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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 17.1917/​1918

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Heft 23
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XVII, Efeft 23.

f>ie li)crlßatt ber Kunß.

M

gehen 3U bürfen. Das mar uns leibet nicht oergönnt. Hber
gianjenber als je erßraßlt heute in bem größten Kriege,
ben bie THelt faß, ber Fößlidjße (Ebelßein in unfern Krone,
bie ßingebenbe opferfreubige (Treue unferes HoIFes. Die
reifen (gaben, mit bencn mir ßeute in fo ßoßem HTafje
erfreut mürben, nehmen mir gern unb mit Danf entgegen.
<Es ift unfer tHunfdj, baß bie uns bargebrachten £anbes-
fpenben mcßt untergeßen im IHedjfel ber geit, fonbern baß
ße erhalten bleiben jum bauernben ©ebädjtnis, baß bie
IHoßlfaßrt unferes HoIFes unfer !jöd?ftes (glüff ßienieben
iß." Had? ber Hufsäßlung oerfdjiebener IDoßlfaßrtsßif»
tungen fußr ber König bann fort: „(getreu ben Ueberliefe*
rungett unferes Kaufes, bas bie Pflege unb ^örberuug ber
Kunß ßets 3U feinen fcßönßen Horredjten ge3ÜßIt bat, haben
mir aber auch ben IHunfdj, am (Tage unferer golbenen £jodj-
jeit bem Fünßlerifcßen Staffen HTündjcns in befonberer
IHeife bie ^ürforgc j^umcnben. IDir ßaben uns halber
entfdjloffen, als (grunbblodP 3ur (Errichtung eines oor«
nehmen Husßellungsgebäubes für Kuttß unb
Kunßgemerbe auf bem ©elänbe bes alten botanifdjen
Wartens in ber (Elifenßraße ben Betrag oon t 200000 UTF.
aus uns 3ur Herfügung ßeßenben Hutteln 3U uberroeifen."
tHilßelm Ejaufenßein begrüßt in ben „IHiincß.
Heueß. Hacßr." bie plafjbeßimmnng als bie Flafßfcße £öfung
einer immer bringenber maßnetiben Hufgabe unb führt bann
bes UTeiteren aus: „Hun beßeßen jebodj 3mei <£in3elfragen,
bie mit biefer Hufgabe im gufammenßang ßeßen. (Es oer-
lautete oor mcßt langet §eit, ber Se3efßon metbe ein platj
im alten Botanifdjen (garten für einen non ihr geplanten
Heubau 3ur Herfügung geßellt merben. (Es oerlautete auch,
bie nötigen Drittel feien burch Stiftung bereits 3ufammen«
gefommen, Die BicfjtigFeit biefer Behauptungen foll h^er
meber beßritten noch behauptet merben. H>ie es ff<h bamit
oerljalten mag: grunbfätslid? iß fooiel gemiß, baß bei ber
Hermertung bes alten Botanifdjen (gartens für Kunßaus«
ftellnngs3mecFe bie ©emäljrung irgenbmelcher Ho^ugsrecßte
oon Hebel märe, meil es notmenbig iß, bas Husßellungs«
problem im gansen 3U fehen unb nicht einmal bloß bie 3m
tereffen aller gegenroärtigen Fünftlerifchen Elemente HTün«
<hens, fonbern bis ju bem möglichen (grab ber Ueberßdjt
auch &i« ber §nFnnft in einem (generalplan fyßematifdj 3U
berütfßdjtigen. Die Sesefßon felbß fdjeint biefen Stanb-
punFt 3U teilen, hjerr 0. hfabermamt hat ftd? in einem
3nteroiem in foldjem Sinne ausgefprodjen. <Er forberte
einen allgemeinen Kunßansßetlungsbau in sentraler tage
unb empfahl 3ugleich bas Syßetn ber paoillonbauten, bas
in ber (Tat große Dortige 3U oerbürgen fcheint. pläne mit
biefer (Tenbens lagen fchon cor.“
Ha<ß einer halbamtlichen Herlautbarung befteht nicht
ber plan, ben (glaspalaß niebersulegen. Vielmehr mirb
beabßdjtigt, ihn in ein ausgebetjntes Baufyßem tjmeinsu-
arbeiten, beßen ^ront als „mäßig hohe Bauanlage", „etma
mit oorliegenberSäulenhalle", ber (Elifenßraße entlangführen
unb alfo ber bis heute in ihrer fdjmeren Jfrontalität nodj
nicht genügenb empfunbenen (nörblidjen) hjauptfaffabe bes
^ußispalaßes gegenüberliegen foll. Huf bie £inie ber Kreis«
ßraße foll, moßl sur Breite bes (glaspalaßes überleitenb,
ein mittlerer QuerFomplej; ausgerichtet fein. <Es mirb be-
tont, baß bie HermirFlidjnng bes ©ebanFens an ber ©ßfeite,
alfo in ber Büße bes feßr fchönen Flafß3ißifchen ©arten-
portals, ihren Hnfang nehmen foll. Diefer plan beßfct
oßne gmeifel Ho^äge natürlicher Situattons-£ogiF. Schmie*
rigFeit liegt itt ber ^rage, mie bas immerhin überragenbe
unb moßl leidjt bureß ßdj felbß 3entrale Baummaß bes
©laspalaßes, ber „oorerft in feinem ga^en Umfang er-
halten" merben foll, in ben gebuchten BauFörper ohne einen
bie Henßeit, ©an3heit unb Bebeutung bes Unternehmens
beeinträdjtigenben Kompromiß hineinge3ogen merben Fann.
Der plan felbß forbert eine „organifdje Besießung", bie
auch Fönftigen Bauaufgaben nicht oorgreift. Ulan muß
alfo noch meitere IHittetlungen über bas projeFt abmarten,
um ßch ein beßimmtes. Urteil barüber btlben 3U Fönnen.

