Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

DOI issue:
Heft 20
DOI article:
Ottmann, Victor: Die Förderung der Begabten in der Kunst
DOI article:
Umschau / Nachrichtenteil / Inhalt
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0175

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die IPetfßaä ber 'Kitnß,

XVII, Ifeft 20.

Mi

ntd?t ein f|an&»erf bel?errfd?t unb in ber IDerfftaü
neben ber lüerfarbeit aud? <5efd?äffsfenntnis ftd?
angceignet l?at. Dort, unter ben Htitarbeitern, ȟrbe
er aud? mit (einem Dolfe enger r>er»ad?fen unb ben
pulsfd?lag ber neuen §eit (puren, ber nad? AusbrudE
uerlangt. Dort fönnte er lernen, jugleid} Diener unb
5üßrcr (eines Dolfcs 3U »erben. Die heutige Kunft*
arbeit muß 3ugletd? IDerfgrbeit (ein, ZTTan prüfe
halber, ob bie £uft 3ur (Seftaltung aud? uor bem
Hanb»erflid?en nid?t oerfagt, ob ber <£ntfd?luß unb
bie (ßebulb bis an bie f}obelbanf unb ben Sd?raub-
ftod, bie Säge unb bie 5eile Dorßaltcn. — Hud? auf
biefem ZDege fommen mir (d?lteßltd? 3ur Sd?üler»erf-
ftatt. (Dßne (ie fönnen »crtuoEe Betgungen unb
Einlagen nid?t erfannt »erben, aud? ber Aufftieg ber
Kunftbegabten bleibt oI?ne fie einfeittg."
porftmanns Hat, baß ber angeßcnbe Künftler
ein f?anb»erf erlernen möge, um fpäter, »enn es mit
ber l?ol?en Kunft nid?t gel?t, reumütig 3um Steinmefe
ober 3ur gjobelbanf 3uri\cf3ufel?ren, »trb oon ben
Künftlern mol;! fel?r r>erfd?ieben beurteilt »erben.
Batürltd? fann es für jeben, ber fid? einen freien,
alfo in materieller fjinjtdjt I?öd?ft unsuoerläffigen He»
rufe »tbrnef, nur non Bufeen (ein, »enn er außer*

bem nod? etmas „Solibes" lernt unb im Botfafi
ner»ertet. Aber es frägt fid? bod?, »ieniel enttäufd?te
Künftler nad? längeren 3al?ren ißrer Kunftausübung
in pßyftfd?er unb (onftiger I}inftd?t überhaupt nod?
imftanbe ßnb, um3u(atteln unb ein ehrbares fjanbmerf
3U betreiben. HTan fönnte es bem £?anb»erf aud?
nid?t nerbenfen, »enn es einen berartigen <Zu»ad?s
aus ben Kreifen ber <£nttäufd?ten banfenb ablel?nt, ßd?
3um minbeften »enig rool?l»oEenb bagegen nerßält.
porftmann (agt in (einem Auffafe an anberer
SteEe: „IDenn alle Berufe fpesteEe Begabungen för*
bern unb auf fid? 3tel?en »oEen, (0 ergibt fid? lefeten
<£nbes aus aE biefen Beftrebungen gan3 aEgemein
bie 5orberurtg nad? einer bem £eben angepaßteren
Sd?ule.. Darauf fommen aud? aEe Dorfd?läge f?in»
aus. IDenn bie £ebensbegabung geförbert »erben
(oE, (0 muß bie Sd?ule entfpred?enb geänbert »er*
ben, bie <£(ementarfd?ule »ie aud? bie Spesialfdjule
unb f^od?(d?ule. Das gefamte Dolfsnioeau ift
3U l?eben."
Damit barf man fid? »ol?l aEgemein einnerftanben
erflären, ofunoßl bie(e 5orberung »aßrltcf? nid?t ben
Heis überra(d?enber Beußeit l?at.
Dictor ©ttmann.

