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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 12
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Die Abwanderung deutschen Kunstbesitzes ins Ausland
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Umschau / Nachrichtenteil / Inhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0106

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*02

Die tPcrfflatt bet Kunft.___ XVII, gjeft *2.

Dollen IPeg abjufürjett uttb menigftens bte Weih bes etge«
nett £anbes por Perfdjleppung ins Huslanb 311 fdjügen?
ITEatt mirb einmenben, baß, mettn alle Pölfer ftdj 3U biefet
P1aßregel entfdjlöffen, es für uns unmöglich märe, 3um
23etfptel fran3Öftfdje unb englifdje Kunftaltertümer ju er«
merben. 2lber man barf pielleidjt bejmeifeln, baß biefes
Unglücf größer märe, als es bte sunetjmenbe Hbmanberung
unferes alten Kunftbejtges ins Huslanb ift. 3ekenfaHs
mirb man jngeben müffen, baß mir Peutfdjen mäljrenb bes
jegigen Kriegsjuftanbes unb folange bte (Entmertung unferes
Selbes bauert, bet einem allgemeinen Perbot, beutfdje Kunft-
altertämer an Huslänbcr 3U perfanfen, mehr gemimten als
perlteren mürben."
Pie Anregung Dr. IPalter Bombes fällt 3eitlidj jufatn*
men mit einem fdjleunigen Hnirag pon ITütgliebern faft
fämtlidjer Parteien bes preußifdjen Kbgeorbnetenljaufes.
3n biefem Hntrag mirb bie Staatsregierung erfuefjt:
„balbigft maßregeln 3a ergreifen, moburdj ber Perfauf
pon Kunftmerfen nicht met}r Iebenber Hteifter in bas Hns*
lanb perboten ober burefj entfpredjenbe Husfuhtabgaben
erfefjmert mirb."
Unter biefen Umffänben ift es moljl pon 3ntereffe/
barauf tjin3aroeifen, baß audj in (Englanb gegenmärtig ein
ähnlicher (Sefegantrag 3ur Perljanblung fielet. Per Hntrag
tjat feine triftigen Stäube; bie Uasfufyr mertpoller Kunft*
merfe nach Kmerifa, bie fdjon lange por bem Kriege ein«
gefegt unb bie Sorge englifdjer Kunftfreunbe madjgerufen
hat, nahm mäljrenb bes Krieges nodj in ünffallettber IPeife
3U unb hat namentlich eine bebeutenbe Kujat}! Pon IPerfen
ber Ulalerei bem altüberlieferten englifdjen Hefig entfrem«
bet. Pas geplante Perbot foll nidjt oon allgemeiner unb
umfaffenber Krt fein, fottbern bloß beftimmt bejeidjnete
IHeiftermerfe bes pripatbeßges (genannt merben (Semälbe
pon Hembranbt, Habens, (franj £]als, pan Pycf otjne He«
Fanntgabe ber Hefiger) treffen. Piefe Semäibe merben nadj
(Erlaffang bes Sefetjes nid?t otjne befonbere (Erlaubnis ber
englifdjen Hegierung ausgefüt}rt merben bürfen. Sletd?«
jeitig foll ein erheblicher Staatsfonb jum Knfaufe pon £Per«
fen, bie unter bem Husfutjroerbot ftetjen, 3uguttften öffent«
lieber UTnfeen gefdjaffen merben. Pie Hadjridjten über ben
3nl}alt bes geplanten Sefetjes flingen glaubhaft, fo fdjreibeu
bie „UTitteilungen ber K. K. gentralfommiffton für PenF*
malpflege", ba fte mit ben Richtlinien ber bisherigen Pen?*
malfdjnggefege (Englanbs itt Uebereinftimmuug ftehen.
(Es erhebt fieh bie (frage, ob ber gemeinfame Hntrag
ber bürgerlichen Parteien bes preußifdjen Kbgeorbneten«
haufes an ber englifdjen Hill fid? ein UTufter nehmen fönnte.
Porbilblidj märe für jeben (fall ber englifdje Porfdjlag,
3ugleich mit ber Perljinbernng ober Srfdjmerung ber Kus«
fuhr bie UTittel 3a fefjaffen, um ben bem £anbe geficherten
Kunffbeftg, menn ihn ber bisherige Hefiger peräußern mill,
ben öffentlichen Sammlungen 3U3uführen. 3Tt unferer §eit
ber außerorbentlidjen (Eingriffe märe es pielleicht möglich,
für beffimmte Kunftmerfe pon außerorbentlidjem Hang,

