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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 17
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Kühl, Hugo: Das Altern unserer steinernen Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.41229#0146

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XVII, 5eft \7.

Pte IPerfftatt ber Kunft.

H2

bem Perbrennmtgspro3e§ gebilbet mirb, an bem
Kohlenftoff beteiligt ift. 3nt praftifchen leben be»
3eid?nen mir jebe Perbinbung oon Kohlenftoff mit
Sauerftoff als Perbrennung, in ber IPiffenfchaft ift
ber Begriff auf bie Perbinbung aller Ürftoffc mit
Sauerftoff ausgebehnt. tPeit mehr als ber Quar3
ift ber Relbfpat löslich in fofylenfäureljaltigem XPaffer,
am mciftcn ftnb es jeboch bie febimentären (Scfteine,
ber Half unb Sanbftein.
Piefe meiftens langfam aber hoch unaufhaltfam
fortfchreitenbe Permitterung mirb burd} mechanifche
Kräfte gemaltig imterftüßt. Pas in bie feinen
poren bes (Sefteins eingebrungene IPaffer fprengt
beim (Scfrieren bie fefie Blaffe unb erleichtert tjicr-
burch bie obengenannte Permitterung. Pie granit*
nen ©belisfen Borns, bas feinen IPinter mit Eis
unb Schnee fennt, ftnb noch oor3Üglich erhalten,
unb in ben prächtigen ©belisfen Kegyptens reben
3ahrtaufenbe 3U uns, mährenb bie oiel jüngeren
©belisfen r>on paris unb Bcm*l}orf unter bem
IPinter fo litten, baß man ftdj crnftlid? mit ihrem
Schuh« befaßt. 3^ tropifchen Cänbern führt ber
oft plößliche ©emperaturmechfcl 3U ähnlichen Zer*
ftörungen, tt>ie fie ber Rroft im Borben bebingt.
Es ift biefes leicht oerftänblich, 3ahllofe Beifpiele
aus bem praftifchen leben lehren uns ja immer
mieber, baß bie meiften Stoffe feinen fchroffen Cent*
peraturcoechfel oertragen. Ein ftarf erhifctes (Sc*
fäß aus (Sias ober Stein fpringt, fobalb mir burch
Eingießen oon faltem IPaffer eine plößliche 21 b*
fühlung hßrbeiführen. 3^ hßi&en Cänbern mirb
bas (Seftein burch bie aufprallen^en Sonnenftrahlen
erhißt, ein plößlicher Stur3regen führt bie Kbfühlung
herbei unb ber jähe tEemperaturmechfel bebingt ein
oberflädiliches Beiden. Piefes tritt um fo mehr
unb leichter ein, je geringer bie bem BTineral inne«
mohnenbe Spannfraft ift, man fpricht baher gerabe*
3U oon „Sonnenbrennern" unb be3eichnet als folche
unter ber Einmirfung bes foeben befprochenen tEem*
peraturftur3es leicht fpringenbe Blineralien.
Per 3etftörenbe Einfluß ber Efiße tritt in erftcr
linie bei ben (Sefteinen heroor, bie nicht gleichartig
ftnb, fonbern aus einem (Semenge non \\zVl<zx\ unb
bunflen Blineralien beftehen, meil bie bunflen tEeile
meit mehr bie IPärmeftrahlen oerfchluden. 3C
grobförniger bas (Sefüge ift, um fo mehr macht
jtdj bie ungleichmäßige Erhißung unb in ihrem
(Befolge bie Spannungsbifferen3 bemerfbar. 3^
einem Portrage, gehalten im Perein 3ur Perbreitung
naturmiffenfchaftlicher Kenntniffe in IPien, mies
Dr. Blfons Ceon barauf hin, &aß <*n &er Sübfeite
t>on Blonumenten 3ia^ens grobförnige (Sranite unb
(Sneife oerfagten, mährenb [ich feinförnige bemähr*
ten. Pie gleichmäßig feinen Blarmorforten ber
Bauten in Penebig, Born unb Rloren3 litten faum
merfbar im Caufc ber 3ahrhuttberte, oon 3U*
fammengefeßten, grobförnigen Breccien«Blarmorenf
namentlich ben farbigen, fann man bas gleiche
nicht fagen.

