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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 37
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Dettmann, Ludwig: Die Kunstakademien und die Frauen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0307

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XVII, lieft 37.

Die Wcrfßatt öer Kunß.

303

(5an3aft im ßrahlenöen Bogenlidjt bes Scfjüle»
rinnenaftfaals erfriert.
<£s fommen bod| hier unb ba eigenartige grmfdjen»
fälle üor. 3ch erinnere mid?, baß in einer Damen»
flaffe bei einem jugenblicfyen Hft eine plößliche be«
benflidje Veränberung r>or fich ging; id? mußte bett
Zltann fdjneE eine paufe machen laffen.
2lber man fann ja eimnenben, bas alles fei gan3
natürlich unb besljalb fchließlich hormlos; aber fchön
iß es ja gerabe nicht. Schön ift es ja and) roohl
nicht, toenn jungen Stubenten unb Stubentinnen an
gemiffen Körperteilen gemeinfam bemonftriert mirb;
aber es ift rr>o£|l nicht anbers 3U machen.
Hun, es hot einigen netten hübfehen unb fittfamen
2tlebi3inerinnen, bie ich in Königsberg fannte, nicht
bas geringfte gefdjobet; auch nicht bie überßüffigen
berben (Erläuterungen eines älteren profeffors ba3ii.
(Es mirb fich ja in biefem gemeinfamen Unterricht
ein richtiger Weg gefunben hoben ober finben.
Vielleicht ift ja aber ein gemeinfamer Unterricht
im Hft gan3 überßüffig; befonbers in großen Stäbten,
t»o genügenb Schüler unb Schülerinnen oorhonben
finb. <£s hol ja fdßießlich jeber feinen Hft gan3
allein 3U seidenen. (Semiß, ein gemeinfamer frifcher
(Seift hebt eine Klaffe — aber ber fann ja auch in
einer Schülerimtenflaffe ebenfo norhanbeti fein mie
in einer Schülerflaffe.
Sicher ift, baß, feit in Königsberg grauen an
bie Kfabemie 3ugelaffen mürben, bas fütliche Bioeau
ber Schüler, fomeit ich beurteilen fonnte, höher mürbe.
Da bie Ceißungen ber Schüler im Hftfaal im
allgemeinen unb im Durchfdjnitt immer höher fein
merbenals bie ber Schülerinnen, mirb in einem gemein»
fanten Hftfaal bas (Sefamtnmeau, nom Stanbpunft
ber Schüler aus betrachtet, ungünftiger fein. Daburch
fönnten bie Schüler einen Nachteil hoben, benn man
muß annehmen: je höher bas (Sef amtnioeau, beflo höher
bie Ceißung eines (£in3elnen.

3<dj benfe hier immer nur an Calente. Das
(Senie fcheibet bei folchen Betrachtungen uöEig aus.
Das (Senic braucht feine Kunftfchule. Selbftoerftänblich
aber ift, baß man ber 5rau bas Stubium bes Uftes
doU gemährt, fjanbmerf ift bas frmbament int Bau
ber Kunfter3iehung unb Kunfiausübung, Uft3eid]nen
unb Uftformen finb bie (Srunbmauern, bie Pfeiler.
(Es ift fehr fchmer für aEes genaue Hegeln auf»
3ufteUen.
Sine 5orberung aber ift nötig: laffen mir bie
grauen aus bem Stubium, baß bas £eben gibt, aus
Werfftätten unb praftifch'iechnifchen Berufen in bie
ffochfchulmerfßätten unb fjochfchulflaffen fommen —
r>om Ijanbmerf 3ur Kunft, nom Kleinen ins (ßroße.
Der Krieg hot^rauen in Berufe gebracht, bie früher
UTänner innehatten unb bie nun Diele 5rauen glän3enb
ausfüUen. Sin Urteil bar über ift nicht abgefdßoffen;
mir miffen nicht, mie ber Stanb ber Volfsgefunbheit
ba3U fpridjt. Blanche 5rau unb manches Hiäbchen
jinb in einem Beruf, ber ihnen nie eine <§ieit ber
Schonung ließ, gealtert unb hoben Schaben an ber
<5efunbheit erlitten.
Wir müffen in banfbarer (Erinnerung an unfere
eigenen HTütter immer an bie höchfte Hufgabe ber
5rau benfen, auch bei Beurteilung aE biefer 5ragen.
Srleichtern mir ber 5rau biefe höchfte Hufgabe (es
mirb ja uieles angeftrebt: UTöglichfeit früherer unb
3eitiger Shefchüeßung, Wohnungsfrage ufm.), unb
geben mir ba3u aEe Befdjäftigungsmöglichfeiten,
fperren mir feinen Weg, auf bem fte glaubt, 3U einem
«Siele fommen 3U fönnen, fo mirb fte felbft, im <S5e«
fühl nirgenbs gehemmt 3U fein, ihre Kraft sur
richtigen Sntfaltung lenfen.
Hlfo es mirb mohl in biefen, mie in fo Dielen
anberen Dingen ein leiblicher Kompromiß 3uftanbe
fommen, barnit afle (Semüter, bie fich erljißt hoben,
mieber ruhig merben fönnen.