bie bei jeber Peräußerung, bie ihr jegiger Hefiger ober
feine (Erben beabßdjtigen fällten, nirgenbs anbers hiage«
hören als in bas Ulafeum eines beutfdjen Staates ober
einer beutfehen Stabt, bei einer ftaatlicfcen 3'>oentarifation
ben £Deg unb bie IHittel feftjulegen, öurdj bie bie Perftaat«
lidjung foldjer Kunftmerfe einft gefiebert merben Faun, ehe
ber meitere Hnftieg ber K!ten*UIeifter«preife bas immer
fchroieriger madji. (Es fei nur rafdj baran erinnert, baß
ber bentfeije pripatbeftg foldje einjige Kojtbarfeiten birgt,
mie bas Hilbnis eines JTiebici aus Haphaels reiffter §eit,
minbeftens 3mei Selbftbilbniffe bes gai?3 altert, bes mahr«
haft meifterlichen Hembranbt. (Eine anbere ^rage ift, ob
nach englifchem HTuffer ber Kusfuhrfchug auf bie foldjer«
ma§en feftjulegenben Kunftmerfe befchränft bleiben foll.
Per Parteiantrag, ber aud? bie mögltdjfeit non Kusfuhr*
abgaben als (Erfchmerung porfteh?, fdreint uns ba bScbft un>
glücFlicb. Kunftmerfe, bie bas Huslanb mirflidj haben mill,
befommt es audj, menn es bafür tüchtig Perjollen tnu§.
Pesmegen braud/t nodj nidjt ein pölltges Kusfuhrperbot
ben rechtmäßigen Kunffhanbel nach bem Kuslanbe 3U unter«
binben. tPir benfen uns eine Kommiffion ber gemidjtig»
ften beutfdjen Kunftmänner (nidjt nur Kunffhiftorifer, fon«
bem audj Künftler), bie in jebem (falle 3U entfdjeiben hüt»
ten, ob ein Kunftmerf ausgeführt merben barf unb bie aber
audj km hmier ihr ftehenben ftaatlidjen unb prioaten
IHitteln bafür ju forgen hätte, jene Kunftmerfe, beren Kus*
fuhr perboten mirb, ber ©cffentlidjfeit jujuführen, ohne
baß ber pom Kuslanb gebotene preis für ben uom Staate
ufm. 3U 3atjlenöen perbinblich märe. Hur menn auf folcfje
ober ähtilidje IPeife bie beften Kenner bte Perantmortung
für bie Hemaljrnng unferes Kunftbejiges por ber ©effent«
lidjfeit unb möglidjft audj por bem Heidjstag (bie Hefdjrän«
fung auf preußen märe tjödjft unratfam) jn tragen haben,
menn fie eine (Eemeinbürgfdjaft für bie ffüfßg merbenbe
Kunffmare jugefdjoben erhalten, fönnen bie fdjmeren Sor«
gen, mit benen bie (Ereigniffe ber allerjüngften §eit ben
bentfdjen Knnftfreunb bebrüifen, menn nicht behoben, fo
bodj gelinbert merben.
§u bem geplanten 2lusfuhrr>erkot fdjreibt (f rig Stahl
im „Herliner (Tageblatt": „(Es mar fdjon bes öfteren pon
einem foldjen Perbot bie Hebe, ohne baß ftdj bisher bie
Sadjoerftänbigen bafür erflärt hätten. (Es müßte bodj pon
biefen erfi einmal feftgt[teilt merben, ob mirflidj eine er«
heblidje Steigerung bes Kbffuffes midjtiger Kunftmerfe
ftaitgefunben tjaü ?ann feinesmegs jeber Perfauf als
fdjäblidj erflärt merben. tPir fönnen pielleicht Kunftmerfe —
ausgenommen feljr bebeutfame, bte man unter aüen Um-
ftänben feffhalten foll — eher über bte (Srenje geben laßen
als anbere Pinge, bte man ber Paluta megen ansführt.
3ebenfalls ift bie Pertjinbernng ihrer Husfuljr fein öffent-
liches 3ntereffe. Pie beutfdjen Sammler halten fdjon feff,
mas ber Hlühe lohnt, unb gehen in ben pretfen höher als
jemals. Pie Hlufeen müßten in ben Stanb gefegt merben
mitjntun."

Utnfebau*
$ric5IjofsJtunfi» Kunffgemerbemufeum ber Stabt §üridj peranlaßt, als
Pie gegenmärtig (bis \5. Januar 19(8) in gürtch 2t. StücF ihrer „IPegleitungen" ein h^cftche« mit (ehr tref«
ffattfinbenbe Kusftellung ^riebhef*?unff h^* kas fenben nnb nüglichen Betrachtungen über (friebhöfe unb
 
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