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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 5
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Hansen, Fritz: Etwas über Preisausschreiben
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Umschau / Nahchrichtenteil / Inhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0042

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58

Die IPerfftatt 6er Kmtji

XVII/ E|eft 5.

trag, ber erfl sujianbe gefommen ift, menn and? bas An-
gebot in aller (form angenommen mürbe, unb bie Jjanb*
Inng erft mit Rücfftdjt auf biefes Angebot erfolgt. (Trotjbem
ift bie Binbung an bie Befanntgabe bes preisausfdjreibens
nicht fo fefi, bag fle nicht miberrufen merben fönnte, unb
es mirb im (Sefege ausbrücflidj beftimmt, bag bis jur Dor-
nahme ber fjanblnng bie Auslobung miberrufen merben
fann. Der IDiberrnf ift aber nur bann mirffam, menn er
in berfelben IDeife mie bie Auslobung befannt gegeben
mirb. 3g alfo 3. B. in (facfjseitfdjriften ein preisaus*
fdjreiben erfolgt unb berjenige, ber es erlaffen hat, fteljt
ftdj infolge ber Deränberung feiner (gefdjäftslage nicht mehr
imftanbe, bie Belohnung für bie geforberten preisarbeiten
3u 3at?len, fo mug er feinen IDiberrnf and? in benfelben
Seitfdjriften ceröffentließen, in benen er bas Preisausfdjrei«
ben befannt gab. Don biefem öffentlichen IDiberruf ift nur
ber entbunben, ber benjenigen, uon benen er meig, bag fte
fich auf bas preisausfdjreib en oorbereiten, eine befonbere
Mitteilung 3ugeljen lägt. 3f* aber bie fjanblmtg, bie ben
(Segenftanb bes preisausfdjreibens hübet, fefjon oollenbct,
fo ift ber IDiberruf unmirffam, meil er ja nur bis 3ur Dor-
nahme ber fjanblung juläffig ift. 2Iuf bas IDiberrufsredjt
fann aüerbings gleich beim (Erlag bes preisausfdjreibens
uerjidjtet merben unb 3mar ansbrücflicfj ober ftillfdjmeigcnb.
2XusbrncfIich burdj befonbere Mitteilung im Preisausfdjreiben
ober ftillfdjmeigenb. Das legiere ift bann ber (fall, menn
für bie Dornatjme ber bjanblung, für bie bie preife befiimmt
finb, eine (frift angegeben mürbe.
3n ben üblichen Preisausfdjreiben merben nun ge-
möt?nlid? mehrere Preife ausgefegt. (Es fann aber oorfommen,
bag auef? für ein unb biefelbe bjanblung ein Preis beftimmt
ift, unb bag, menn 3mei gleicher §eit ben IDettbemerbs«
bebingungen entfpredjen, gmeifel barüber entgehen, roer
Anfprndj auf ben Preis hat. Das (gefeg befiimmt besljalb,
baff, menn bie Ejanblung, für meldje bie Belohnung aus-
gefeit mürbe, mehrmals uorgenommen morben ift, bie Be-
lohnung bemjenigen gebührt, meldjer bie Ejanblung juerft
uorgenommen hat. Ejanbelt es ftch bei ber Auslobung nicht
um (Selb unb fommen 3mei Bemerber gleichseitig in Betracht,
fo muff ftatt ber (Teilung bes Preifes bas £os entfeheiben.
(Ebenfo menn im iDettbemerb ausbrücflidj gefagt mürbe,
bag nur einer bie Belohnung erhalten fofl. Entgehen bann

