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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 31
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Das neue Luxussteuerprojekt und die Kunst
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Umschau / Nachrichtenteil / Inhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0260

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256

X>ie EDcrFßatt bet Kunß.

XVII, Qeft 31

,Kitfchf nicht ausjuncljmett. über praftifd? würbe bies
ba3u führen, baß in allen porjeflan« unb Balanterieläben
bie Steuerüberwachung ftattßnben müßte, unb bie allgemeine
Begrünbmtg ergibt, baß eine foldje Uusbetjnung ber Steuer
im gegenwärtigen §eitpmtft nicht burchführbar iß." §ur
Rechtfertigung ber Steuer auf KunfiwerFe wirb in ber
Begrünbnng auf bie Uuswiichfe hingewiefen, bie ßd? gerabe
in ber lebten §eit auf bem (gebiete bes Kunßhanbels ge«
3eigt hoben unb nicht ba3u angetan feien, ben Umfafe oon
KunßwerFen Iebigli<h »on ibeellen BeßchtspunFten aus 3U
betrachten. (Eine Uusnahme befielt jebodj bei ben Der«
Fünfen, bie lebenbe Künftler (auch Künßleroerbünbe) ober
ihre nächften (Erben cornehmen.
Ejiersu bemerFt UrchiteFt (Ernß ^riebmann in ber
„33. §. a. Ht.": „§u welchen unüberwinblichen Schwierig*
Feiten müßte bie Durchführung ber 3ehnpro3entigen Beßeue«
rnng ber ©riginal-Urbeiten auf bem (gebiet ber piaftiF unb
ber ITTalerei führen, oon ber nur ©riginalwerFe beutfe^er,
lebenber unb innerhalb ber lefeten fünf 3at}re oerßorbener
Künftler ausgefdßoßen finbl 3eber ©obestag eines beutfehen
Künftlers müßte in einem Kunfthanbels«Kalenbarium ge-
bucht werben unb ba es oiele ,namenlofe‘ Silber unb piaftiFen
gibt, mürben bet biefen bie Steuerfreiheit ober Beßeue«
rungsoerpßichtung Faum FontrolUerbar fein."

ferner follen auch Untiquitäten, alte Drudeunb
(gegen ft änbeberSammelliebhaberei mit Prosen!
uom DerFaufspreis befteuert werben, fofern biefe (Segen«
ßünbe nicht uorwiegenb 3U wißenfchafilichen gwecFen ge-
fammelt werben. (Nebenbei bemerFt, ein höchft unFlarer
uttb behnbarer Safe bes (Entwurfs. TDie will man ba Unter*
fcheibungen treffen unb wie gebenFt man bie Behauptung
bes Sammlers, baß er 3U wißenf<haftli<hen gwecFen fammelt,
3U wiberlegen?)
Schließlich foll ber Künftler auch noch bei öer ebenfalls
geplanten Umf afefteu er, welche alle £eißungen mit einer
Ubgabe non 5 pro Utille belaßen will, 3U ben £eibtragen«
ben gehören. 3n ber Begrünbung h^ß* es 3U biefem
PunFt: „(Es befiehl Feinerlei Unlaß, etwa halt 3U machen
oor benjenigen beruflichen ©ätigFeiten, bie lebiglich auf
geißigem Können aufgebaut ßnb, wie benen bes Rechts-
beraters, bes Ur3tes, bes Künßlers unb Schrifißeßers. Sie
alle erfüllen Bebürfniße ber BeoöIFerung, bie ihnen je
nach ben RotwenbigFetten bes £ebens als ,Derbraucher', als
nachfragenber Bewerber um ihre ©ütigFeü gegenüberßeht,
ebenfo wie ben Ungeboten non Kaufleuten unb £ieferanten."
Dorausßchtltch werben ß<h bie wirtfchafilichen Derbänbe
ber Künftlerfchaft mit bem Steuerentwurf, foweit er bie
Künßler angeht, noch angelegentlich befdjäftigen.