Cine wichtige ^rctge ier Kunßcr}iehttttg.
Die „Kölnifche goüung" fchreibt: „3n Düffelborf
näßert ßch eine ^frage ber Kutiße^ießung, bie über bie
Stabt hinaus oon grunbfäfjlicßer Bebeutung iß, ißt« <Ent-
fdjeibung, ob nämlich bie Kunßgemerbefcßule als felb*
ftänbige Hnßalt fortbeßeßen ober ob ße in ber Kunß*
aFabemie aufgeßen foll. HIs £jaupt3iel einer KnnßaFa*
bemie gilt ber lanbiänßgen Hnßcßt bie non jeber praFtifdjen
Besießung Iosgelöße Kunß: bas Staßeleibilb unb bie (frei-
plaßtF, unb ber Husbilbungsgang ber meißen HFabemien
fdjeint biefe Hnßdjt 3U beftätigen. Xüie fdjon ein flüchtiger
Bücfblicf in bie Dergangenßeit 3eigt, liegt aber bie Bebeu-
tung cieler füßrenber Künßler für bas Sdjönßeitsempßnben
ißrer §eit 3um guten (Teil bariti, baß fie ßdj nießt auf bie
fogenannte reine Kunß befdjränFt, fonbern aus ber ^ülle
ißrer ©eftaltungsFraft auch angeroaubten Künße be-
fruchtet ßaben. Hie iß bie (Trennung 3mifdjen reiner unb
angemanbter Kunß fo fdjroß gemefen, mie im oorigen 3aßr«
ßunbert, unb nie ßat eine §eit im Herßältnis 3U ißren
materiellen ITUtteln fo oiel ärmlidjen, menngleicß oft prnnF«
ßaften, maßllos sufammengepumpten plunber 3ußanbe*
gebracht. 3n ^cn lebten 3aßr3eßnten ßat ßcß bas feßr ge«
beßert; eine Heiße namßafter Künßler betreibt heute auch
angemanbte Kunß mit reifem Derßänbnls für bte praFti-
fdjen Bebtngungen unb nidjt bloß als gelegentlich« Spielerei.
Die ßödjße Hufgabe, bie 3. B. einem IHaler geßellt merben
Fann: bas große, monumentale UTanbgemälbe führt 3um
(Tßeaterporßang aus Stein, menn nidjt ber Künßler mit
ardjiteFtonifdjen Begriffen oertraut iß, unb gar bie einheit-
liche Husßattung eines gansen Baumes, etma eines Bat-
ßausfaales, einer Kircße, oerlangt gebtegene Kenntniffe ber
angemaubten Künße, nießt in bem Sinne, baß ber Ieitenbe
Künßler einen UTanbbeßang felbß Fnüpfen, einen UTetall*
befcßlag felbß treiben müßte, fonbern, baß er gemiffermaßen
in bem betreffenben Stoff 3U benFen oermag. Die Kunft«
aFabemie ßat besßalb bie Pflidjt, ißren Befudjern bie UTög«
licßfeit 3U gemäßrett, ßcß audj in ben §meigett, bie neben