ümTdMtf

ber £ovticliu*=ÖUbcv ln ber berliner
Bational-tSateric.
^ür bie IDerfe Iebenber Künftler in ber national*
(Salerte läßt ßcß, naef? (Entreißung ber neuen (Erwerbungen,
bie nötige Beßangßäcße unter ben gegenwärtigen Derßält*
niffen nur baburd? gewinnen, baß ber ßweite Cornelius*
Saal frei gemacht wirb, naeßbem uor einiger Zeit fcf?on
ber erße aufgegeben würbe. Der (Entfcßluß baju ift ber
Utufeumsleitung nid?t Ieid?t geworben. 3n einer amtlichen,
fpäter Derößentltcßten Den!fd?rift uon 1910 l?at Direktor
jufti bargelegt („Der Ausbau ber Hational-(galerie", 1915,
Seite 45—47), wie er fid? bie gufunft ber Hational-tgalerie
benft. Heubau für bie Kunft (eit etwa 1870, (Einrichtung
bes jefeigen (Sebäubes als Ulufeum für bas 3at?rt?unbert
oon etwa 1770 bis 1870. Das ©empelßaus, für ben gegen-
wärtigen §wecf fo ungeeignet, wie nur tnöglid?, würbe
bann ein tnerfwürbig guter Bahnten für feinen 3nl?aÜ
(ein: bie ftolsen Henaiffance-Häume ber Säulenhallen unb
(Eornelius-Säle für bie plaßif unb JTtalerei großen Formates
unb füblic^en Stils, bie im Knftrag ber Könige entftanben,
bie fd?malen (Sänge unb Kabinette — bie in beiben ©ber*
gefd?offen neben ben (Eornelius-Sälen ttod? übrig bleiben
— für bie feinen Bilber ber befd?eibenen bürgerlichen IDelt.
3n feiner Schrift „Der Umbau ber Hational*<gaIerie", 191^,
l?at Direftor 3&fti l>ies nod? etwas näher ansgeführt.
Direftor 3aßi h^E cs alfo für richtig, baß bie Cornelius*
Säle ihrer urfprünglichenBeftimmungjurücfgegeben werben,
wenn einmal eine moberne (Salerie erbaut fein wirb. Die
gegenwärtige Ausräumung ift bemnad? als Hotbehelf gemeint.
Cs gehört aud? nid?t befonberer Sd?arfßnn ober (Sefd?macf
ba3u, um 3U ßnben, baß biefer leere Hiefenraum feineswegs
bie ibeale llnterfnnft für ©elgemälbe uon feiner ©ejtur
iß. 3mmerhin iß wenigßens bas £id?t gut.
Unb au^ für Cornelius felbß hat bie Hotmaßnahme
ihre £id?tfeiten.
3n bem sweiten Cornelius-Saal hingen bisher nod? —
außer ben Hethelfd?en Kartons — fechs Kartons con Cor*
nelius uon rießger £?öl?e, nier Breitformate unb uier ^od?*
formate; ba3u oier hohe mehrteilige prebeüen unb cier
gewaltige fünetten. Das frühefte unb weitaus beße unter
ben Breitformaten, bie apofalyptifchen Heiter, gejeich*

net, hängt nun im Creppenhaas, gegenüber bie beiben
ßod?formate; bie übrigen Stüde warten auf beßere feiten.
Die Stid?e oon ©haeter geben eine Dorßellung bes (Sefamt*
planes, ron bem and? bas bisher Ausgeßellte nur ein Ceil war.
Die Utufeumsleitung glaubt nun mit Hecht, baß bie
Befnd?er ber Hattonal-(SaIerie im allgemeinen ju biefer
wefentlid? engeren Auswahl eher ben IDeg ßnben werben,
als oorher. Der Karton ber apoFalyptifcßen Heiter iß nicht
nur Jünßlertfcf? unnergleid?Iich frifcher als alle anberen, fonbern
aud? allein wirflid? fchaubar; bie anberen ßnb (0 bünn
unb oetblafen geseidjnet, baß ße tatfäd?lid? faum 3U er»
fer.nen ßnb. (Etwas fräftigerßnb aud? bie beiben Hochformate,
bie ebenfalls ausgeßellt ßnb. Der Karton ber apofalyp*
tifchen Heiter ift nun ohne bie prebelle unb £ünette auf*
geßellt, welche uiel*(d?wäd?er ßnb, unb wirft baßer ßärfer;
jugleich fommt er fo, gan3 wefentlicß tiefer, bem Auge
näher; auch gibt bie baoor anßeigenbe Creppe bie Utöglichfeit
hößer 3U ßeßen, ben Heiterßguren etwas gegenüber, mit
ber Aufßd?t auf bie niebergeworfenen (Seßalten unten.
Beim Heraustreten aus bem erßen (Sefdfoß wirft, nad? (0
uiel ©elbilbern, bas fchltd?te (grau biefes einen Kartons
3wifd?en ben weißen ITtarmorformen (einer Umgebung ßär-
fer, unb bie große (Empßnbung fprid?t hier in ber Dereinselung
überrafd?enber, als es in bem Saal mit ben otelen rießgen
matten Kartons möglich war. Sicherlich wirb biefes wert*
Dollße Stüd in feiner jefeigen Aufftellung ben UTeißer fad?lich
meßr eßren, als es bisher burd? ben anfprud?SDoHen Saal
gefd?ah< Da bie (Salerie außerbem noch in ber Cafa Bar*
tßolby bie beiben beßen ^resfen enthält, bie Cornelius je
gemalt tjafe fo bürfte für bie neue 2Dertfd?äfeung biefer
Kunß, bie (td? an3ubahnen feßeint, bie günßigfie Unterlage
gegeben fein.
Die Hethelfd?en Kartons ßnb ebenfalls im Treppenhaus
aufgehängt; bret non ißnen, barunter „Kaifer ©tto in ber
Aachener (gruft", hingen btsl?er fo hoch, ntan ße über*
ßaupt nicht feßen fönnte; ße ßnb jefet alfo wieber 3ugänglich.
3n bem frei geworbenen Saale ßnb nun nod? Ieicßte
Umarbeitungen nötig, um bie Aufhängung fleiner ©elge*
mälbe unb Zeichnungen erträglich (eßeinen 3U laßen. Der
Saal fann baßer erß in einigen XDocßen 3ugänglich gemalt
werben.
 
Annotationen