Abonnemeutspreis: Bei
direktem Bezug von der Ex-
pedinon 45 kr. oder 13 Sgr.,
bei Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 54 kr. oder
15str Sgr. für daS Quartal.
Inserate zwei Sgr. für die
doppelfpalkige Petitzeilc.
Wochen-Blatt
des
A s t i s tt s l -'D r e i N s.
Herausgegebrn im Äustrage des Vereins-Äusschusses.
Frankfurt a. M., den 6. Juli.
1865.
Abonnements-Einladung.
Indem wir auf das seit Anfang April bei der unterzeichneten Expedition erscheinende „Wochenblatt des
Nationalvereins" freundlichst einladen, bemerken wir, daß alle Postämter und Buchhandlungen Deutschlands
Bestellungen auf dasselbe annehmen. Ebenso kann direkt bei der Expedition abonnirt werden.
Der Abonnementspreis beträgt mit Einrechnung der in der Freien Stadt Frankfurt bestehenden Stempel-
Steuer bei direktem Bezug von der Expedition (ohne das Porto) 45 kr. oder 13 Sgr., bei Bezug durch die
Post oder den Buchhandel 54 kr. oder 15'/? Sgr. für das Quartal. Inserate werden mit zwei Silbergroschen
fÄr die doppelspaltige Petitzeile berechnet.
Frankfurt a. M., im Juni 1865.
Die Expedition Les Wochenblatts Les Uationalvereins.
(C. Adelmann, Gr. Eschenheimerstratze 43.)
Inhalt:
Wochenbericht. — Auö Preußen. — Aus Mecklenburg. I. — Die „Un-
zufriedene»" im Nationalverein. — Ein Wort von den Polen. — Aus
Franken. — Anzeigen.
Wochenbericht.
Frankfurt, 4. Juli.
* Durch den Ministerwechsel in Wien wird Oesterreich
wieder in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gebracht,
aus welchem es seit dem Frankfurter Fürstcntagc hatte zurück-
treten müssen. Gleichwohl ist nichts gewisser, als daß Deutsch-
land weder als Beweggrund noch als Zweck irgend einen
Antheil an feilem Ereignisse hat, und daß es nur beiläufig
von den Wirkungen desselben berührt, vielleicht auch schwer
getroffen werden wird. Das Triebrad der österreichischen Ka°
binetsverändernng, darüber sind alle Urtheile einig, ist die
ungarische Frage. Die ganze Handlung spielt ausschließlich
zwischen dem Hause Habsburg und dem Magyarenthum; alles
Ucbrige, und zumal Dcutschösterreich, ist dabei bloßer Gegen-
stand. Um endlich zur Aussöhnung mit Ungarn zn gelangen,
die man in Wien nicht länger entbehren will oder kann, muß
vor allen Dingen der constitütionclle Gesammtstaat nach Maß-
gabe des Februarpatents ausgegeben werden, und mit dem
Februarpatent sällt natürlich dessen Urheber, Herr v. Schmer-
ling. Ungeachtet mancher Verstimmung und gelegentlichen Op-
position ist Herr v. Schmerlig bis auf diesen Tag der Mann
des Vertrauens der Deutsch-Oesterreicher geblieben, und hat
die Mehrheit des Reichsrathes immer an ihm, als dem eigent-
lichen Träger des österreichischen Constitutionalismns, festge-
haltcn; die Magyaren aber wiegen zur Zeit iu Wien schwerer
als die Deutschen, die ungarische Verfassung von 1848 schnellt
das Schmerling'sche Centralisationssystem iu die Luft, und so
muß deun der deutsche Staatsminister irgend einem jener na-
tionalitätsloscn Cabinctsmänner Platz machen, wie sie Oestreich
von jeher in Menge hervorgebracht und bestens zu verwerthcn
verstanden hat. Die öffentliche Meinung in Deutsch-Oesterreich
äußert sich über diese Vorgänge nur mit scheuer Zurückhaltung
uud erwartet, mit Unruhe zwar, aber mit Ergebung, die Dinge
die sich weiter daraus entwickeln werden. Wie viel Grund zu
Befürchtungen aller Art indessen auch vorhanden sein möge,
so viel ist so gilt wie gewiß, daß das künftige österreichische
Negierungssystem die constitutioncllen Formen, in denen sich
das politische Leben des Kaiserftaats feit einigen Jahren be-
wegt hat, möglichst unangetastet lassen wird, unter dem Vor-
behalt natürlich, daß mau nach wie vor einen sehr bescheidenen
Gebrauch davon mache. Das Haus Habsburg wird also den
merkwürdigen und bis jetzt beispiellosen Versuch machen, ein
großes Reich mit zwei grundverschiedenen Parlamenten zu re-
gieren, die bei allen wichtigen Angelegenheiten in Uebercin-
stimmung mit einander zu bringen sind, wenn nicht der Staat
in die größten Gefahren gerathen soll. Wenn nichts Besseres,
fo wird jeden Falls ein höchst interessantes Schauspiel dabei
herauskommen.
Die Fortdauer oder vielmehr die Zunahme der Spannung
zwischen Oesterreich und Prcußeu gibt sich in einer fortlaufen-
den Reihe von unzweideutigen Merkmalen kund. Fast jeder Tag
bringt Reibereien zwischen Hrn. v. Halbhnbcr und Hrn. v.
Scydlitz, gegenseitige Ausfälle der ministeriellen Presse in Wien
und Berlin, diplomatische Handstreiche des Hrn. v. Bismarck
gegen den Grafen Meusdorfs und umgekehrt. Daß dieser Hader
auf offenem Markte geführt wird, ist das sichere Kennzeichen
seiner Bitterkeit. Der österreichische Ministerwcchsel wird
direktem Bezug von der Ex-
pedinon 45 kr. oder 13 Sgr.,
bei Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 54 kr. oder
15str Sgr. für daS Quartal.
