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Deutscher Nationalverein [Hrsg.]
Wochen-Blatt des National-Vereins — 1865 (Nr. 1-39)

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 30 (5. October 1865 - 26. October 1865)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44609#0229
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AbonnemestspreiS: Bei
direktem Bezug von der Ex-
pedition 45 kr. oder 13 Sgv.,
bei Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 54 kr. oder
I5'/2 Sgr. für das Quartal.
Inserate zwei Sgr. für die
doppelfpaltige Petitzeile.

Wochen-Blatt
des


'Ustisttak -AI e r e i n s.

Herausgegeben im Auftrage Les Vereins-Ausschusses.

1865.

Frankfurt a. M., den 19. Octoder.

Abonnements-Einladung.
Indem wir zum Abonnement auf das seit Anfang April bei der unterzeichneten Expedition erscheinende
„Wochenblatt des Nationalvereins" freundlichst einladen, bemerken wir, daß alle Postämter und Buchhandlungen
Deutschlands Bestellungen auf dasselbe annehmen. Ebenso kann direkt bei der Expedition abonnirt werden.
Der Abonnementspreis beträgt, mit Einrechnung der in der Freien Stadt Frankfurt bestehenden Stempel-
Steuer, bei direktem Bezug von der Expedition (ohne das Porto) 45 kr. oder 13 Sgr., bei Bezug durch die
Post oder den Buchhandel 54 kr. oder 15'^ Sgr. für das Quartal. Inserate werden mit zwei Silbergroschen
für die doppelspaltige Petitzeile berechnet.
Frankfurt a. M., im September 1865.
Die Expedition des Wochenblatts des Uationalvereins.
(C. Adelmann, Gr. Eschenheimerstraße 43.)

Inhalt:
Wochenbericht. — Aus Preußen. — Der zweite deutsche Jugendwehr-
tag. II. — Zur jetzigen Lage. I. — Wider Troitschke. — Aus Franken.
— Anzeigen.

Wochenbericht.
Frankfurt, 17. October.
* Wie das Tridentiner Conciliurn seiner Zeit den hei-
ligen Geist im Postfelleisen von Nom zugeschickt erhielt, so
erwartet die preußische Politik heute ihre Eingebungen aus
Biarritz. Der Weg ist weit, der Telegraph unsicher, jedes Miß-
vcrständniß gefährlich, und dadurch erklären sich denn die der-
maligen Stockungen des sonst so rüstigen Ganges der schles-
wig-holsteinischen Geschäfte des Ministeriums Bismarck. Frei-
lich, die Polizei iu den Händen des Hrn. v. Zedlitz hat nach
kurzer Rast das Werk der moralischen Eroberung Schleswigs,
durch Beseitigung charactcrfester Beamten, durch Quälerei der
Presse und Verfolgung der die Volksgesinnung vertretenden
Vereine, wieder ausgenommen; die direkte Annexionspolitik aber
ist, äußerlich wenigstens, in Stillstand gerathen, und ob und
mit welchen Mitteln sie wieder in Bewegung gesetzt werden
wird, das hängt ohne Zweifel von den Offenbarungen ab,
welche vom Strande des Meerbusens der Gascogne, wo Herr
v. Bismarck beim Spaziergänge nach feinem ersten und zwei-
ten Seebade zufällig mit dem französischen Kaiser zusammen-
traf, an die Ufer der Spree gelangen. O, in Berlin und
Potsdam versteht man sich von altcrsher auf politische Ehre
und Würde! .Trotz des Testamentes Friedrich Wilhelms III.,
des „Heldenkönigs", welches die Pflicht, zweien Herren zu
dienen, zum obersten Grundsätze der preußischen Staatswcis-

heit machte, hat man sich an dem einen derselben bereits so ziem-
lich emancipirt; das Haus Habsburg, dem noch Friedrich Wil-
helm IV., in begeisterter Erinnerung an das brandenburgische
Neichserzamt, so gern wieder „das Becken halten" wollte, ist
von Herrn v. Bismarck barsch nach Pesth verwiesen worden
und scheint den Weg dahin wirklich bereits angetrcten zu
haben. Rußland aber soll sich nicht etwa cinbilden, daß, weil
man ihm fünfzig Jahre lang beharrlich die Schleppe getragen,
man sich nicht doch endlich einen neuen Brodherrn suchen
könnte. Auf eigenen Füßen stehen und von eignen Mitteln
leben zu wollen, wäre natürlich ein falscher Ehrgeiz; denn zu
solchem Zwecke müßte man sich ja zu dem preußischen Volk
halten und mit der deutschen Nation ans einen guten Fuß
setzen, Dinge, die selbstverständlicher Weise tief unter dem
hohenzollcrn'schen Stolze sind. Viel lieber versucht man es
selbst mit dem Bonapartismus, der freilich von Haus aus
ein über die Achsel angesehener Emporkömmling ist, sich aber
durch seine eiserne Faust immerhin als würdiger Schutzherr
der monarchischen Ordnung nachträglich legitimirt hat. —
Recht so, gebt dem Teufel eiu Haar und es wird euch bald
genug geschehen, was Rechtens.
Deutschland befindet sich, Angesichts des Bismarck'schen
Regimentes, in der verzweifelten Lage, zu sehen, wie das Un-
glück sich über seinem Haupt langsam zusammenzieht, und doch
völlig außer Stande zu sein, sich zu helfen. Die Hülfe,
welche nns Noth thut, kann nur von Preußen selbst kommen
und Preußen hat zur Zeit weder den Willen noch die Kraft,
sich der Negierung zu entledigen, welche den Staat herab-
würdigt, zerrüttet, entnervt und dadurch, zugleich mit der ge-
summten deutschen Nation, dem Verderben entgcgenführt. Preußen
ist sogar zur Hälfte geblendet und bestochen durch den trüge-
rischen Schein von Stärke und Erfolg, welcher die Bismarck'sche
Politik einhüllt. Das Sporngeklirr, die brutale Miene und
 
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