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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 13
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Eine Kunstdebatte im preußischen Abgeordnetenhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0114

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t)ie tffcrifßatt ber Kunß.

UO

UTnfeen oerfennen wollte. 3n ben lebten brcigig 3atjren
haben wir fetjr oiel mehr com Eluslanbe bezogen als ba«
hin abgegeben. (Es erfcf?etnt fetjr fraglich, ob mir bauernb
ein Kunßausfutjroerbot erlaßen foflen. Der (SeneralbireFtor
nnferer Sammlungen hat nach berHidjtung oor bem Kriege
immer abgewinft. Pas fielet aber nicht ber (Tatfadje ent«
gegen, ba§ ftcf? bie gußänbe im ElugenblicF Ijödjft be«
bäuerlich für uns entwicfelt tjaben. Pie Pinge liegen
in allen Bunbesßaaten nicht gleidj, fie haben ftd? beifpiels«
weife in Bayern anbers entwicfelt als bei uns. Klan fönnte
audj baran benfen, eine 3nüC«tarifa4ton ber wertooll*
ßen KunßbenFmäler oorjuneljmen. 3^ toeiß nicht, ob man
ba3n überget|en wirb, 3umal in biefem Ejaufe fetjr große
Bebenfen gegenüber ben BefdjränFungen bes prioatetgeu»
tams befielen. Pie Frage eines oorläußgcn Elusfutjroer*
botes bilbet feit über einem 3atjre (Segenßanb ber (Erwä«
gungen ber Hegierungen. 3^? tröffe, baß biefe balb 3U
einem Elbfdjluß Fommen. Kommt es 3U einem foldjen
Perbot, fo werben ßdj bei ber Schwierigfeit ber (Entfdjei«
bung Ulißgriße nidjt oermeiben laffen. Eludj bie Daluta*
frage barf man nidjt unterfdjäfjen. Piefe gan3e Frage Fann
nur mit großem (Ernße, größter (Sewißentjaftigfeit unb unter
BerücFßdjtigung ber (Sefamtlage bes Daterlanbes beurteilt
werben. Pie Kegierung wirb bemüljt bleiben, ber Schwierig«
Feiten Ejerr 3U werben. UEenti bas Ejaus bem Einträge 3U«
ßtmmt, fo werbe idj bas begrüßen in bem Sinne, baß idj
barin einen Beweis für bie HidjtigFeit ber Eluffaßung fetje,
bie idj bisher oertreten tjabe."
Elbg. 0. Bülow-Ejomburg (ntlb.): „UEenn auf biefem
(Sebiete mit (Erfolg etwas gefcfpetjen foll, fo muß man fdjnell
nnb entfdjloßen oorgeljen. Für bie näcfjße §eit fteßen wie*
ber große Knnßoerßeigerungen in Elusßdjt, bie oon einer
foldjen Bunbesratsoerorbnung fdjon getroffen werben
müßten."
Per Eintrag wirb angenommen.
Eins Einlaß biefer nidjt eben anfregenben Pebatte fpridjt
bie „(Täglidje Hunbfdjau" in einer «ßloffe etwas tjeftig über
gewiße KunftauFtionen ber lebten §eit, „biefe Ejejrenfabbate
oon Bilbertjänblergenie nnb Kriegsgewinnprofcerei, wo
fmarte Kulturjobber unb tuegen bauernber Unbrauchbar«
Feit gut oerbtenenbe Kaßern itjre Blöße nacft 3eigen." Sie
fäljrt bann fort: „Um biefem fdjamlofen (Treiben, insbe«
fonbere ber Perfdjleppung unferer Kunßfdjäfce ins neutrale
unb feinblidje Elaslanb in etwas oor3ubeugen, haben mir
ein Elusfuhruerbot für bie Pauer bes Krieges unb bie Ueber«
gangs3eit gewünfdjt. Ellfo ein Hotgefefc für bie fdjlimmße
§eit, wie ausbrücflich betont wirb. (Tro^bem Fann ber
oberße Kultnrberater Preußens ftdj 3U nidjts entfdjließen
nnb für nidjts entfdjeiben. (Er fleht bie Ktebsfdjäben, er
gibt ße 3U, er Fennt ,bie gefdjäftlic^en Ulachenfdjafteu ge*
wißer perfonen', alles, alles, aber, aber . . .1 3mmcrMrt
macht er bie trößlidje Ulitteilung, baß bie Hegierung über
eine {frage, für beren Beantwortung es in fedjs UEodjen
enbgültig 3U fpät fein bürfte, fdjon feit über einem 3ahr*
tiefgrünbige (Erwägungen anßellt. (Esbeßefjt alfo begrünbete
Ejoßnung, baß biefe (Erwägungen in einem weiteren 3atjre
3U bem Flaren (Ergebnis führen Fönnten, es wäre beßer ge«
wefen, wenn noch i>*i feiten etwas getan worben wäre, um
einer erfannten nationalen Kffenfdjanbeein<Enbe3U machen."