öitiTAaa

Bayevifd?« Utufeumsfvagen.
Unter biefem ©itel behanbelte Dr. Uuguft £. ITTayer,
Kuftos ber pinaFotheF in UTünchen, in ber „Rorbbeutfchen
Ullgem. Leitung" brennenbe Kunftfragen Bayerns. Dr.
UTayer fchreibt:
„Uls Ejugo 0. fEfdjubi 19 U nach Faum breieinhalb-
jähriger ©ätigFeit inUtünchen ßarb, hatte er nur ben Fleinßen
©eil ber uon ihm ins Uuge gefaßten unb allgemein als
notwenbig erFannten Reformierung ber bayerifchen Kunß«
fatnmlungen burdjgeführt. Die Ueltere pinaFotheF war wohl
neu georbnet, aber nicht in enbgültiger IDeife, fonbern be-
wußt fo, baß jebermann fehen mußte, baß Raummangel
herrfefjt unb baß für eine würbige Uufßellnng aller UTeißer*
werFe burch Un- unb Umbauten piafe gewonnen werben
müße. (Es war ©fdjubis plan, ben ursprünglichen Bau«
gebanFen Klen3es, bes genialen Schöpfers ber Uelteren pina-
FotheF, auf3ugreifen, bie (faffabe nach ber Babelsberger
Straße nun in oollem Umfang alsEjauptfaßabe 3U betrauten
unb nach &cr rücfwärts gelegenen Reuen pinaFotheF lßn
Flügel an bie Ueltere pinaFotheF ansubauen.
Diefes fehr fachgemäße projeFt war aus ben »erfchie*
benßen (grünben 3um Scheitern beßimmt. ©fchubis inte*
rimißifcher Rachfolger Ejetn3 Braune erbrachte burch eine
prot>iforif<he Reuorbnung ber (gemälbe in ber Reuen pina-
FotheF ben braßifchen Beweis, baß biefer Bau burchaus
oerwenbbar fei, 3Utn minbeßen in bie Reorganifationspläne
einbesogen werben müße. Der Braphißhen Sammlung
würbe bas UnterftocfwerF ber Reuen pinaFotheF als neue
^eimßätte 3ugewiefen, bas bisher in ber Reuen pinaFotheF
untergebrachte Untiqnarium follte sufammen mit berDafen*
fammlung als UTufeum antiFer KleinFunft in bem ber
(glyptotheF gegenüberliegenben, lange 3Prc h^P1*? Don
ber Se3efßon benufeten Uusßellungsgebäube am Königsplafe
untergebracht werben unb ber bamit cölltg freie Unterßod?
ber Ulten pinaFotheF für eine weitere Unterbringung uon
(gemälben alter UTeißer 3ur Derfügung ßehen. Durch ben
feit Unfang 1915 in UTünchen tätigen neuen BeneralbireF-
ior ber bayerifchen Staatsgemülbefammlnngen hot
allgemein gutgeheißene plan infofern eine Uenberung ge»

funben, als in bem (gebäube am Königsplafe sunächft ber
mobernen Kunß eine Ejeimßätte erößnet werben foll. Die
(gemälbegalerie ber Reuen pinaFotheF wirb in guFunft
eine Urt „Ludoviciana", b. h« ße foll in ber Ejauptfadje
(gemälbe aus ber gett König £ubwigs enthalten unb nach
biefer Richtung hin ergän3t werben, ferner foll ße aber
auch bie beutfehe Kunß bes J7. unb {8. (Johrtjunberts auf*
nehmen, alfo eine Urt Rationalgalerie werben.
(Es wirb nicht leicht fein, bie ©rennung gan3 folge-
richtig burdtfufühten, jedenfalls werben Schleich, Spifeweg
unb UTen3el im alten Bau nerbleiben unb bie moberne
Sammlung HTardes, benieiblFreis, Uhbe, Keüer unb Ejabcr«
mann, fowie bie mobernen fran3ofen in erfter £inie ent-
halten, ferner bie feljr bebeutenbe Sammlung neuerer piaftiF,
bie bas publiFum 311m ©eil noch gar nicht, 3um ©eil am
falfchen (Drt gefehen hai« fleht 3U ijoßen, baß biefe
moberne (galerie bis (Enbe 3uni bem publiFum 3ugänglich
gemacht werben Fann.
Die (graptßfche Sammlung hot bereits ihr neues Ejeitn
be3ogen unb bietet in ihrer IDeiträumigFeit unb burch eine
nicht 3U überbietenbe fyßematifche Katalogißerung eine
Stubiengelegenhett, bie gerabe3u ibeal genannt werben barf.
Der BebanFe ©fchubis, in ber bayerifchen Ejauptßabt
nicht unnötig alles an3uhäufen, iß ron Dörnhößer wieber
aufgegrißen worben. Die Fleineren (gemälbegalerien follen
burch IDegnahme oon Bilbern Feineswegs gefc^äbigt, fon-
bern ihnen in reichem DTaße t>or allem baburch (Erfafe ge-
Ieiftet werben, baß ßcfj 3U ben Bilbern älterer UTeißer auch
moberne (gemälbe gefeüen unb fo biefen Stätten frifdje
Fünßlerifche Unregung oermittelt wirb. (Es iß Dörnhößers
BebanFe, baß jebe ber ^ilialgemälbefammlungen ihren be-
fonberen ©hara^et erhalten foll, baß neben ben beßehen*
ben Sammlungen noch weitere errichtet werben, wie etwa
in Regensburg unb in Reuburg.
UTan rechnet bamit, baß Sie größeren unb Fleineren
bayerifchen Stäbte biefe für ihr geiftiges unb Fünßlerifches
£eben fo wichtigen Sammlungen ihrerfeits tatFräftig unter-
ßüfeen unb ße, oon fachmännifcher Seite beraten, aus eigenen
Utitteln ausbauen h^fett werben."
 
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