bem barum Fetnesmegs 3U oernachläffigeuben Staffeleibilb
unb ber ^reiplaßiF liegen, aus3ubilben; bas bient nießt nur
3um Horteil ber Kunß, fonbern au^ ber ein3elnen Künßler,
benn Staffeleibilb unb ^reiplaßiF allein gemäßren audj
begabten Künßlern oft nur Färglidjert £ebensnnterßalt.
Der Düffelborfer KunßaFabemie iß eine foldje Betätigung,
abgefeßen ooti menigen Sonbersmeigen, abgefeßnitten bnr^
bas Beßeßeit ber Kunßgemerbefcßule. Hieles, mas auf ber
HFabemie geleßrt mirb, muß audj auf ber Kunßgemerbe«
fcßule gelehrt merben; biefe ßat fogar, mie bie meißen ber«
artigen Scßnlen, ben menfcßlicß feßr begreiflichen <Eßrgei3,
ißr ©ebiet 3U ermeitern unb eine Hrt 3metter HFabemie 3U
merben. Daß ßierburcfj eine erßeblicße Her3ettelung oon
©elb unb £eßrFräften eintritt, ift oßne meiteres Fiat; es
fragt ßdj nur, ob biefe Hersettelung burdj befonbere Hor-
teile ber Kunßgemerbefcßule ausgeglichen mirb. Hadj faß
einftimmigem Urteil ber SadjFenner iß bas burdjaus nießt
ber ^all. Sie 3eitigt, ba ße bie grünblicße (Ersießung ber
THerFßatt nießt erfefct, ißre Sdjüler nidjt genügenb lange
feßßält unb ißnen boeß bie ßödjßcn §iele oorgauFelt, ein
bebauerlidjes inißoerßältnis 3mifcßen IHollen unb Können,
b. ß. Dilettantismus. Die angeblich fertigen Sdjüler mer-
ben fünßlerifdj mit Becßt nidjt oollgettommen, anberfeits
ßräubt ßcß bas fjanbmerF in ßeigenbem Ulaße gegen bie
Beffermiffer unb THenigFönner. Die geplanten Um- unb
Heubauten in Düffelborf mürben bie gufammenlegung oon
HFabemie unb Kunßgemerbefcßule außerorbentlidj erleichtern.
HTarnm iß ße nodj nießt feß befdjloffen? U?eil bie HFa-
bemie bem Kultus-, bie Kunßgemerbefcßule bagegen bem
f^anbelsminißerium unterßeßt, bas iß moßl ber tiefße©runb.
Diefe feßarfe (Trennung oon Kunß unb Kunßgemerbe ift
Faum 3U oerteibigen, unb gerabe ßeute, mo bie §ufatnmen«
faffung aller IHittel, bie größte SparfamFeit bei ßöcßßmög-
iiajer £eißungsfäßigFeit ein bitterernßes ©ebot iß, mürbe
bas Efanbelsminißerium ßcß ein ßoßes Herbienß ermerben,
menn es auf facßlidj ungerechtfertigten Hefforteßrge^ oer-
 
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