Utnfcfrau.

Ciit Känfttevflveit.
Prof. Itlaj £iebermann unb Prof. Sleoogt haben
CEinfprnch bagegen erhoben, baß bie Berliner Se3efßon in
ihrer Bilbnisausßellnng aud? einige ihrer, £iebermanns unb
Sleoogts, Bilbniffe jur Schau ßellte. „IVir bemerfen 3U
biefer Catfadje," fo fdjreiben bie Künßler, „baß mir 00m
Vorßanb ber Berliner Se3efßon nicht um Erlaubnis gefragt
morben ßnb, baß unfere Arbeiten fi<h gegen unferen XVillen
in ben Bäumen ber Berliner Se3efßon beßnben unb baß mir
gegen biefen mißbrauch unferes Hamens unb unferer Bilber
fehr entfdßebenen (Einfpruch erheben.Der erßepunft aller Bus*
fteüungsbebingnngen ift, baß ber Künßler mit ber Veröffent»
lidjung feiner IVerfe einperßanben iß. Da bie Bebingung
in biefem ^alle nicht erfüllt iß, oetlangen mir bie §urüdf»
3iehung unferer Bilber aus ber HusfieHung."
§u biefem Proteß oeröffentlichte ber Synbifus ber
Berliner Seseffion eine Srflärung, in ber es u.a. heißt:
„Ulan hielt es nicht für moralifch, biefe Herren, nur meil
fie perfönliche Segner ber Berliner Se3efßon ßnb, uon einer
Busßellung ,Sieb3ig 3at|re Berliner Bilbniffe* aussufchließen;
im ©egenteil, man hat bie beßen Bilber aus prioatbeßß,
bie erreichbar maren, ber Busßellung einoerleibt, nicht als
§ug» ober Benommierßürfe, fonbern als brei Hummern unter
\06 ausgeßellten IDerfen. 3^ betone bies, meil bie Sache

hoch nur eine moralifche Seite hat. Denn über bie Hechts»
läge fönnen ßd? bie bjerren £iebermann unb Sleoogt moffl
faum täufchen. Sie brauchen nur bie Begrünbung 3U § jo,
Hbf. 3 bes Kunßfchußgefeßes 00m 9. 3anuar (907 nach«
3ulefen; bort mürben ße gefunben haben, baß allerbings bie
Xiinßlerfreife ben iDunfdh hatten, auch bie Verfügung über
bie Husßellung eines XVerfes bem Urheber 3U beiaffen,
baß bas ©efeß aber bie öffentliche Husßellung bem freien
Verfügungsrecht bes (Eigentümers bes Bilbes oorbeffal»
ten hat, auch für eine entgeltliche Schaußellung, bie man
als Husßuß bes ©igentums nach allgemeinen Bechtsgrunb«
fäßen erachtete. DieUTotioe befagen ausbrücflich, baß, menn
3U jeber öffentlichen Schaußellung eines ©emälbes bie ©e»
neffmigung bes Künßlers ober feines oft nnbefannten Hechts»
nachfolg ers ein3uholen märe, bie Veranßaltnng oon Uns»
ßellnngen unter Umftänben gan3 unmöglich fei. Deffen«
ungead/tet hat ber ©efeßgeber aber bem Urheber immer
nodj bie lUöglichfeit eines proteßes gegen eine Husßellung
feines IVerfes offengelaffen, mennnämlid? feine fünß»
ierifeffen 3«tereffen ernßffaft gefäfftbet er*
feffeinen. bfieroon fann im oorliegenben ^alle natürlich
feine Hebe fein. Die Berliner Se3efßon hat eine hißorifche
Husßeflung oon Berliner Bilbniffen ber leßten ?o 3ahre
ohne Hürfßcfft auf Schule unb parte^ugefförigf eit ber Künßler,
 
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