Pie Zeit gräbt ihre 5urdjen nicht immer gleich
tief, ber feinförnige Stein mirb älter als ber grob»
förnige, ber (Sranit überbauert ben Sanbftein. IPir
rechnen mit fleinen Zeiträumen in unferer (Sc»
fchichte, oerlangen oon Blonumentalbauten eine
Cebensbauer oon 300—500 3<*hren, oon Kunft*
merfen eine mohl breimal fo lange Spanne. Per
fchaffenbe Künftler muß bie Eigenart bes (Sefteins
unb bie meteorologifchenPerhältniffe feines Canbes be»
rüdfichtigen, menn feine Schöpfungen alt merben
follen. Per Kölner Pom, beffen (Srunbftein f2^8
gelegt mürbe, seigt oor3Ügli<h, mie bas IPetter bie
Cebensbauer bes (Sefteins beeinflußt unb mie be«
beutungsooE bie IPahl bes Baumaterials ift. Pas*
felbe gilt oon ben Penfmalsfchöpfungen. Pie (Srab-
mäler aus grobförnigem Sanbftein ftnb in einigen
3ahr3ehnten feine Kunftmerfe mehr. — Sogar bie
Cöfungsfähigfcit bes bichtgefügten Kalffteins in
fohlenfäurehaltigem IPaffer fommt für ben Künftler
in Rrage. Blarmorftatuen in (Särten unb auf
öffentlichen pläßen fud?t man baburch 3U erhalten,
baß man fte im IPinter forgfam mie Bofenftöcfc
oerpadt, um fie gegen Rroft unb SchneefaE 3U
fchüßen. 21n SteEen, mo fich ber Schnee anfammeln
fann, ber bie Kohlenfäure ber Cuft unb bie aus
Rabrifgafen ftammenbe fdjmefligc Säure löft, be»
ginnt burch öiefc recht halb bie Zerfeßung. 3ß
biefe au<h nur oberflächlich, mirb im laufe eines
3ahrhunberts nur \ mm bides Ejäutchcn abgclöft,
fo oerlieren bie Kunftmerfe hoch in fur3er Zeit ben
(Slan3 unb bie Reinheiten.
Bleine leßten Erörterungen ftreifen fchon bie
gan3 felbftoerftänbliche Catfache, baß ber Stanbort
bas Klter eines Kunftmerfes beeinflußt. (Srabbenf*
mäler auf fdjattigen tiefliegenben Rriebhöfen, mie
fie im Rlachlanbe nicht feiten angetroffen merben,
3eigen recht balb bie Spuren bes PerfaEs, mährenb
aus gleichem IHaterial gearbeitete, aber auf hoch
unb gegen IPinb, IPetter, Begen unb Schnee ge»
fchüfet gelegenen Rriebhöfen errichtete, erhalten
bleiben. IPir fönnen ftänbig beobachten, baß in
Rabrifftäbten aufgefteEte Penfmäler oiel rafcher
altern als in Stäb ten, bie feine Schlote ha^en,
meli^e bie Btmofphäre mit Buß, fchmefliger Säure
unb Kohlenfäure bereichern. Paß bie Penfmäler
auf ber IPetterfeite einen befonbers fauberen Ein*
brud machen, barf uns nicht irreführen. IPer bie
BTarmorbauten Penebigs fah, bem fann es nicht
entgangen fein, baß fte fteEenmeife eine tiefe Schmähung
3eigen, fteEenmeife rein meiß ftnb, ’mcil ber Buß burch
bie Begengüffe auf ber IPetterfeite abgemafchcn mürbe.
Betrachtet er aber bie Zhuten, (Seftmfe, Säulen unb
Statuen näher, fo fteht er bie Spuren ber Permitte«
rung, ber Z^rfefeung burch Kohlenfäure unb
fchmeflige Säure gerabe auf ber blenbenb meißen
Seite. IPenn mir einen beutfdjen Monumentalbau,
ein in Sanbftein auf geführtes Bathaus ber Be*
naiffance ummanbern, fo erfennen mir fehr balb
bie IPetterfeite an ber tiefgreifenben Permitterung
 
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