Inserate zwei Sgr. für die
doppelfpalkige Petitzeilc.
Wochen-Blatt
des
A s t i s tt s l -'D r e i N s.
Herausgegebrn im Äustrage des Vereins-Äusschusses.
Frankfurt a. M., den 6. Juli.
1865.
Abonnements-Einladung.
Indem wir auf das seit Anfang April bei der unterzeichneten Expedition erscheinende „Wochenblatt des
Nationalvereins" freundlichst einladen, bemerken wir, daß alle Postämter und Buchhandlungen Deutschlands
Bestellungen auf dasselbe annehmen. Ebenso kann direkt bei der Expedition abonnirt werden.
Der Abonnementspreis beträgt mit Einrechnung der in der Freien Stadt Frankfurt bestehenden Stempel-
Steuer bei direktem Bezug von der Expedition (ohne das Porto) 45 kr. oder 13 Sgr., bei Bezug durch die
Post oder den Buchhandel 54 kr. oder 15'/? Sgr. für das Quartal. Inserate werden mit zwei Silbergroschen
fÄr die doppelspaltige Petitzeile berechnet.
Frankfurt a. M., im Juni 1865.
Die Expedition Les Wochenblatts Les Uationalvereins.
(C. Adelmann, Gr. Eschenheimerstratze 43.)
Inhalt:
Wochenbericht. — Auö Preußen. — Aus Mecklenburg. I. — Die „Un-
zufriedene»" im Nationalverein. — Ein Wort von den Polen. — Aus
Franken. — Anzeigen.
Wochenbericht.
Frankfurt, 4. Juli.
* Durch den Ministerwechsel in Wien wird Oesterreich
wieder in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gebracht,
aus welchem es seit dem Frankfurter Fürstcntagc hatte zurück-
treten müssen. Gleichwohl ist nichts gewisser, als daß Deutsch-
land weder als Beweggrund noch als Zweck irgend einen
Antheil an feilem Ereignisse hat, und daß es nur beiläufig
von den Wirkungen desselben berührt, vielleicht auch schwer
getroffen werden wird. Das Triebrad der österreichischen Ka°
binetsverändernng, darüber sind alle Urtheile einig, ist die
ungarische Frage. Die ganze Handlung spielt ausschließlich
zwischen dem Hause Habsburg und dem Magyarenthum; alles
Ucbrige, und zumal Dcutschösterreich, ist dabei bloßer Gegen-
stand. Um endlich zur Aussöhnung mit Ungarn zn gelangen,
die man in Wien nicht länger entbehren will oder kann, muß
vor allen Dingen der constitütionclle Gesammtstaat nach Maß-
gabe des Februarpatents ausgegeben werden, und mit dem
Februarpatent sällt natürlich dessen Urheber, Herr v. Schmer-
ling. Ungeachtet mancher Verstimmung und gelegentlichen Op-
position ist Herr v. Schmerlig bis auf diesen Tag der Mann
des Vertrauens der Deutsch-Oesterreicher geblieben, und hat
die Mehrheit des Reichsrathes immer an ihm, als dem eigent-
lichen Träger des österreichischen Constitutionalismns, festge-
haltcn; die Magyaren aber wiegen zur Zeit iu Wien schwerer
als die Deutschen, die ungarische Verfassung von 1848 schnellt
das Schmerling'sche Centralisationssystem iu die Luft, und so
muß deun der deutsche Staatsminister irgend einem jener na-
tionalitätsloscn Cabinctsmänner Platz machen, wie sie Oestreich
von jeher in Menge hervorgebracht und bestens zu verwerthcn
verstanden hat. Die öffentliche Meinung in Deutsch-Oesterreich
äußert sich über diese Vorgänge nur mit scheuer Zurückhaltung
uud erwartet, mit Unruhe zwar, aber mit Ergebung, die Dinge
die sich weiter daraus entwickeln werden. Wie viel Grund zu
Befürchtungen aller Art indessen auch vorhanden sein möge,
so viel ist so gilt wie gewiß, daß das künftige österreichische
Negierungssystem die constitutioncllen Formen, in denen sich
das politische Leben des Kaiserftaats feit einigen Jahren be-
wegt hat, möglichst unangetastet lassen wird, unter dem Vor-
behalt natürlich, daß mau nach wie vor einen sehr bescheidenen
Gebrauch davon mache. Das Haus Habsburg wird also den
merkwürdigen und bis jetzt beispiellosen Versuch machen, ein
großes Reich mit zwei grundverschiedenen Parlamenten zu re-
gieren, die bei allen wichtigen Angelegenheiten in Uebercin-
stimmung mit einander zu bringen sind, wenn nicht der Staat
in die größten Gefahren gerathen soll. Wenn nichts Besseres,
fo wird jeden Falls ein höchst interessantes Schauspiel dabei
herauskommen.
Die Fortdauer oder vielmehr die Zunahme der Spannung
zwischen Oesterreich und Prcußeu gibt sich in einer fortlaufen-
den Reihe von unzweideutigen Merkmalen kund. Fast jeder Tag
bringt Reibereien zwischen Hrn. v. Halbhnbcr und Hrn. v.
Scydlitz, gegenseitige Ausfälle der ministeriellen Presse in Wien
und Berlin, diplomatische Handstreiche des Hrn. v. Bismarck
gegen den Grafen Meusdorfs und umgekehrt. Daß dieser Hader
auf offenem Markte geführt wird, ist das sichere Kennzeichen
seiner Bitterkeit. Der österreichische Ministerwcchsel wird