nod? megen ber Derteilung bes preifes Streitigfeiten unter
ben IDettbemerbern, bie barin ihre Urfadje haben, baff jeber
ben preis für ftd? in Anfprudj nimmt, fo fann berDeranftalter
bes preisausfdjreibens bie (Erfüllung uerroeigern, bis bie
Beteiligten ben Streit unter fid? geflüchtet haben.
berfelben fann aber uerlangen, bag bie Belohnung für alle
hinterlegt mirb. (ferner fbnnen bie Beteiligten aud? bei
einer (Teilung ber Belohnung uerlangen, baff biefe (Teilung
nad? billigem Crmeffen ftattfinbet. (gefdjieljt bas nidjt, fo
fonnen bie Beteiligten einen Ridjterfprudj barüber herbei-
führen.
(für preisbemerbungen enthält bas (gefeg aber nodj
befonbere Dorfdjriften, beten midjtigfte barin befteht, baff
eine (frifl für bie Bemerbung beftimmt fein muff. 3n fol-
djen (fällen, mo es ftdj um birefte preisbemerbung für
befiimmte £eiffungen hanbelt, mirb alfo im (gefege ein Der*
3idjt auf ben IDiberruf geforberl Dagegen ift nidjt befiimmt,
baff nun unbebingt für eine ber bei einem IDettbemerb
eingehenben Arbeiten ein Preis gemährt merben muff. Die
(Entfdjeibung hierüber mirb uielmeljr ben Preisrichtern unb
in (Ermangelung berfelben bem Auslobenben überlaffen,
beren (Entfdjeibung für bie Beteiligten uerbinblidj ift. Bei
Beteiligungen uon gleicher IDürbigfeit aber mirb burdj
(gefeg bie Derteilung bes preifes uorgefeljen, unter Umftän-
ben burdj bas £os. <Es mirb alfo hier in Beßug auf preis-
bemerbungen gegenüber ben gemöhnlidjen Auslobungen
infofern ein Unterfdjieb gemacht, baff unter gleidjmürbigen
Arbeiten nidjt berjenige ben Preis befommt, ber 3uerft ein-
geliefert hat. (Eine midjtige (frage ift 3um Schlug noch bie
bes (Eigentums an ben beim IDettbemerb eingegangenen
Arbeiten. (Einen Anfprudj auf biefes €igentum fann ber
Auslobenbe nur bann geltenb machen, menn er ausbrücflidj
in ben IDettbemerbsbebingungen baranf htngemiefen hat,
bag bie eingehenben Arbeiten in fein Eigentum übergehen.
3ft bas nidjt ber (fall, fo uerbleibt bem preisbemerber bas
(Eigentumsrecht an feiner Arbeit.
Uns allem ergibt geh jebenfalls, bag man bei Preis-
ausfehreiben nicht nur in ber Abfagung feljr corgdjtig fein
foll, fonbern bag audj biejenigen, bie jt<h an foldjen Aus-
lobungen beteiligen, gut baran tun, geh uorhw bie Begitn»
mungen, unter benen ber IDettbemerb erfolgt, genau an-
jafehen.

UmTcbau.

(Ein KembranMe$un& im Berliner Scfjlog.
©bmohl bte mehr als (oooo Hummern 3ählenben (ge-
mälbe ber fäniglidjen Sdjlöffer fdjon oft bnrdjgefetjen gnb,
fonnte ber £eiter ber Kaiferlidjen Kungfammlung, (geljeim-
rat Paul Seibel, füglich einen intereffanten (fnnb unter
ben 3urü(fgefteUten Bilbern machen. Der Kopf eines tjäg-
liehen Mannes oon ausgefprodjen flamifdjem (Typus fdjien
ihm in feiner ftarfen £idjtmirfnng unb lebensuollen Anf-
faffung Bembranbt als Künfiler 3U uerraten. 3n &er
fanb ftdj bie eigenhänbige Beseichnung bes Meifters uor.
Den ^funb nerö^entlidjt nun IDtlhelm 0. Bobe im neuen
fjeft bes 3ahrbudjes ber preugifdjen Kunftfammlungen.
€s ifi eine alla prima gemalte Stubie, bie in breitester Sicher-
heit mit menig trüber (färbe auf ben bunflen (Srunb hin*
geftridjen ift: in tief braunem Horf ein oollbärtiger Mann
mit bichtem, mnfdjeligem Ejaar. Die €ntjiehung lägt fich
auf bas 3atjr \66{ feftlegen — bamals malte Bembranbt

eine ganse Reihe folcher echt rufgfeher (Typen, beren einige
er für <£h«üftasbilber uermertete. Hur eine oeretn3eIte Quelle
meig baoon 3U berichten, bag ber Maler in jenem 3ahre>
3um überhaupt ein3igen Male in feinem £eben, ^ollanb
uerlieg unb ftdj längere Seit in ber englifdjen bjafenfiabt
fjull aufhielt. Aber ba er gerabe im3ahre (66 ( befonbers
viel gemalt hat, nimmt Bobe an, bag erb« griedjifdj-ortho-
boje pilgerfaramane, ber jene Slamentypen entflammen,
nidjt in bem bamals ftreng puritanifdjen (Englanb gefunden
hat. Der pilge^ug mar mohl in einem hoüänbtfdjen Sdjiffe
auf bem IDege nadj bem (gelobten £anbe nadj Amgerbam
gefommen, unb bie pilger h“üen illre Verberge in ber
Bähe Don Rembranbts rDoljnung, im 3ubenoiertel, einem
ber ürmften Se3irfe uon Amfterbam. 3m felben 3ahrc
fonnte er audj 3U>ei Somalineger auf biefe IDeife geh als
Mobelle cerfdjaffen; bamals madjte er Stnbien nadj ben
foftbareu Stoffen unb Turbanen oon dürfen unb Armeniern,
 
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