XVII, $cft \3.

Pa iß es nun oon 3Ht®reße, einmal 3U unterfudjen,
weldje alten KleißerwerFe in ben letjten 3ahren aus Dentfdj«
lanb ansgeführt würben. Pie Frage iß nidjt gerabe leidjt
3U beantworten. Per Kunßhanbel h«t ein 3utereße baran,
biefe Elusfutjr, bie ßdj bis 3um Kriege ja fo gut wie jeber
amtlidjen Kontrolle etit3og, 3a oerfdjleiertt. Unb gerabe
was in ben großen Derßeigerungen an EluslanbsoerFäufen
beFannt wirb, iß nidjt bas widjtigße. (Es muß als ßdjcr
gelten, baß auf allen im Kriege ßattgefunbenen großen
beutfdjen Kunßoerßeigernngen oon Ejänblern unb foldjen,
bie ßdj nicht gern fo nennen hören, eine El^atjl ber be<
beutenbßen StücFe 3um gwecFe ber Eiusfntjr bei tüieber«
erößnung unferer (Bremen erßeigert worben ßnb. Penn
fo locfenb audj bas Papiergelb unferer Kriegsgewinner
rafdjelt: bie oft etß burdj ben Krieg nach Peutfdjlanb 3u«
rücfoerfefcten Ulänner bes internationalen Knnßhanbels
redjnen mit ben unberechenbaren ameriFanifdjen Kapitalien
bodj manchmal noch lieber. Seit bem ameriFanifdjen §oll*
tarif oom 5. Eluguß 1909, ber alle KunßwerFe 3ollpßtdjtig
madjte, iß bie (Einfuhr aus Peutfdjlanb bis 3um Kriege
bort fprungtjaft geßiegen, foweit es ßdj um alte Kunß
tjanbelt. *90? waren es erß für 250000 Pollar KunßwerFe,
bie etngefütjrt würben, t9U fdjon p/4 Ulillion. Unb bodj
Famen erß nach biefem 3ahre ein Paar fc^tocrc Derluße
bes beutfdjen Kunßbeß^es tiadj Elmerifa.
t9t2 würbe in Berlin ber Ejieronymus Bofch, ber einß
bem PireFtor bes KupferßidjFabinetts, {friebridj £ippmann,
gehörte, für bas Hew-porFer UletropoIitan«Ulufeum erwor«
ben. (Einige §eit uorljer hatte Ulorgan burdj Dermittlung
einer £onboner (ftrma aus Ejanauer {familienbeß^ bas
Foßbare emaillierte (Triptychon erworben, bas einß ein Elbt
oon Staoelot mit wunberuollen by3antinifdjen (Emaillen als
Umhüllung ber Beliquien, eines Stücfdjen Ejo^es uom Kreu3
(Eßrißi unb bes Fragmentes eines Hagels, hatte fdjmücfett
laßen. Unb nadj Elmerifa ging audj ber Ulantegna ber
Sammlung IPeber, ben ein parifer Bänbler auf ber Ber«
liner Derßeigernug ber Ejamburger (Salerie im Februar \<)\2
mit 590000 UTarF be3ahlte, ein anberer Parifer Ejänbler
gewann bamals bas uielnmßrittene Bilb ber (Ehebredjerin
oon Hembranbt, fein fdjönßes Knabenbilbnis, bie beiben
(Tiepolos. Sie ßnb woßl längß über ben großen (Teidj.
Für Boßon würbe bamals ber Fiügelaltar bes Elltfölner
ITteißers oon Sanft Seoerin erßeigert.
Eins ber Sammlung Hernes, bie ja oiel beutfdjen Kunß*
beßtj gelocfert hat, ßnb bann (9(3 in Paris ein paar weitere
UEeber-Bilber bem Eluslanb geßdjert worben: bie Elnna
Selbbritt oon Bruyn, bie Hubensff^e. Unb fcßon bamals
Fonnte Fein bentfdjes XTTufeum gegen ben hoüänbifdjen
Prioatfammler an, ber bie monumentale nacfte Flauen*
geftalt bes Straßburger Henaißancemalers ^ans Balbung
mit U5 000 Feanfen be3atjlte. Ells bie Sammlung £anna,
bie ja hauptfädjltcfj aus Peutfcßlanb 3ufammengebracht
worben war, in Berlin aufgelöß würbe, ba gingen bie
beßen nnb teuerßen (Emaillemalereien oon £imoges, bas
beße (Sias ber Sammlung, ein fyrifdjes Stücf, ins jeßt
feinbliche Eluslanb. Unb bamals 3uerß machte man bie
(Erfahrung, baß ßdj bie Elgenten ber ameriFanifdjen Samm*
ler unb bie parifer Ejänbler, bie bisher hödjßens rheinifches
Steinseug gefauft hatten, plößlich meit mehr für beutle*
 
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