
iß fo nervenforbernb mie bie (Erlernung unb bie Betjerr«
fdjung biefer Kmtß.
(Ein ernßer Htenfch mirb nad? sehn« bis fünfseljnjäh*
riger Hebung mit unerfcfjütterlidjer (Sebulb unb robnßeßer
(Sefunbljeit es vieEeic^t fomeit bringen fönnen, baß er eine
JDanb auftragen unb bemalen fann. Hlit jeber neuen Blauer
aber treten bann neue Bätfel, abfyängenb von IHaterial unb
tDetter, auf, melcfye bie (Erfahrungen änbern unb ermettern.
IDelcher Hlaler fann noch ben Kalf beurteilen ober metß
etmas über feine Beljanblung, bis er 3um ^fresfomörtel bas
erforberlidje HIter t|at? ©ber von bet inbioibueEen §ube*
reitung, Huftrocfnung, Cidjtßärfe, HlifchungsmöglichFeit
jeber einseinen <farbe, ber befdjränften Palette, von ber er«
forberlidjen pebantifdjen Beinlichfeit, ber belifaten Betjanb«
lang ber pinfei? 3n meitem Bogen gelten bie Hlaler am
£resfo vorbei unb fd?üßen aEes vor, marum man nicht mehr
auf naffen Kalf malen fönne. Bur fagen jie uns nie —
baß jie bafür 3U bequem gemorben finb.
Hnb bod} liegt es nur baran, baß man Bilber im Htelier
auf £einmanb ober Schiefertafel malt unb fie als (Erfafc für
ifresfo auf bie HIauer Hebt. 3ut Ktelier fann man mor«
gens fpät anfangen, änbern, paujieren, fann ba3mifd?en ins
Kaffeehaus gehn unb feine £fänbe pflegen. Der ^resfomaler
aber muß bei ©agesgrauen beginnen unb fein penfunt an
einem Stücf burchmalen, er fann niemals forrigieren unb
er befotnmt vom Kalf rauhe Ejänbe.
(Ein hartes Hlalergefchlecht tut uns aber not! Die Sij«
tinifche KapeEe foEte auf Hat von $ta Sebaftian in ©el
gemalt merben. „Die ©elmalerei taugt nur für iDeiber''
eatfchieb Hlichelangelo. H?er biefe fchmierigfte ©edjnif be«
3mingt, legt fchon burch feinen (Ernfi and? ethifcf?e H?erte
mit ins tDerf. im Schütjengraben bas Künftlergefd?lec£?t
ber HTänner gemorben, bie mir hier brauchen? H?er bas
^resfo aus feinem Schlaf metfen miE, muß eben 3U ihm
burch Bornen, (Er hat fein Derßänbnis unb meber von oben
noch oon nnten Ifilfe 3U ermatten. Hnb hoch muß es mie«
ber gepflegt merben, menn bie bentfc^e Kunfi 3ur (Stöße foE.
H?ie fieht es benn mit unfern Beftfjenben? ffaben fie
fein Bebürfnis banach, ihren tDohnftätten burch H?anbbe*
malungen, mie etma bie Pompejaner unb bie Italiener bes
Hinafcimento, Dauermert mit bem Stempel ber (Stöße 3U
verfchaffen? Hnb mie foE man benn gerabe für unfere
gjufnnft bie HTenfchheü mieber h*nauf ins ^eEe bringen
ohne bie Kunft für aEe an öffentlichen Kulturftätten ? ©rfi«
flaffige H?anbbtlber mären Kusbrncfs«Denfmäler unfrer ©thif •
H?er immer in ben Dienfi ber nationalen (Ersiehung gefieBt
ifi, müßte bafür mirfen, baß bie mit bem Haum vermach*
fene Kunfi uns mieber merbe, an ber bie 3ugenb fid? meffen
unb bilben, bie HTenfchheÜ fi<h erheben fann. Kuf 3um
;fresfo! Huft junge, gefunbe, sur (Sebulb reife Künfiler
auf ben Plan, melche bie ©pfer auf ji<h nehmen. H?er bas
(Empfinben feines Dolfes in fefifiehenbe, nie abmanbernbe
Htauern 3U fchreiben lernt, ber hat als Hlaler bas befie ge«
geben, mas er ihm geben fann. Deutfehes Dolf, fchreibe
bur^ bie fjänbe beiner Künfiler bie Bot, bie bu getragen,
bie ©pfer, bie bu gebracht hafi, in bie HTauern beiner Kul«
turbauten, bamit beine Bachfommenfchaft fich baran bilben
unb erjiehen unb nicht vergeffen fann, baß Kufftteg Selbß«
3U(ht ifi!
Die RunTtakademien und die frauen.
§u unferer Hmfrage (fiehe £feft 3^—31 ber H?. b. K.)
fchreibt uns noch %rr Hfabemieprofeffor ^friebrich ^ehr,
Karlsruhe:
„Huch von ber Knnahme ausgehenb, baß ber größte
pro3entfat5 ber Htalerinnen fpäter mieber in bie Familie
untertaucht, burch £?cirat ufm., halte ich ^°(h für gan3
ausgeseichnet, menn burch bie fünfilerifche Kusbilbung ber
©öchter auch fünfilerifche Kultur unb Derftänbnis in bie
Familie hineingetragen mirb, unb felbfiverftänblich ifi ber
ßaatliche Hnterricht 3ufammen mit jungen, männlichen
Schülern jebem privaten unb bamit faßt immer feparaten
Unterricht vorsuiiehen.
Bei gulaffung ber grauen 3U Kfabemien fdjeiben erfah*
rungsgemäß bie ©alentlofen viel rafcher aus als hei ben
Htännern, eine Dermehrung bes Kunfiproletariats ifi alfo
nicht 3U befürchten.
Bei §ulaffmtg von Damen foBten biefe ßufammen mtt
ben männlichen Sdjülern arbeiten, bei Unteren hebt fich
Derfehrston unb bie Btlbung, bei erfieren vermehrt fich
©mpfinbung für Kraft, (Entfchlnßfähigfeit, Phantaße ufm.
— (Ein gttfammenarbeiten iß in jeber ^inßcht 3U empfehlen.
Und} bas Kftseichnen fönnte gemeinfchaftlich betrieben
merben. ©b nun bas betr. männliche UftmobeE mit ober
ohne 5chamtach geßeBt mirb, bleibt ber jemeiligen Diref*